Am Rande notiert
Alles muss man selbst machen! – Die Idee zum Starkbierfest
Das Jahr hat in Bayern so viele genau festgelegte Termine. Höchste Zeit, daraus auszubrechen und neue Möglichkeiten zu finden, denkt unser Autor Markus Honervogt. Bei seiner Suche hat er in Mühldorf einen wackeren Vorkämpfer gefunden.
Es ist ein Elend in dieser Stadt. Nix geht in Mühldorf voran. Am Sümö nicht, auch nicht am Stadtplatz 58. Beim Spital und in Sachen neuer Hochschulcampus schwächelt alles. Schuld ist immer die Stadtratsopposition oder der Denkmalschutz, oder beide. Oder der Freistaat, der mit seinem Amt für ländliche Entwicklung nicht vorankommt. Oder die Bahn, die Jahre braucht, einen Fußgängerbahnübergang in der Hartgasse zu planen.
Was bleibt dem geschundenen Bürgermeister da, als sich neue Felder zu suchen, auf denen ihm die anderen nicht dreinreden können? Zum Beispiel: ein Starkbierfest.
Gut, am 4. Mai denken wahrscheinlich nur die wenigsten ans Starkbier, diese Zeit endet in Bayern bekanntlich Wochen vorher an Ostern. Aber wer mit „Umdenken“ zur Wahl antritt, darf gerne statt zum Tanz in den Mai zum Feiern mit Höherprozentigem einladen.
Das Starkbier liefert übrigens der neue strahlende Stern am Mühldorfer Festhimmel, der Innbräu. Das ist die junge Brauerei, deren Bier der Bürgermeister offensichtlich zu allen Anlässen besonders gern mag. Stattfinden wird das Fest bei seinem Parteifreund Spirkl, wahrscheinlich als Ausgleich für die eingestampfte Bürgerversammlung, die ihm einst den Wirtshaus-Saal füllte.
Ach, schöne neue Mühldorf-Welt.
Eher unwahrscheinlich ist, dass die UM-Stadtratsfraktion als „die Zustimmer vom Stadtrat“ dem legendären Eisenbahner-Konfetti-Club nachfolgt. Der ließ beim früheren Starkbierfest des ESV einst „die Glocken von Rom“ erschallen. Halbnackte Männer, die mit irgendetwas, von dem man besser nicht genau weiß, was es war, auf Pfannen einschlugen, die sie vor den – sagen wir mal – unteren Bauch gebunden hatten. In einer solchen Rolle stellen wir uns die UM-Stadträte eher nicht vor.
Den Starkbier-Redner hat sich der Bürgermeister selbst bestellt. Auch damit sprengt er das herkömmliche Derblecken, bei dem andernorts die von unten denen von oben mal ungeschoren die Meinung sagen dürfen. Aber warum soll das nicht auch mal andersherum funktionieren?
Wer dieser Redner sein wird, ist noch nicht bekannt. Vermutlich derbleckt sich der Bürgermeister selbst. Spätestens dann braucht's wirklich ein Starkbier. O‘zapft is.



