Versuchter Raubüberfall in Mühldorf
Nach Messerattacke vor Spielhalle in Mühldorf: Viele Fragen sind offen
Drei Tage ist es her, dass eine Frau vor einer Spielhalle Opfer einer Attacke wurde. Seitdem ermittelt die Polizei - und hat mehr Fragen als Antworten.
Mühldorf – Auch drei Tage nach der Attacke gegen die Mitarbeiterin einer Spielhalle in der Mühldorfer Weißgerberstraße kann die Polizei noch keine Ermittlungsfortschritte vermelden. Das sagte Polizeisprecher Alexander Huber auf Anfrage. So gibt es vor allem keine genaue Beschreibung des Täters. „Es war eine sehr dynamische Situation, die nur wenige Sekunden gedauert hat“, beschreibt Huber die Ereignisse am Mittwoch gegen 1 Uhr. „Da kann man nachts nicht viel wahrnehmen.“
Täterbeschreibung kaum möglich
Die Mitarbeiterin stand rauchend vor der Spielhalle. Der Unbekannte sei auf sie zugegangen, habe sie geschubst, und sie sei hingefallen, beschreibt Huber die Situation. Dann seien andere Gäste dazu gekommen, der Täter sei geflohen.
Vielleicht 1,90 groß
„Wir können nur sagen, dass der Mann groß war“, erklärt der Polizeisprecher, „Vielleicht 1,90.“ Huber schränkt aber sofort ein, dass die Wahrnehmung des Opfers falsch sein kann. „Du liegst auf dem Boden, da nimmst du die Situation überdimensioniert wahr.“
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Zeugen gibt es, außer den anderen Gästen, bislang keine. Die Weißgerberstraße sei zu dieser Zeit ausgestorben, es gebe nur sehr wenige Nachbarn. Derzeit geht die Polizei vorsichtig von einem versuchten Raubüberfall auf die Spielhalle aus: „Es könnte ein Überfall gewesen sein“, sagt Huber zurückhaltend. Die Polizei schließt aber auch ein Gerangel nicht aus. Nach Aussage des Opfers habe der Unbekannte eine Waffe dabei gehabt. „Es liegt nahe, dass es ein Messer war.“
Großeinsatz im näheren Umfeld
Die Polizei suchte unmittelbar nach dem Überfall die nähere Umgebung mit mehreren Streifenwagenbesatzungen ab, blieb aber erfolglos. Zum Opfer will die Polizei keine näheren Angaben machen, um sie zu schützen. „So viele Mitarbeiterinnen wird es dort nicht geben“, sagt Huber. „Dann kann der Täter sie leicht identifizieren.“ Die Frau hat sich bei dem Sturz nach Angaben der Polizei nur leicht verletzt.
Nicht der erste Überfall auf eine Spielhalle
Der mutmaßliche Überfall auf die Spielhalle ist nicht der erste in der Stadt auf eine Spielothek. Im November nahm ein 35-Jähriger in der Spielhalle auf dem Kinogelände eine 27-jährige Mitarbeiterin als Geisel. Er verletzte einen anderen Besucher mit einem Messer schwer, bevor die Polizei ihn verhaften konnte. Derzeit läuft der Prozess gegen ihn vor dem Landgericht Traunstein.
Raubüberfälle gab es in den vergangenen Jahren auf das Tabakgeschäft Preisinger am Stadtplatz, im April 2019 verübt von einer Gruppe Jugendlicher, die auch in Schulen einbrach. Die Polizei konnte die Täter überführen.
Im August 2020 überfiel ein 30-jähriger Waldkraiburger ein Büro gegenüber des Gymnasiums und erbeutete 3764,57 Euro, die er auf der Flucht verlor. Vorher hatte er eine Mitarbeiterin mit dem Messer verletzt.
Sorgen wegen Wohnungseinbrüchen
Der brutalste Überfall traf am 5. März 2015 das Uhren- und Schmuckgeschäft Knappe, bei dem die Täter aus Osteuropa Uhren im Wert von 237 000 Euro erbeuteten. Die meisten wurden bereits verurteilt, vor vier Monaten konnte die Polizei noch einen Litauer festnehmen, der an dem Überfall beteiligt war.
Für Polizeisprecher Huber sind diese Fälle zwar öffentlichkeitswirksam, sagen aber nichts über die Sicherheitslage aus. So sei beispielsweise die Zahl der Wohnungseinbrüche wesentlich höher. „Das sind viel mehr, aber die sind in der Wahrnehmung nicht so präsent.“
Polizeipräsident: Mühldorf ist sicher
Das sieht auch Polizeipräsident Manfred Hauser beim Blick auf die Kriminalstatistik des vergangenen Jahres. Raubüberfälle schränken nach seiner Ansicht die gute Sicherheitslage kaum ein. Bei der Vorstellung der Zahlen sagte er, dass Delikte wie Diebstahl, Gewalt, Drogen, Straßenkriminalität, Tötungen und Vermögensdelikte 2021 abgenommen hätten. Zugenommen hätten dagegen Wohnungseinbrüche sowie Rohheits- und Sexualdelikte. Insbesondere die Verbreitung von Kinderpornografie bereitet der Polizei Sorge.