Darauf müssen sich Mühldorfer Eltern einstellen
Das schmeckt manchen gar nicht: Gravierende Änderungen beim Essen in Mühldorfer Kitas
85 Prozent der Kinder in den Mühldorfer Kindertagesstätten und Kinderkrippen essen dort zu Mittag. Das Essen kocht Byodo und liefert in die Einrichtungen. Jetzt müssen sich Eltern auf eine Änderung einstellen.
Mühldorf - Derzeit sind es 533 Kinder, die in städtischen Kindergärten und Kinderkrippen zu Mittag essen. Das sind laut Angaben der Stadtverwaltung Mühldorf von den insgesamt betreuten 629 Kindern 85 Prozent. Umso mehr richtet sich der Fokus auf eine ausgewogene und gesunde Qualität des Essens; für die gesorgt habe die Stadt mit der Firma Byodo Naturkost, die seit dem Betreuungsjahr 2017/18 für die Verpflegung der Kleinsten in insgesamt fünf Kindergärten sowie fünf Krippen zuständig ist.
Nun soll das Essen teurer werden - und zwar um einen schönen Batzen: Statt 3,40 Euro in der Kinderkrippe und 3,60 Euro im Kindergarten sollen die Preise um rund ein Viertel auf jeweils 4,20 Euro beziehungsweise 4,40 Euro ansteigen. Pro Essen müssen Eltern also ab Januar 80 Cent mehr bezahlen. Wegen massiv gestiegener Kosten sei Byodo auf die Stadt mit dem Antrag zugekommen.
„Im Lebensmittelbereich haben einige Lieferanten seit Jahresbeginn die Preise zum dritten Mal angehoben. Doch auch Personal, Energie, Küchenbedarf und Raumkosten sind teurer geworden“, erläutert Marcus Hofer, Betriebsleiter des „Feinsinn“ auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen. Der Stadtrat hat also in seiner jüngsten Sitzung der Erhöhung einstimmig zugestimmt.
Regionalität und Qualität sprechen für Byodo
Ob aufgrund der Entwicklung kostengünstigere Alternativen im Gespräch gewesen seien? Die Stadtverwaltung geht nicht auf diese Frage der OVB-Heimatzeitungen ein. Regionalität und Qualität, die mit einem hohen Bio-Anteil verbunden sind, hätten beim Zuschlag für Byodoim Vordergrund gestanden, heißt es hier.
Was das faktisch für das Essen auf dem Teller bedeutet, ist laut Markus Hofer eine „ideale Zusammensetzung der Speisekomponenten wie Rohkostanteil, Vollkorn, Milchprodukte, Fette und so weiter“. Dafür spricht, dass das Mühldorfer Unternehmen von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) 2021 zertifiziert worden ist. Ein Menü beinhaltet neben Haupt- auch Vorspeise und Dessert.
Zu teuer für manchen Geldbeutel?
Als „prinzipiell zufriedenstellend“ bezeichnete Bürgermeister Michael Hetzl (UM) die Qualität des Essens im Rahmen der Stadtratssitzung. Dass dies auch vom Gros der Eltern so gesehen werden könnte, bestätigt zumindest für das Jahr 2018 eine Umfrage des Unternehmens selbst. UM-Fraktionskollegin Karin Zieglgänsberger“ verwies in der Diskussion darüber hinaus auf den Vorteil, bei einem ansässigen Unternehmen CO2-Emissionen sparen zu können.
Grundsätzliche Zustimmung erhielt Zieglgänsberger von der Grünen-Stadträtin Kathrin Enzinger, die als Betriebswirtin durchaus den Kostenfaktor im Auge habe. Allerdings verwies sie auch mit Blick auf die hochschnellende Zahl Bedürftiger bei der Mühldorfer Tafel darauf, dass durch die neuen Preise manche Eltern ihre Kinder vom Essen abmelden könnten.
Diesen Gedanken teilt auch der jüngst zum Elternbeiratsvorsitzenden der Städtischen Kindergartens 4 an der Tachinger-See-Straße, Martin Oesau. „Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass manche Eltern bei einem so großen Preisanstieg abspringen könnten“, überlegt der Vater von zwei kleinen Kindern, die derzeit den Kindergarten besuchen. Trotzdem ordnet Oesau die neuen Gebühren als angemessen angesichts der aktuellen Inflation.
Bezuschussung für Mittagstisch möglich
Zurück zu denen, die den Mittagstisch gerne wahrnehmen würden, aber die Kosten ihren Geldbeutel übersteigen: Wie man bedürftige Familien unterstützen könnte - so die Frage von Kathrin Enzinger in Richtung Bürgermeister Hetzl. „Natürlich werden wir weiter bedürftigen Familien helfen“, seine prompte Antwort.
„Eine Bezuschussung des Mittagessens und die Übernahme der Kosten für die Mittagsverpflegung erfolgt über die zuständigen Stellen des Landratsamtes in Form von „Jugendhilfe“ und „Bildung und Teilhabe“ an Familien, die die Voraussetzungen erfüllen, nach entsprechender Antragsstellung“, erläutert die Stadtverwaltung diese Aussage Hetzls auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen.
Laut Angaben des Landratsamts Mühldorf sind derzeit rund 70 Familien Leistungsempfänger in Einrichtungen der Stadt Mühldorf; für neun Kinder wurde für das Schuljahr 2021/2022 das Mittagessen vom Amt für Jugend und Familie gewährt.
Wer bekommt Kostenzuschuss für Mittagstisch?
Laut Landratsamt Mühldorf auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen kann das Mittagsessen im Rahmen der Bildung und Teilhabe-Leistungen oder im Rahmen der Jugendhilfe erbracht werden. Voraussetzungen: „Wer Arbeitslosengeld II/Sozialgeld, Grundsicherung/Hilfe zum Lebensunterhalt, Kinderzuschlag, Wohngeld oder Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz bezieht [...]. Das beinhaltet dann nicht nur Mittagessen, sondern zum Beispiel auch die Übernahme von Kosten für Lernförderung oder Klassenfahrten.“ Das Amt für Jugend und Familie übernehme die Kosten den Mittagessens nach Prüfung des Einkommens, und weiter: „Sofern sich keine einkommensabhängige Übernahme des Mittagessens ergibt, kann der Allgemeine Soziale Dienst im Einzelfall prüfen, ob im Rahmen von Hilfe zur Erziehung das Mittagessen ganz oder teilweise übernommen werden soll. In beiden Fällen handelt es sich um Leistungsempfänger ohne Sozialleistungen.“
Weitere Preissteigerungen möglich
Die Gebührenerhöhung soll zunächst befristet bis zum Ende des Betreuungsjahres Ende August 2023 gelten. Begründung der Stadtverwaltung: „Der 2017 geschlossene Vertrag sieht eine kurzfristige Preisanpassung grundsätzlich nicht vor.“ Eine Garantie, dass diese Gebühr auf längere Sicht stabil bleiben werden, könne Byodo laut Marcus Hofer nicht geben.
