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Serie: Die neue Mühldorfer Gastroszene

Eine ganz neue Welt: Im Traditionslokal gibt es jetzt syrisches Essen und kein Bier

Mohamed Zak Zak präsentiert stolz sein Restaurant. 2015 ist er mit seiner Familie aus Syrien nach Deutschland gekommen. Jetzt erfüllt er sich den Traum vom eigenen Restaurant.
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Eine neue Welt in der ehemaligen „Neuen Welt“: Mohamed Zak Zak präsentiert stolz sein Restaurant. 2015 ist er mit seiner Familie aus Syrien nach Deutschland gekommen. Jetzt erfüllt er sich den Traum vom eigenen Restaurant.

Dort, wo früher am Stammtisch Karten gespielt wurde, gibt es jetzt Humus und Falaffel. Familie Zak Zak hat die syrischen Spezialitäten auf die Speisekarte gebracht. Und dafür Bier gestrichen.

Mühldorf – „Neue Welt“ – so hieß das Gasthaus in der Münchner Straße jahrzehntelang. Stammtische trafen sich dort, Vereine, gut bürgerlich war die Küche. Und auch nach der Schließung des Wirtshauses taten sich „Neue Welten“ auf. Es wurde Chinesisch gekocht, jetzt arabisch und syrisch.

Alles wie neu in der „Neuen Welt“

Man kann die frische Wandfarbe fast noch riechen in der „Neuen Welt“, die so gar nicht mehr an das Wirtshaus von früher erinnert. Neue Türen, neue Fenster, auch eine neue Küche. „Ja, wir haben viel Zeit und viel Geld investiert, wollten alles neu machen. Ein Jahr hat das gedauert.“ Mohamed Zak Zak strahlt über das ganze Gesicht. „Umso glücklicher sind wir, dass das Lokal so gut angenommen wird.“ Der 21-Jährige ist Geschäftsführer von „Zaki‘s Restaurant“, nach vier Wochen erreichen die Google-Rezensionen die Höchstpunktzahl.

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Immer gut besucht, immer sehr gut bewertet

Es ist ein Familienunternehmen. Alyaa Saif, die Mama von Mohamed Zak Zak, steht in der Küche. Aus der kommmt Lamm oder Hühnchen mit Reisvariationen, Mandi oder Kabsa, Hummus oder Falafel. „Es ist die unterschiedliche Verwendung von Gewürzen, die die arabische und syrische Küche so interessant machen“, sagt Mohamad Zak Zak. Die Auswahl ist groß.

Wohneigentum in Syrien liegt in Schutt und Asche

Der 21-Jährige kam 2015 mit seiner Familie als Kriegsflüchtling aus Syrien nach Deutschland: Eltern, zwei Brüder und eine Schwester. Da hatte der Bürgerkrieg ihre Heimatstadt Ariha erreicht, im Nordwesten des Landes. Das Wohneigentum der Zak Zaks wurde vom Assads Militär beschlagnahmt. Nur mit den Sachen, die sie am Leib trug, trat die Familie die Flucht an. „Heute ist alles Schutt und Asche“, berichtet Zak Zak und zeigt Bilder des zerstörten Wohnhauses.

Mamas Kochkünste waren immer schon heiß begehrt

Sie kamen nach Tyrlaching. „Die Mama hat schon damals für die Nachbarschaft gekocht. Sehr schnell kamen damals die Anregungen, ob sie nicht Kochkurse geben könnte“, erinnert sich Mohamed. Er war zwölf. Weil er kein Wort Deutsch sprach, wurde er gleich drei Jahrgangsstufen niedriger eingeschult, als es seinem Alter entsprochen hätte. „Das war eine harte Zeit, aber ich ließ mich davon nicht unterkriegen, hab jede freie Minute gebüffelt, Tag und Nacht Deutsch gelernt, mir Youtube-Videos reingezogen, damit ich die Sprache lerne!“

Heute spricht er akzentfrei Deutsch

Das ist ihm gelungen, er spricht akzentfrei Deutsch. Er übersprang die nächste Klasse, legte die Mittlere Reife ab. An der FOS ging es weiter. Inzwischen absolviert er eine Ausbildung zum operationstechnischen Assistenten in den RoMed-Kliniken in Wasserburg und Rosenheim.

Petersiliensalat mit Granatapfel, dazu Spieße mit Lammfleisch, einer Paste mit Roter Beete und Fladenbrot. Die syrische Küche macht neugierig auf mehr.

Erst die Ausbildung, dann das Lokal

Das heißt: Um 6.30 Uhr mit dem Zug in den Nachbarlandkreis, um halb Fünf zurück nach Mühldorf. Denn dann geht es im Lokal weiter. Er wird zum Kellner, während der Bruder in der Küche steht und zusammen mit Küchenchefin Mama, die Gerichte zubereitet.

Vater hat Gemüseladen in Weißgerberstraße auf Vordermann gebracht

Die ganze Familie hat Geschäftssinn. Der Vater ist Kaufmann, er war in Syrien Großhändler. Dieses Talent hat er in den arabischen Lebensmittelladen in der Weißgerberstraße mitgebracht. „Jordanier haben diesen geführt, aber er lief nicht gut. Der Papa hat ihn wieder zum Laufen gebracht, nachdem er ihn 2018 übernommen hatte!“, sagt Mohamed stolz.

Er selbst hat sich in den letzten Jahren Gastro-Erfahrung zugelegt. Während seine Brüder die Pflegehilfeschule in Mühldorf besucht haben, jobbte der 21-Jährige. Zuletzt in der Pizzeria am Golfplatz in Pleiskirchen, wo er auch Kellner war. Er stand im Café Orange hinter der Theke, hat sich bei Barkeeper Christoph Mirz einiges abgeschaut.

Kein Alkoholausschank im Restaurant

Cocktails wird man in Zaki‘s Restaurant vergeblich auf der Speisekarte suchen. „Wir schenken keine alkoholischen Getränke aus. Aus Prinzip“, sagt Mohamed Zak Zak. Die Familie sind Muslime, Sunniten. Alkohol nicht erlaubt. „Und schließlich ist es ja auch ein arabisches Lokal. Da passt kein Alkohol!“ Natürlich gibt es Bier, auch Radler, „aber alkoholfrei“.

Bilder erzählten Geschichten über Syrien

Der Sturz des Assad-Regimes hat auch den jungen Wirt und seine Familie berührt, Hoffnung geweckt für das zerstörte Land. „In sozialer Hinsicht ging es den Menschen nie so gut wie jetzt! Das hat sich um 180 Grad gedreht. Man darf wieder seine Meinung äußern.“ Alles andere müsse man abwarten.

Alyaa Saif ist die Chefin der Küche. Das Kochen ist die Leidenschaft von Mohamed Zak Zaks Mutter. Hier bereitet sie gerade Halawet el Jibn zu, einen Teig aus Gries, Butter, Zucker und Mozzarella, der später mit selbstgemachten Kaymak, einem syrischen Milchprodukt, gefüllt wird.

Eine Rückkehr? Ausgeschlossen für die eingebürgerten Syrer

Derweil diskutiert Deutschland, ob syrische Flüchtlinge nicht bald schon in ihr Land zurückkehren sollten oder gar müssen. Das ist für Mohamed Zak Zak und seine Familie keine Option. „Ich bin mit zwölf Jahren geflüchtet. Ich bin in Deutschland zur Schule gegangen, absolviere hier meine Ausbildung. Mein Vater hat sich hier eine Existenz aufgebaut. In Syrien jedoch ist unser komplettes Hab und Gut durch die russischen Bombardements komplett zerstört worden“, sagt Zak Zak.

„Wir müssten dort wieder bei Null anfangen.“ Seit drei Jahren sind sie eingebürgert, erzählt er stolz. Deutsche. „Mühldorf ist meine Heimat geworden!“

Und dieser neuen Welt will er noch lange syrische und arabische Küche näher bringen.

Zaki‘s Restaurant in der Münchener Straße 22, Mühldorf am Inn, Öffnungszeiten: Mittwoch bis Montag, 11 bis 22 Uhr.

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