Kein Nass von oben
Noch nie so trocken wie jetzt: Mühldorfs Landwirte warten auf Regen
Seit Wochen hat es nicht mehr richtig geregnet. Die noch unbestellten Felder sind staubtrocken. Wie der Mößlinger Landwirt und Bauernverbands-Kreisobmann Ulrich Niederschweiberer die Lage einschätzt.
Mühldorf – „Seit 1931 war es deutschlandweit noch nie so trocken, wie in den zehn Wochen von Anfang Februar bis Mitte April“, meldet der Deutsche Wetterdienst. Ein Blick auf die Internetseite Wetterkontor zeigt, das letzte Mal hat es in Mühldorf am 29. März nennenswert geregnet. An diesem Samstag Ende März fielen 11,8 Liter auf den Quadratmeter, an den Tagen davor und danach ist nur mäßiges Tröpfeln archiviert.
Trockenes Wetter, trockene Böden
Diese Trockenheit freut alle, die sich gerne draußen aufhalten oder ihren Beruf unter freiem Himmel ausüben. Gartenbesitzer dagegen wäre es lieber, wenn sie ihre Frühlingsblumen und Pflanzen weniger gießen müssten.
Und die Landwirte? Haben auch sie genug von der wochenlangen Trockenheit und wünschen sich ergiebigen Regen, am besten eine ganze Woche lang?
„Regen dat ned schaden“
„Ja, es ist trocken“, sagt Ulrich Niederschweiberer, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes. „Beim Maisanbau staubt’s sauber auf den Feldern. Regen dat ned schaden.“ Aber noch sei die Lage für die Landwirtschaft nicht dramatisch, meint der Mößlinger, der für das Gespräch mit den OVB Heimatzeitungen extra von seiner Feldarbeit nach Hause gekommen ist.
Maisanbau geht gut voran
Die Nächte seien noch „saukalt“ und untertags ist es noch nicht so heiß, dass die sommerliche Verdunstung den Kulturen auf den Feldern schaden könnte. „Vor dem Maisanbau bringen wir Gülle auf dem Acker aus, der bringt Feuchtigkeit in den Boden und hält sie auch dort“, erklärt er. Für das, was jetzt angebaut wird, steige auch genügend Feuchtigkeit auf, denn die Trockenheit sei noch nicht bis in die Tiefe der Böden gewandert. Bis Ende April wird der Großteil der Maissaat im Boden sein.
Sommergetreide kommt im Landkreis Mühldorf kaum auf die Felder. Für das bereits auf den Feldern sprießende Wintergetreide sei es sogar von Vorteil, wenn es jetzt trocken ist. Denn dann wurzle es tiefer nach unten, um sich zu versorgen. Gut, wenn es später im Jahr eine Dürrephase geben sollte. Da wäre es jetzt schlimmer, wenn die Pflänzchen in Staunässe stehen würden.
Grundwasser hat sich erholt
„Die letzten zwei Jahre war es bei uns richtig nass“, erinnert sich der Bauernobmann. „Das hat dem Grundwasserstand in unserem Wasserschutzgebiete enorm gutgetan. Er ist auf einem Niveau wie vor 20 Jahren.“ Das sei nicht nur für die Landwirtschaft eine gute Nachricht.
Trockenheit erleichtert die Arbeit
Dass die Böden derzeit so trocken sind, erleichtert den Bauern die Feldarbeit. „Wenn es zu nass ist, wie in den Vorjahren, wissen wir gar nicht, wie wir am besten reinfahren sollen, dann ist das Risiko von Flurschäden hoch“, so Niederschweiberer. Im letzten Herbst haben er und seine Berufskollegen sich da richtig schwergetan. Auch die Straßen zu und von den Feldern bleiben dank trockener Witterung sauber, das dürfte auch den anderen Verkehrsteilnehmern gefallen, es staubt halt ein wenig mehr.
Wetterkarte schauen ist jetzt Pflicht
Die Wetterkarte der Tagesschau kurz vor 20.15 Uhr und die nach den Tagesthemen sind für Ulrich Niederschweiberer tägliche Fixtermine, deren Vorhersagen mit dem Zug der Wolken und Regengebiete sind für ihn wichtiges Handwerkszeug. Wegen der laufenden Feldarbeit studiert er auch jeden Tag den Regenradar der Wetter-Apps, bloß „die meisten taugen nicht viel, die kannst ned brauchen“, grinst er.
„Bei uns ist kein stärkerer Regen in Aussicht, der soll eher in West- und Mitteldeutschland runterkommen“, so sein Fazit aus den Beobachtungen der letzten Tage. Wenn es aber erst mal wieder regnet, dann werde die Natur quasi explodieren und zum Beispiel das Gras einen richtigen Schub tun.
„Trockene Jahre sind die besten“
Als Landwirt mit jahrzehntelanger Erfahrung hat er eins gelernt: „Trockene Jahre sind die besten Jahre für die Landwirtschaft!“ Natürlich dürfe es nicht nur trocken sein, ein langanhaltender nicht zu heftiger Regen zwischendurch sollte schon sein. Bloß kein Stark- und Dauerregen, das sei genauso schädlich für die Ernte wie lang anhaltende Dürre.
Auch die Wälder sind trocken
Momentan macht er sich größere Sorgen wegen der hohen Waldbrandgefahr. „In Niederbergkirchen hatten wir Anfang März schon zwei Böschungsbrände“, er ist alarmiert. „Vom Flugplatz Mößling starten vermehrt Beobachtungsflüge.“ Auch das Landratsamt hat am Mittwoch (15. April) eine Warnung herausgegeben: „Angesichts der anhaltenden Trockenheit herrscht im Landkreis Mühldorf derzeit hohe Waldbrandgefahr. Die Gefahrenstufe liegt laut Prognose des Deutsches Wetterdienstes in der Region bei 3 (mittlere Gefahr) bis 4 (hohe Gefahr).“
