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Pandemie ist Alltag geworden

Mühldorfs Landrat nach zwei Jahren Corona: „Balance zwischen Freiheitsdrang und Vorsicht finden“

Seit zwei Jahren im Krisenmodus: Landrat Max Heimerl.
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Seit zwei Jahren im Krisenmodus: Landrat Max Heimerl.

Am 17. März 2020 wurden die ersten fünf Covid-Fälle in Mühldorf gemeldet. Seither ist viel passiert. Die Pandemie ist auch im Landkreis Mühldorf zum Alltag geworden.

Mühldorf – Der Landkreis Mühldorf war Hotspot und oft Bundesspitzenreiter der Inzidenz im Winter 2021. Von den rund 117 000 Landkreisbürgern haben sich in diesen zwei Jahren 36 654 mit Covid-19 infiziert – rein rechnerisch jeder Dritte, aber manchen hat das Virus gleich zweimal erwischt.

281 corona-positive Personen sind verstorben. Jetzt zieht Landrat Max Heimerl eine persönliche Bilanz dieser Zeit. Er selbst gehörte Ende März 2020 zu den ersten Infizierten, noch vor seinem Amtsantritt. Am 15. März 2020 wurde Max Heimerl zum Landrat gewählt, am 16. März begann der erste Lockdown und dauerte bis 20. April. Am 1. Mail hat Heimerl sein Amt angetreten.

Das erste Corona-Foto, aufgenommen am 20. März 2020. Damals richtete das Landratsamt eine provisorische Teststation auf dem Parkplatz des Landratsamts ein. In diesen Tagen ein noch ungewohntes, gespenstisches Bild. Heute schon beinahe Alltag.

Wie sehr hat Corona das erste Drittel Ihrer Amtszeit geprägt?

Landrat Max Heimerl: Corona hat unsere und natürlich auch meine tägliche Arbeit in den vergangenen zwei Jahren sehr stark geprägt. Dabei brachte jede Welle eigene Herausforderungen mit sich. Gerade in der Anfangszeit war die Situation für uns alle neu, die Weichen in der Pandemiebekämpfung mussten erst gestellt werden, und die Schutzausrüstung war knapp. Die Mitarbeiter im „InnKlinikum“ waren dabei immer und besonders zu Beginn der Pandemie stark gefordert. Gleichzeitig mussten Test- und später auch Impfzentren eingerichtet werden. Die vierte Welle hat in der gesamten Region sehr drastisch gezeigt, wie schnell die Delta-Variante die medizinische Versorgung ans Limit bringt. Dabei war die Suche nach den wirkungsvollsten Maßnahmen gegen immer wieder steigende Fallzahlen für Politik und Gesellschaft allgegenwärtig. Wir alle mussten mit unseren Aufgaben wachsen. Geschafft haben wir das nur, weil das Handeln aller Beteiligten von gegenseitiger Unterstützung, vertrauensvoller Zusammenarbeit und Solidarität geprägt war. Das war auch für mich persönlich eine sehr wertvolle Erfahrung, die ich auf keinen Fall missen will. Denn sie zeigt mir auch im Hinblick auf neue Herausforderungen wie die Konsequenzen aus dem Krieg in der Ukraine: Mit vereinten Kräften, Hilfsbereitschaft und Solidarität bewältigen wir gemeinsam auch die größten Hürden.

Hätten Sie gedacht, dass die Pandemie über zwei Jahre unser Leben bestimmen wird?

Heimerl: Welche Ausmaße die Corona-Pandemie für uns alle haben wird, davon hatte im Frühjahr 2020 wohl niemand eine konkrete Vorstellung. Mit Blick auf die Spanische Grippe war klar, dass uns eine Pandemie über längere Zeit beschäftigen und herausfordern kann.

Wie ist Ihnen angesichts der anstehenden Lockerungen der Corona-Regeln zumute?

Heimerl: Wir müssen nun eine Balance zwischen Freiheitsdrang und Vorsicht finden. Einerseits wünsche auch ich mir weitere Schritte in Richtung Normalität. Ich verstehe den Wunsch vieler, dass Corona endlich vorbei sein soll. Gleichzeitig verzeichnen wir Rekordinzidenzen.

Der Blick in unser „InnKlinikum“ war und ist für uns immer die wichtigste Orientierungsgröße. Zwar ist dieses Mal nicht die hohe Corona-Hospitalisierungsrate das Kernproblem, wohl aber der hohe Personalausfall. An einen Normalbetrieb ist nicht zu denken. Diese Situation betrifft derzeit viele Arbeitgeber und damit eben auch die kritische Infrastruktur. Deshalb sollten mit allen weiteren Öffnungsschritten die Isolations- und Quarantäneregelungen überdacht werden. Die vom Kabinett beschlossene Verlängerung einzelner Maßnahmen wie 2G-Plus für Clubs und Discotheken, 2G für Kultur- und Sportveranstaltungen und 3G in der Gastronomie ist im Augenblick ein Kompromiss und der aktuellen Lage angemessen. Wie und ob neue Virusvarianten oder eine zu große Impflücke die Situation wieder verschärfen, wird die Zukunft zeigen und möglicherweise eine Neubewertung der Situation erfordern. Momentan sollte die Marschrichtung sein: Freiheit ja, aber durchdacht und nicht überstürzt.

Hat die Pandemie auch Positives gebracht?

Heimerl: Wir alle profitieren von verschiedenen Lerneffekten der Pandemie und sehen eindrucksvoll, was möglich ist, wenn alle an einem Strang ziehen. Die Impfstoffe wurden im Rekordtempo entwickelt und haben maßgeblich dazu beigetragen, zahlreiche Todesfälle und schwere Krankheitsverläufe zu vermeiden. Arbeitgeber, die Bildungslandschaft und Behörden – um nur einige zu nennen – haben sich sehr schnell auf die Digitalisierung der Arbeitswelt und des Unterrichts eingestellt. Diese neuen Modelle und Möglichkeiten können auch unabhängig von der Pandemie weiterentwickelt werden und sind ein wichtiger Impuls für die Digitalisierung.

Ich persönlich empfinde aber insbesondere die Solidarität der Bürgerinnen und Bürger, die Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter im „Innklinikum“, im Landratsamt, der Ämter und der Bundeswehr sowie die Hilfsbereitschaft der vielen Ehrenamtlichen in den Hilfsorganisationen als besonders positiv. Dieses vielseitige Engagement war und ist wirklich bemerkenswert und zeigt deutlich, wie groß im Ernstfall der Zusammenhalt in unserem Landkreis und in der Gesellschaft insgesamt ist.

Welche Hoffnung haben Sie für das anbrechende, dritte Jahr der Pandemie?

Heimerl: Wie alle, hoffe ich auf den Übergang der Pandemie in einen endemischen Zustand, in dem Normalität gelebt werden kann und das Infektionsgeschehen kontrollierbar ist.

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