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Vorsitzender der Oldtimerfreunde Mühldorf über Vor- und Nachteile

Spritfresser oder Steuervorteil? Warum Oldtimer immer beliebter werden

Mit dem knallroten VW-Käfer von 1977, der als Ausstellungsstück in der Vereinshalle steht, fährt heuer Vereinsvorsitzender Hans Feirer beim Volksfestauszug mit.
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Mit dem knallroten VW-Käfer von 1977, der als Ausstellungsstück in der Vereinshalle steht, fährt heuer Vereinsvorsitzender Hans Feirer beim Volksfestauszug mit.

Fährt man ein mindestens 30 Jahre altes Fahrzeug, hat man es bereits: das begehrte H-Kennzeichen. Dass sich von den Oldtimern immer mehr auf den Straßen tummeln, dürfte nicht nur daran liegen, dass sie weniger an Versicherung und Steuern kosten. Zumindest sieht Hans Feirer, der Vorsitzende der Oldtimerfreunde Mühldorf, eine ganze Reihe an Pluspunkten.

Mühldorf – Wer heute ein alltagstaugliches Auto fahren möchte, sollte einen Gedanken an Oldtimer verschwenden. Davon ist Hans Feirer überzeugt. Schließlich fährt man bereits mit einem mindestens 30 Jahre alten Gefährt das begehrte H-Kennzeichen – das bedeutet auch mit günstiger Steuer und Versicherung.

„Ob es ein Zweier-Golf oder ein alter S-Klasse-Mercedes ist: Das sind doch zuverlässigere Autos als die, die man heute herstellt – ganz ohne anfällige Elektronik“, betont der Vorsitzende der Oldtimerfreunde Mühldorf mit einem Augenzwinkern.

Nostalgie auf der Straße

Dass die Oldtimer – ob nun zu Sonntagsfahrten oder Rallyes oder auch jeden Tag – immer mehr im Trend sind, bezeugen nicht nur die aktuellen Bestandszahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes, wonach rund 700.000 solcher Fahrzeuge oder Anhänger hierzulande auf den Straßen unterwegs sind. Tendenz steigend. Auch die Oldtimerfreunde Mühldorf erfreuen sich immer mehr an Zuspruch.

Seit 1989 als eigenständiger Verein eingetragen, wuchs er in den vergangenen sieben Jahren um 20 auf fast 150 Mitglieder an. Das dabei nicht nur das Klischee der alten Männer bedient wird, sondern immer mehr junge Leute die Freude an alten Motoren und Karosserien entdecken, freut Hans Feirer ganz besonders.

Alte Autos auch etwas für die Jungen

Sicher ist ein großer Anteil der Mitglieder bereits 80 Jahre und älter – der älteste zählt satte 94 Lenze –, jedoch verirren sich auch Teenager und Twens in den Verein. Hans Feirer selbst war über seinen Sohn, der bei einer Ausfahrt eine kostenlose Mitgliedschaft gewonnen hatte, zu den Oldtimerfreunden gekommen: „Da wollte ich natürlich nicht nachstehen“, lacht der 69-jähriger Rentner, der selbst ein Liebhaber alter Alfa Romeos ist. Dabei nennt er neben einem 57er-Jahre-Modell sowie einem (nicht ganz dichten) MGB Cabrio von 1974 sein eigen. Für mehr hat er leider keinen Platz. Und so geht es vielen der Oldtimerfreunde, die je ein schönes Sammlerstück oder wenige haben; weniger als Anlage, mehr zur persönlichen Freude am Fahren und Herumschrauben.

Die neuste Errungenschaft der Oldtimerfreunde: ein Hercules Wankel W 2000 Motorrad aus den 1970er-Jahren (rechts).

„Aufgrund von Spekulationsgeschäften sind die Preise für manche Autos – Porsches sind da beispielsweise zu nennen – sehr nach oben geschnellt. Dieser Hype hat sich allerdings wieder gegeben, der Markt ist gesättigt“, erläutert Hans Feirer. Das ist allerdings nicht die Welt der Oldtimerfreunde: „Bei uns ist dabei, weil man fahren will, zum Beispiel bei gemeinsamen Ausfahrten, die wir regelmäßig organisieren.“ Bei den Oldtimerfreunden geht es nicht um teure Schlitten, die man in einer Halle parkt.

Wenige Spezialwerkstätten

Daneben profitieren jedoch die Mitglieder auch vom gegenseitigen Austausch. Es gibt immer einen, der wen kennt, der alte Teile zum Verbauen auftreibt oder auch eine passende Spezialwerkstatt weiß. Die kann schon mal weiter weg sein. „Bei den Werkstätten haben wir in der Tat ein Problem. Die wachsen noch nicht so mit, wie es der Bedarf eigentlich hergibt“, sagt der Vereinsvorsitzende mit einem Kopfschütteln.

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Woran das liegt? Die alte Generation sterbe einfach aus, und neue Werkstätten spezialisieren sich mehr auf E-Autos und moderne Antriebe. Vielleicht, so mutmaßt der Oldtimerfreund, liege es auch am Respekt vor verkehrspolitischen Umwälzungen, die anstehen könnten. Davon hält Hans Feirer aber nichts: Dem Verbrenner werde sicher nicht der Garaus gemacht. Das sehe man doch bereits aktuell am Aufreger über die hohen Spritpreise.

Offene Anfeindungen wegen ihrer Lieblingsgefährte auf den Straßen hat er selbst kaum erlebt. Vielleicht mal vor einigen Jahren beim Volksfestauszug, an dem die Oldtimerfreunde heuer übrigens wieder teilnehmen und jeweils einen Stadrat im Gepäck haben: „Ihr mit euren Stinkern“, hörte man damals schallen. Das ficht Hans Feirer nicht an. „Die meisten alten Autos stinken nicht, wenn sie sauber eingestellt sind. Und Spritfresser sind sie in der Regel auch nicht. Zehn Liter im Durchschnitt, das passt schon“, betont Feirer.

Keine Lust auf Elektroantriebe

Dennoch scheint auch in Sachen moderne Technik eine Tendenz dahin zu gehen, Oldtimer zum Beispiel mit E-Motoren auszustatten. Eine Mode, die aus England sicher bald nach Deutschland schwappen werde, ist sich Hans Feirer sicher. „So etwas sollte eigentlich bestraft werden.“ Schließlich müsse ein echter Oldtimer, der etwas auf sich hält, auch Lärm machen, und man muss noch an ihm basteln dürfen, erklärt Hans Feirer. Das sei doch der ganze Spaß.

Hier muss gekurbelt werden: Ein Adler Motorwagen von 1906, der aus einem holländischen Museum an den Inn kam.

Außerdem geht es eben doch im Kern um die alte Technik, die auch heute noch zuverlässig funktioniert. „Das sieht man doch an den uralten Mercedes-Taxis, die noch irgendwo in Südarabien mit Millionen Kilometern auf dem Tacho zuverlässig herumfahren“, schmunzelt Hans Feirer. (pet)

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