Junger Fahrer kam von Straße ab: dramatische Rettungsaktion
„Ich sprang sofort ins Wasser“: Obertaufkirchner Ehepaar Sax rettet Autofahrer (19) aus Weiher
Der 19-jährige Autofahrer wollte einer Katze ausweichen, kam von der Straße ab und landete in der Nähe von Obertaufkirchen in einem Weiher. Sein Fahrzeug sank tiefer und tiefer. Dass er noch lebt, verdankt er zwei außergewöhnlichen Schutzengeln.
Von Harald Schwarz und Kirsten Seitz
Obertaufkirchen – Am Dienstag, 13. Juni, kurz nach 21 Uhr spielten sich in Kirchkagen dramatische Szenen ab. Mehr als 40 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei waren im Einsatz, nachdem bei der Rettungsleitstelle der Notruf eingegangen war, dass ein Pkw in einen Weiher gefahren sei. In dem Fahrzeug befinde sich noch eine Person. Das Fahrzeug sank zusehends tiefer und die Nacht nahte.
Irmgard Sax sprang sofort ins Wasser und schwamm zum Auto
Dass der junge Mann so schnell gerettet werden konnte, verdankt er seinen beiden Schutzengeln, dem Ehepaar Sax. Sie wohnen nur wenige Meter von dem Unfallort entfernt. Irmgard Sax (40) hatte das Reifenquietschen, unmittelbar darauf einen lauten Knall und ein lautes Schreien gehört. Sofort eilte sie an die Unglücksstelle und wurde so zur Lebensretterin. „Ich sah das Auto im Weiher schwimmen und dass sich darin noch jemand bewegte. Ich sprang sofort ins Wasser. Im Auto saß ein junger Mann. Er hatte zum Glück die Fensterscheibe heruntergemacht. Ich schwamm zu dem Fahrzeug und sagte ihm, er solle über die Beifahrerseite aussteigen. Er hatte wohl einen Schock und saß nur starr da. Ich half ihm dann aus dem Auto“, erzählt die Retterin.
Auto landet in Weiher bei Obertaufkirchen




Johann Sax zieht das Auto mit seinem Traktor ans rettende Ufer
Sie blieb als Helferin nicht lange allein. „In der Zwischenzeit kam auch mein Mann mit dem Traktor. Ich befestigte ein Seil an dem Auto. Johann zog es dann mit dem Traktor an Land“, setzt sie ihre Schilderung mit bemerkenswerter Selbstverständlichkeit fort. „Das Auto hatte sich schnell mit Wasser gefüllt. Dazu kam, dass es sich aufstellte. Am Grund des Weihers befindet sich viel Schlamm. Auch die Nacht nahte. Deshalb musste schnellstmöglich gehandelt werden“, erzählt ihr Ehemann Johann Sax.
Aus dem Polizeibericht geht hervor, dass der 19-jährige Oberdinger mit seinem Opel auf der Gemeindeverbindungsstraße von Kagen in Richtung Stierberg unterwegs war. Auf Höhe eines Weihers bei Kirchkagen lief, laut Aussagen des 19-Jährigen, ein kleines Tier, möglicherweise eine Katze, über die Fahrbahn. Beim Versuch, auszuweichen, verlor der junge Mann die Kontrolle über das Auto. Der Opel kam schließlich nach links von der Fahrbahn ab, prallte dort gegen einen Baum und landete schließlich im dortigen Weiher.
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Die Schwiegermutter Anneliese Sax war gerade in der Kirche, die sich auf dem Grundstück der Familie liegt, um die Glocken zu schlagen. Fast zeitgleich mit dem Glockenschlag gab es einen lauten Knall. Darauf folgte ein lauter Schrei. Sie eilte sofort aus der Kirche und sah aus der Weite, wie das Auto im Weiher lag und zu versinken drohte.
Hätte man das Fahrzeug nicht so schnell entdeckt und geborgen, wäre es auf alle Fälle komplett untergegangen. Die Bergung des Fahrzeuges aus dem Weiher war gar nicht so einfach. Da es sich bereits stark mit Wasser gefüllt hatte, war es selbst für den Traktor ein Kraftakt, den kleinen Opel an Land zu ziehen. Bis die Einsatzkräfte eintrafen, hatten Johann und Irmgard Sax Auto und Fahrer bereits geborgen und in Sicherheit gebracht.
Geholfen, ohne lange zu überlegen
Durch das beherzte Eingreifen seiner Retter konnte der junge Mann sofort vom Rettungsdienst medizinisch versorgt und anschließend ins Krankenhaus gebracht werden. Irmgard Sax hatte nicht lange überlegen müssen, ob sie der Person in dem sinkenden Auto hilft. Sie sprang ins kalte Wasser und dachte nur daran zu helfen.
Man darf nicht wegschauen, wenn jemand in Not ist
Das Ehepaar Sax hat drei Söhne: Dominik (12), Lukas (11) und Nesthäkchen Bastian (7). Für ihre Kinder sind sie Vorbilder, aber nicht nur für sie. Schließlich kann jeder in eine Situation kommen, in der er schnell Hilfe braucht. Dann kann er froh sein, wenn Menschen wie Irmgard und Johann Sax in der Nähe sind. Die ältesten Söhne bekamen das alles mit und reagierten wie ihre Eltern. „Unser Großer sauste sofort in den Stall und holte eine Kette, damit man das Auto rausholen kann. Das vermitteln wir unseren Kindern auch, dass man nicht wegschauen, nicht weghören und auch nicht schweigen darf, wenn jemand in Not ist“, sagt Irmgard Sax.
Dann setzt ihr Mann Johann (40) nachdenklich fort: „Ich musste sofort an meine Buben denken, weil das ja auch so ein junger Kerl war. Ich fragte mich, wie es denen mal so gehen wird, wenn die in dem Alter sind. Ich hoffe, dass niemals etwas passiert, aber wenn, dann hoffe ich, dass denen auch jemand hilft“. Für sie ist klar, dass jeder helfen kann, selbst wenn man nur einen Notruf absetzt und andere Personen um Unterstützung bittet.
40 Einsatzkräfte waren vor Ort
Der Opel erlitt durch Unfall einen wirtschaftlichen Totalschaden in Höhe von etwa 15.000 Euro und wurde später abgeschleppt. Da bei der Rettungsleitstelle zunächst nur die Mitteilung „Pkw samt Person im Wasser“ einging, wurden zahlreiche Feuerwehren und Wasserrettungsorganisationen zur Unfallstelle beordert. Vor Ort waren schließlich über 40 Einsatzkräfte der Feuerwehren Obertaufkirchen und Rattenkirchen. Die anderen Einsatzkräfte konnten bereits bei der Anfahrt wieder abbestellt werden, da schnell bekannt wurde, dass der Mann bereits aus dem Wasser gerettet wurde.
Tipps zum Thema „Wasserunfall: Wenn das Auto ins Wasser stürzt“ erhält man unter anderem vom ADAC.

