Diskussion im Kreuzerwirt
„Lokal an die Weltsituation gebunden“ – in Mettenheim wird Trinkwasserschutz zum Thema
Das Infood-Vorhaben, in Polling Tiefenwasser für die Abfüllung abzupumpen, schlägt immer weitere Wellen: Jüngst im Rahmen einer Diskussion im Mettenheimer Kreuzerwirt zum Thema „Der Schutz des Trinkwassers soll nicht aufgeweicht werden“. Warum dabei der weltweite Wassernotstand eine Rolle spielte.
Mettenheim – Auch, wenn es derzeit öfter regnet, es müsste viele Wochen am Stück regnen, um die Wasservorräte im Landkreis wieder aufzufüllen. Der Süden Europas ächzt unter einer Hitzewelle und kennt bereits den „Wasserstress“, der ein steigendes Risiko für Umweltprobleme und wirtschaftliche Schwierigkeiten bedeutet. Der Norden tut sich noch leicht mit der Wasserversorgung. In Polling kommt ein französischer Investor bereits auf die Idee, bayerisches Wasser in Flaschen abzufüllen.
Die dort ansässige Firma Innfood will 600.000 Kubikmeter Wasser für die Mineralwasserabfüllung hochpumpen, aus dem Tiefengrundwasser nämlich. Die Bürger und Landwirte aus der Region beginnen sich dagegen zu wehren.
Kampf um die lebensnotwendige Ressource Wasser ist im vollen Gange
In einer Diskussionsrunde traten vier Personen auf das Podium im Kreuzerwirt: Bianca Hegmann, Landtagskandidatin der Grünen als Moderatorin, Lena Koch, grüne Bezirkstagskandidatin des Kreisverbands, Johannes Becher, Mitglied des Bayerischen Landtags (Grüne) und Dr. Marlis Hartmann, Physikerin.
„Kommerzielle Interessen haben da nichts zu suchen“, so Johannes Becher (Grüne). Lena Koch kämpft in Polling, wo seit Jahren das Grundwasser abnimmt, um die Ressource Tiefengrundwasser, die für kommende Generationen reserviert war: „600.000 Kubikmeter, das ist der gesamte Wasserbedarf einer Kleinstadt im Jahr“, sagte sie bei der Diskussion, „im Gemeinderat wird der Antrag behandelt, die Flächennutzung zu ändern, damit eine Halle gebaut werden kann. Die Mehrheit des Gemeinderats empfiehlt es als positives Projekt.
Es kommt auf den Landrat an
Es kommt auf die Stellungnahme des Landrats Max Heimerl an, der auf der Basis der Empfehlung des Wasserwirtschaftsamts entscheidet, was die Lebensgrundlage Wasser angeht.“ Johannes Becher, der für die Grünen im Ausschuss für kommunale Fragen im Landtag sitzt, hinterfragte, warum ein französisches Unternehmen bei uns das Wasser holt. Er sah den Grund darin, dass „Tiefengrundwasser eine Ressource ist, die bei uns einfach auszubeuten ist, wenn einmal die Genehmigung besteht“ und war der Ansicht: „Kommerzielle Interessen haben da nichts zu suchen.“
Aus dem Landtag berichtete er, zur Änderung des Landesentwicklungsplans wurden von der CSU Anträge eingebracht. Dabei gehe es nicht um den Trinkwasserschutz mit Augenmaß, sondern um die Besserstellung der Lebensmittelindustrie. Die Anträge wurden inzwischen zurückgezogen. Johannes Becher vermutete wahltaktische Gründe und warnte: „Die Anträge sind schon geschrieben und können jederzeit nach den Wahlen wieder hervorgeholt werden.“
Nur 0,3 Prozent Süßwasser auf der Erde
Marlis Hartmann gab als Physikerin einen Überblick über die Zusammenhänge des Wassers. Die Erde bestehe zum Großteil aus Wasser, doch nur 0,3 Prozent seien Süßwasser, und wiederum davon zwei Prozent seien im Polareis gebunden, sagte sie. Der Rest befände sich im hydrologischen Kreislauf. Der Süden sei bereits im Wasserstress, was bedeute, viele Menschen hätten keinen Zugang zu Trinkwasser. Der Norden sei noch besser versorgt. Das Wasser bleibe im Kreislauf. Die Ozeane speicherten CO2. Der Golfstrom werde schwächer.
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Man sei lokal gebunden an die Weltsituation. In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum wurden Vorschläge entwickelt, was zu tun sei. Hermann Hager aus Gemeinderat in Schwindegg, war der Meinung, bevor weitere Genehmigungen erteilt würden, müsste zunächst das Know-how besorgt werden. Es fehle an Wissen über die Pegelentwicklung und die Grundwasserströme. Johannes Becher führte aus, die Staatsregierung habe keinen Überblick über die Entnahme von Wasser, die einzelnen Wasserwirtschaftsämter schon.
Wassersicherungsgesetz sei nötig
Es fehle ein Wasserentnahmekataster. Ein Wassersicherungsgesetz müsse eingebracht werden. Rainer Stöger vom Gemeinderat aus Ampfing fand: „Die Entnahme von Tiefengrundwasser ist eine bayernweite Geschichte, es sollte nicht das Landratsamt zuständig sein.“ Ein Blick auf mögliche Maßnahmen Wasser zu sparen beendete die Diskussion.