Besuch bei den Baseball-Kids des TSV Mühldorf
Baseball in Mühldorf: „Auch 50-Millionen-Dollar Profis treffen nur jeden dritten Ball“
Ein Coach, der Mut macht: Kür-Sad Cevik von der jungen Baseball-Abteilung im TSV Mühldorf weiß, dass auch Profis nur jeden dritten Ball treffen. Wie der 58-Jährige Kids und Erwachsene begeistert – und die Reporterin tröstet.
Mühldorf – „Nur Mut. Auch ein 50-Millionen-Dollar-Profi wie Aaron Judge trifft bei 1000 Schlägen nur 30 Prozent“, sagt Baseball-Coach Kür-Sad Cevik vom TSV Mühldorf. Die noch junge Abteilung, deren Gründung auf ihn und seine Frau Ariane zurückgeht, ist gerade bei Kindern und Jugendlichen sehr beliebt. Die Kids trainieren dienstags von 15.30 bis 17 Uhr am TSV-Vereinsgelände. Donnerstags von 17 bis 18.30 Uhr sind auch Erwachsene dabei.
Auch die Besten treffen nicht alle Bälle
Wer schnuppern will, kriegt sofort einen ledernen Baseball-Handschuh übergestülpt und darf Werfen und Fangen üben. Wie bei mir, die ich als Reporterin des OVB eigentlich nur zuschauen will. Cevik platziert mich auch gleich mit dem Schläger vor einem Batting Tee und lässt mich selbst ausprobieren.
Den Ball mit dem Schläger zu treffen ist eine Herausforderung, für die es eine gute Hand-Augen-Koordination braucht – und Hüftrotation für die Energie. Viele Male schlage ich daneben. „Das macht gar nichts“, so Cevik, der ein Baseball-Urgestein ist und früher die „Grizzlies“ in Freising trainiert hat. Er spricht über den amerikanischen Yankees-Star Judge aus der MLB (Major League Baseball). Der sei einer der Besten und treffe dennoch nur jeden dritten Ball. Das tröstet mich.
„Das ist ein komplexer Bewegungsablauf. Noch schwieriger ist es, wenn man den Ball von vorne zugeworfen bekommt, das richtige Timing und den zielsicheren Schwung zu haben“, so der 58-Jährige, der seit seinem 22. Lebensjahr ein leidenschaftlicher Baseball-Spieler, aber auch Trainer und Schiedsrichter sowie Spielschreiber ist. Bevor er mit seiner Frau Ariane – die er bei den „Grizzlies“ in Freising kennenlernte – eine Familie gegründet hatte, drehte sich alles um den Sport.
Längst teilt die Familie die Leidenschaft, die Kinder sind auch TSV-Mitglieder. Seine Frau Ariane, die als Co-Trainerin agiert, hat Softball – etwa in Freising in der Bayernliga – gespielt und etwas Bundesliga-Luft geschnuppert.
Ein Softball ist nicht soft
„Der Ball ist nicht soft“, erklärt die 44-Jährige lachend, die schon einige Beulen davon getragen hat. Softball unterscheide sich ein wenig von Baseball hinsichtlich der Regeln. Der Ball ist ein paar Zentimeter größer, der Ablauf sei insgesamt schneller. Längst hat sich Softball – wie auch Baseball – in Deutschland etabliert und ist unter einem gemeinsamen Dachverband DBV (Deutscher Baseball und Softball Verband e.V.) organisiert – bis hoch zur Bundesliga.
Beim TSV wird hobbymäßig trainiert. Elias Ulrich steht auf dem Posten des Schlagmanns; ein Helm schützt seinen Kopf. Der Zehnjährige „hat total Spaß hier“. Er konzentriert sich wieder. Der Ball saust an ihm vorbei und Catcher Torben Cevik (13), der schräg versetzt hinter ihm in der Hocke lauert, pflückt sich den Ball aus der Luft. Er trägt zu seinem großen Lederhandschuh gepolsterte Schutzkleidung und einen vergitterten Helm.
Schlagmann Elias trifft den nächsten Ball, den ihm Coach Kür-Sad Cevik zuwirft. Der Bub schlägt zaghaft; der Ball hüpft nur ein paar Meter weit. Zu wenig, wenn er jetzt loslaufen und die nächste Base erreichen will, bevor einer vom gegnerischen Team auf dem Feld seinen Ball abfängt und ihn „Aus macht“. Co-Trainerin Ariane ruft ihm beim nächsten Versuch zu, „sei mal richtig sauer auf den Ball, mit Schmackes!“ Dieses Mal reicht es. Elias hechtet los zur sicheren Base.
Jetzt ist der kleine Till Cevik dran. Der Siebenjährige ist das Nesthäkchen in der Coach-Familie und auch hier auf dem Platz. Er spielt gemeinsam mit den Größeren, die Ältesten sind bereits 15 Jahre alt. Till schreckt das nicht ab. Er ist übermotiviert. Das merkt auch sein älterer Bruder, Catcher Torben. Denn als Till den Ball trifft und in der Eile seinen Schläger wegwirft, um loszusprinten, trifft er dessen Oberarm neben dem Polster. Das tut weh und gibt einen blauen Fleck. Torben braucht ‘ne Pause.
Nur im Team stark
Auch wenn Ariane den Platz mit den wuselnden Kindern mit Argusaugen beobachtet und sie ständig auf Gefahren hinweist, passiert so etwas noch. Die Kinder sind schließlich Anfänger und üben gerade den richtigen Umgang mit dem Equipment. Die Mädchen und Buben lernen schnell dazu. Ariane erklärt, es werden strategische Situationen erarbeitet. „Wir leiten die jungen Spieler an, stets mitzudenken und durchzublicken im Spielgefüge. Hier zählt das Miteinander. Einer allein kann nichts gewinnen“, so die 44-Jährige. Die Herausforderung bestehe darin, aus dem Haufen Kinder ein Team zu machen. „Sie lernen auch, Frust auszuhalten und es erneut zu versuchen.“
Pablo Melo de Souza hat brasilianische Wurzeln. Doch Fußball war nicht sein Ding. Karate gefällt dem Neunjährigen aus Mühldorf schon besser und nun gibt es auch noch Baseball in seinem Verein und er ist ganz aus dem Häuschen, berichtet seine Mama Patricia. „Ich mag es total, dass ich in der Gruppe spielen kann und hab sogar einen eigenen Handschuh“, berichtet er stolz. Aufmerksam wurde der Bub auf die Baseball-Abteilung durch eine Schulaktion. Coach Cevik und seine Frau besuchen nämlich Schulen, um den Sport vorzustellen und Kinder dafür zu begeistern. Und das klappt, freut sich das Trainer-Paar, das inzwischen 25 Kinder dirigiert.
„Bis sie etwa 15 oder 16 Jahre alt sind, können Mädchen und Jungs gut gemeinsam spielen. Dann aber legen die Jungs kräftemäßig so zu, dass die Mädchen nur selten noch mithalten können“, weiß Kür-Sad Cevik aus Erfahrung. Die zehnjährige Lena Tietze aus Mühldorf findet, „dass die Jungs jetzt schon ganz schön fest draufhauen. Sie sind auf jeden Fall stärker als die Mädchen“. Sie stellt sich der Herausforderung. Schön sei, dass sie hier neue Freundschaften knüpfen kann.
Baseball-Abteilung braucht größere Wiese
Dass die Erwachsenen sehr viel weiter schlagen können, ist klar. Dann wird die Rasenfläche neben der TSV-Halle schnell zu klein. „Wir suchen eine Wiese mit 100x100 Meter Größe“, erklärt TSV-Vorstand Tobias Seifinger. Natürlich sollten Toiletten in der Nähe sein. Die hohen Zäune, die die Bälle davon abhalten, zu weit zu fliegen, würde die Abteilung selbst aufstellen.
BBQ-Baseball zum Kennenlernen
In den Sommerferien wird die ersten drei Wochen pausiert und dann das Training wieder aufgenommen. Die Abteilung veranstaltet zudem BBQ-Baseball-Treffen. „Da kann jeder vorbeikommen und ein bisschen werfen, fangen und schlagen und dann setzt man sich zusammen und lernt sich kennen. Jeder bringt einen Salat oder eine Brotzeit oder Getränke mit, erklärt Kür-Sad Cevik. Hier seien in Zukunft auch Spaß-Turniere möglich. Weitere Infos beim Coach unter WhatsApp 0172/8222426.







