Nach Motorradunfall in Mühldorf - Schüler mit ernstem Appell
„Der erste Griff ging zum Verbandskasten“: Ersthelfer Eduard (15) reagiert wie ein Profi
Ein Hund rennt auf die Straße, ein Motorradfahrer stürzt: Eduard Wert zögerte keine Sekunde. Für ihn war klar, dass er sofort zu Unfallstelle eilen und helfen wird. Der 15-jährige Schüler aus Mühldorf zeigt damit Zivilcourage, die nicht selbstverständlich ist.
Mühldorf am Inn – Pfingstsamstag (27. Mai) gegen 20 Uhr abends: In der Äußeren Neumarkter Straße in Mühldorf ereignete sich ein Unfall zwischen einem Hund und einem Motorradfahrer. Nur wenige Minuten nach dem Ereignis erreichte der Wagen der Familie Wert die Unfallstelle.
„Wir waren gerade von einem Familienausflug auf dem Weg nach Hause, wohnen eine Straße weiter“, schildert Eduard im Gespräch mit innsalzach24.de. Beim Einbiegen in die Straße habe er den Motorradfahrer bereits auf der Straße liegen sehen - zwei Personen, wie sich später herausstellte, ein Bundeswehrsoldat und ein Polizist, leisteten bereits Ersthilfe.
Unfall in Mühldorf am 27. Mai




Eduard zögerte keine Sekunde, bat den Vater rechts heranzufahren. „Ich fühlte mich direkt angesprochen, etwas tun zu müssen“, erinnert sich der 15-Jährige. Der erste Griff ging zum Verbandskasten im Kofferraum und zur Warnweste.
„Es war offensichtlich, dass sich der Mann Verletzungen zugezogen hatte an der Stirn und an der Hand, die Kleidung war zerrissen vom Sturz. Er lag in der stabilen Seitenlage, Notruf war schon gewählt. Puls war spürbar, die Atemwege frei. Ich wollte ihn nicht bewegen, man weiß ja nie, was genau passiert ist und aufgrund der Gefahr einer Querschnittslähmung“, beschreibt Eduard die Situation.
„Wollte von Kindesbeinen an Feuerwehrmann werden“
„Ich bin zu anderen Autofahrern und habe sie auf die Lage aufmerksam gemacht, dass nicht noch ein Unfall geschieht“, erklärt Eduard. Eine Frau am Straßenrand mit einem kleinen Hund stand wohl unter Schock, hatte einen leicht erhöhten Puls. Auch ihr habe er gut zugeredet. Im nächsten Augenblick bogen eh schon Rettungskräfte, Notarzt und Polizei um die Ecke.
Als Jung-Feuerwehrler bei der Freiwilligen Feuerwehr Mößling kannte Eduard die Mühldorfer Kameraden, die zur Unfallstelle kamen. Noch ist er nicht im aktiven Dienst. Sein Ziel nach dem Abitur aber ist die Berufsfeuerwehr in München. „Ich wollte von Kindesbeinen an Feuerwehrmann werden. Da steckt viel Herzblut drin“, betont Eduard, der von seiner Familie der einzige bei der Feuerwehr ist.
Erste Hilfe leisten - für Eduard selbstverständlich
Für den 15-Jährigen ist es nicht nachvollziehbar, bei einem Unfall nicht zu helfen. „Bei Einsätzen darf ich noch nicht mitfahren, doch aus Erzählungen der Kameraden höre ich oft, dass Leute bei Unfällen einfach vorbeifahren oder stehen bleiben um zu gaffen. Das Schlimmste ist, nichts zu tun. So ein Verhalten empfinde ich als schade. Es ist doch nichts dabei und aus meiner Sicht auch nichts Schlimmes zu helfen.“
Zumindest den Notruf könne jeder wählen und dem Verletzten Beistand leisten, damit der Person nichts weiter passiert. Das sei „besser als gar nichts zu tun“. Schließlich gehe es im Ernstfall um Minuten, die möglicherweise zwischen Leben und Tod entscheiden.
Von einer Bekannten erfuhr der Schüler im Nachgang, dass es dem Mann einige Tage später schon besser ging und der Unfall wohl nicht so schlimm war. „Da war ich erleichtert“, sagt Eduard. Für ihn steht fest: Er würde jederzeit wieder so handeln, wie er es jetzt als Ersthelfer getan hat.
mb