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Hilfsangebot im Kreis Mühldorf ist auf Spenden angewiesen

Wenn das Geld schon vor Monatsende weg ist – wie die Caritas mit dem Notgroschen hilft

Thomas Stokbroeks Notgroschen 2022
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Thomas Stokbroeks im Gespräch mit Caritas-Beraterin Eva-Maria Wagenstetter.

Auch im Landkreis Mühldorf steigt die Zahl der Menschen, die sich zum Ende eines Monats nichts mehr zu Essen kaufen oder für ein wichtiges Medikament nicht zuzahlen können. Ihnen kann die Caritas helfen. Doch ohne Spenden der Mitmenschen geht das nicht.

Mühldorf - Thomas Stokbroeks (57) hat den Notgroschen der Caritas schon öfter gebraucht. Auch wenn der alleinerziehende Vater einer sechsjährigen Tochter noch so gut wirtschaftet, die allgemeine Verteuerung vor allem von Lebensmitteln zieht ihm mehr Geld aus der Tasche als früher.

Seit Corona wird das Geld knapp

„Ich würde sagen, es hat mit Corona begonnen“, erzählt der Mühldorfer, den die OVB-Heimatzeitung im Büro der Caritas am Kirchenplatz in Mühldorf trifft. „Davor bin ich mit unserem Geld immer recht gut hingekommen. Aber mittlerweile reicht es einfach nicht mehr bis zum Monatsende.“ Er bezieht mit seiner Tochter Hartz IV. Zusammen haben die beiden monatlich 760 Euro zur Verfügung - 449 Euro für einen Erwachsenen, 311 Euro für ein Kind von sechs bis 14 Jahren.

Miete und Heizung für die 60 Quadratmeterwohnung bezahlt das Jobcenter, doch Strom muss aus eigener Tasche bezahlt werden. „Der Abschlag für Strom wurde jetzt auf 129 Euro pro Monat erhöht“, er schüttelt betrübt den Kopf. Dann bleiben nur noch 630 Euro zum Leben.

Den größten Teil seines Geldes gibt er für seine kleine Tochter aus. „Ihr soll es gut gehen, ich selber stecke da gerne zurück“, sagt er. „Ich gönne mir selten etwas, ausgehen sowieso nicht, meine Klamotten trage ich über Jahre.“ Nur heuer hat er sich eine neue Winterjacke geleistet. Solche Sonderausgaben reißen tiefe Lücken ins streng verwaltete Budget der kleinen Familie.

Doch auch ohne Zusatzausgaben, ist Stokbroeks schon häufiger kurz vor Monatsende das Geld ausgegangen. Dann kann er sich und seiner Tochter nichts mehr zu Essen kaufen, ihr kein Extra mehr in die Schule mitgeben. Warum das so ist? „Alles ist so teuer geworden“, klagt er. „Vor allem Obst und Gemüse, Sachen die ein Kind doch essen sollte, sind fast unerschwinglich. Ein Netz Orangen für drei Euro oder Bananen, viel zu teuer.“

Mit Hartz IV wird der Lebensmittelkauf schwierig

Wie knapp das Budget ist, zeigt ein Blick auf die Hartz IV-Regelsätze. „Bei den 449 Euro für einen Erwachsenen rechnet der Gesetzgeber mit einem Betrag von 155,82 Euro pro Monat für Nahrungsmittel und Getränke“, ergänzt dazu Eva-Maria Wagenstetter, Beraterin in der Sozialen Beratung. Das entspricht etwa fünf Euro pro Tag. Kinder ab sechs Jahren sollen mit einem Betrag von rund 108 Euro monatlich ernährt werden oder täglich knapp 3,60 Euro.

Stokbroeks bezeichnet es als „großes Glück“, dass ihm die Caritas hier mit dem Notgroschen helfen kann. Freundlich und unbürokratisch werde ihm da vom Mühldorfer Büro geholfen. Mit einem 30 bis 40 Euro-Gutscheinheft zum Einkaufen im Supermarkt komme er in diesen Fällen bis zum Monatsersten ganz gut über die Runden. Damit könne er seine Kleine versorgen.

Notgroschen ist nur durch Spenden möglich

Eva-Maria Wagenstetter ist eine der Caritas-Mitarbeiterinnen, die Menschen in finanziellen Nöten mit Rat und Tat zur Seite stehen: „Bei uns in der Sozialen Beratung des Caritas-Zentrums Mühldorf haben hilfsbedürftige Menschen aus dem ganzen Landkreis eine Anlaufstelle für Notlagen und wir können oft unbürokratisch bei kleineren Problemlagen helfen.“ In vielen Fällen reiche schon ein Lebensmittelgutschein oder ein kleiner Geldbetrag aus. Möglich wird diese flexible Hilfe, da durch den Notgroschen die Mitarbeiter der Caritasschnell helfen können.

Wagenstetter berichtet von einer alleinstehenden Rentnerin, die ihr Leben lang gearbeitet und ihre Kinder großgezogen habe. Ihre Rente reiche kaum zum Überleben, geschweige denn zum Leben. Sie kam zur Caritas, weil sie dringend zum Arzt musste, sich aber die Fahrtkosten nicht leisten konnte. „Wir haben geprüft, ob die Seniorin ihre Rente mit Grundsicherung aufstocken könnte oder ob andere Leistungen in Fragen kommen“, sagt Wagenstetter. „Und wir haben ihr mit Hilfe des Notgroschens ein Ticket für die Fahrt zum Arzt bezahlt.“

Immer mehr Menschen brauchen Hilfe

„Kein Einzelfall“, so die Beraterin. „Es werden immer mehr, die unsere Beratung brauchen. Gerade erst die Corona-Krise mit Kurzarbeit und Jobverlust überwunden, rollt nun eine Inflationswelle auf uns zu mit gestiegenen Lebenshaltungskosten, die wir alle spüren in unserem Alltag.“ Immer mehr Menschen sind von Armut betroffen. Nicht nur ältere Menschen, denen zum Monatsende das Geld für das Essen ausgegangen ist, auch die alleinstehende Mutter, die Windeln bräuchte oder der Geringverdiener, dessen Gehalt nicht für den Schulausflug der Tochter reicht. Den einen droht der Verlust der Wohnung, einem anderen die Stromsperre. Die Zahl derer, die allein und ohne Hilfe nicht über den nächsten Tag kommen, steigt.

Ohne Hilfe der Mitmenschen wäre es katastrophal

Auch Thomas Stokbroeks dankt allen Menschen, die mit ihren Spenden den Notgroschen erst möglich machen. „Ohne diese Hilfe sähe es katastrophal aus.“ Jeder kann mit einer kleinen oder größeren Geldspende an die Caritas dazu beitragen, dass Menschen in solchen Notlagen geholfen wird.

Informationen über die Aktion „Notgroschen“ gibt es im Internet oder unter 08631 376320. Unter dieser Nummer können auch Termine für eine Beratung in Mühldorf, Waldkraiburg, Neumarkt-St. Veit und Gars vereinbart werden. Unter 08631 37630 können Sie auch Kontakt zur Schuldnerberatung aufnehmen.

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