Mobilität im Alltag
„Busfahren heißt für mich Freiheit“: Warum eine Mühldorferin mit Handicap um den Stadtbus bangt
Die Linien 1 und 3 des Stadtbusses Mühldorf gehören zum Alltag von Bianca Frisch, die nicht nur wegen psychischer Erkrankungen, sondern auch wegen einer Gehbehinderung in ihrer Mobilität eingeschränkt ist. Ein Auto für größere Besorgungen würde aufgrund der Medikamente, die sie nehmen muss, einfach nicht gehen. Bus gehört einfach zu ihrem selbstbestimmten Alltag.
Mühldorf – Es gibt wenige Tage, an denen Bianca Frisch nicht mit dem Stadtbus ihre Unternehmungen plant. Klar, die Hitzerekorde der vergangenen Tage und Wochen lassen auch sie lieber ein kühles Plätzchen aufsuchen – das ist der Bus nicht unbedingt.
Aber ansonsten ist die 36-jährige Mühldorferin dankbar, dass sie die Linien 1 und 3 nutzen kann, wann immer sie will. Mit denen geht es entweder zu ihrem Freund oder zum Einkaufen an die Einkaufsmeile.
Für jedermann leistbare Mobilität
„Ich war ehrlich geschockt, als ich in den OVB-Heimatzeitungen über das mögliche Aus gelesen habe“, erzählt Bianca Frisch, die als hauswirtschaftstechnische Helferin in der Behindertenwerkstatt Ecksberg tätig ist. Mit ihrem Schwerbehindertenausweis aufgrund von psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie und Depression sowie obendrein einer Gehbehinderung, kann sie Bus und Bahn kostenlos nutzen.
Auch andere sind aber mit dem Stadtbus ebenfalls sehr preiswert unterwegs. Das sei heutzutage schon ein wichtiger Aspekt, meint die gebürtige Rosenheimerin, die bereits seit elf Jahren in der Innstadt lebt. Zunächst war sie in einer Wohngruppe untergebracht, seit Mai 2022 lebt sie in ihrer eigenen kleinen Wohnung nahe dem Bahnhof.
Busfreundschaften haben sich entwickelt
„Das klappt alleine sehr gut“, sagt sie mit einem Strahlen. Zur gewonnen Freiheit gehört aber auch die Möglichkeit, den Bus zu nutzen, um Einkäufe zu machen oder eben die Freunde in ihrer ehemaligen Wohngemeinschaft zu besuchen. Auch, um zu ihren Freund zu kommen, steigt sie gern mal in den Bus ein.
Schön wäre es, wenn der auch am Wochenende häufiger fahren würde, so die 36-Jährige. Wenn das Wetter hinhaut, nimmt sie dann eben auch mal die Füße in die Hand. Solange ihr Freund in der Nähe wohnt, geht das.
Ohne Bus würde sich Bianca Frisch ein Fahrrad besorgen. Jedoch ein Auto für größere Besorgungen würde aufgrund der Medikamente, die sie nehmen muss, einfach nicht gehen.
Zur Arbeit wird sie von einem speziellen Bus abgeholt. Es geht ihr um die selbstständige Organisation ihres Privatlebens. „Busfahren heißt für mich Freiheit“, betont Frisch, die ab und an die Möglichkeit bekommt, von ihrem Betreuer gefahren zu werden. Doch das geht eben nicht immer.
Idee einer Unterschriftenaktion
Dazu kommt auch ein sozialer Aspekt im weiteren Sinne: Freundschaften, die sich mit der Zeit bei den regelmäßigen Busfahrten gefunden haben, die freundlichen Busfahrer, denen Bianca Frisch großes Vertrauen entgegenbringt. Probleme gab es nie. All das macht ihren zu einem guten Teil selbstbestimmten Alltag mittlerweile aus und rund. Diesen, ohne den gewohnten Stadtbus umzuwerfen und sich neu zu orientieren, würde sicher nicht leicht fallen.
Für den Stadtbus würde sich Bianca Frisch notfalls auch noch weiter engagieren. Vielleicht sogar eine Unterschriftenaktion auf den Weg bringen, grübelt die Mühldorferin. Hauptsache, der Stadtbus bleibt.