Rekord-Alkoholwert für 45-Jährigen auf Nordtangente
„Das kann ein Mensch kaum überleben“: Fünf Promille nach Crash in Mühldorf gemessen
Mit fünf Promille fuhr ein 45-Jähriger am Sonntag (16. Oktober) in Mühldorf in eine Leitplanke an der Nordtangente. Ein Fachmann hat nur eine Erklärung dafür, dass ein solch hoher Wert möglich ist.
Mühldorf/Waldkraiburg – Da staunt selbst der erfahrene Polizist, als er den Wert des Alkoholmessgeräts erfährt: Mit fünf Promille soll ein 45-jähriger Waldkraiburger auf der Mühldorfer Nordtangente in die Leitplanke gefahren sein. „Mein bisheriger Rekord sind 4,86“, sagt Uwe Schindler, Vizechef der Mühldorfer Polizei. Diesen Wert habe er aber nicht in Mühldorf, sondern in Bad Reichenhall gemessen. Für Mühldorf macht er 4,0 Promille als bisherigen Spitzenwert fest.
Messgerät ganz neu eingestellt
Schindler war bei der Unfallaufnahme zwar nicht vor Ort, ist sich aber sicher, dass die Zahlen seiner Kollegen Bestand haben werden: „Das Messgerät war ganz neu kalibriert, ich glaube nicht, dass das falsch war.“ Sicherheitshalber weist er darauf hin, dass erst die Blutprobe das gerichtsverwertbare Ergebnis liefern werde. Das könne zehn Tage dauern.
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Wie der Waldkraiburger zu diesem hohen Alkoholgehalt kommt, ist Schindler schleierhaft. „Die Kollegen waren ziemlich überrascht“, sagt er. „Das ist ein gewaltiger Wert.“ Aufgefallen ist der Autofahrer der Polizei bis jetzt nicht, der Zusammenprall mit der Leiplanke der Nordtangente am Sonntagabend gegen 18.45 Uhr ist sein erstes, polizeibekanntes Delikt. Vermutlich war der Mann zu schnell. Der Schaden am Auto beträgt laut Polizei 8000 Euro, an der Leitplanke 1000. Verletzungen trug der 45-Jährige nicht davon, auch kein anderer wurde gefährdet.
Trotzdem wird die Fahrt ein längeres und vermutlich teueres Nachspiel haben. Denn ab 1,6 Promille liegt laut Polizeivize Schindler absolute Fahruntüchtigkeit vor, laut Allianzversicherung handelt es sich dabei um eine Straftat. Die Folge laut Allianz: drei Punkte in Flensburg, eine hohe Geldstrafe, Führerscheinentzug und manchmal sogar Gefängnis.
Auf jeden Fall müssen Autofahrer, die mehr als 1,6 Promille hatten, vor der Rückgabe des Führerscheins zur MPU, der medizinisch-psychologischen Untersuchung. „Erst nach erfolgreicher Teilnahme an einer MPU können sie den Führerschein wiederbekommen“, erklären die Versicherungsfachleute.
Lebenslanger Führerscheinentzug möglich
Bei höheren Werten oder großen Schäden sei der lebenslange Entzug des Führerscheins möglich. Polizeivize Schindler schätzt das in diesem Fall so ein, wenn die Blutprobe das Ergebnis des Alkomats bestätigt: „Er ist den Führerschein sehr sehr lange los, mit sämtlichen Auflagen.“ Zu denen kann auch der regelmäßige Besuch des Landratsamts gehören, wo der 45-Jährige einen Alkotest machen muss. Die Entscheidung über Strafe und Auflagen trifft aber erst ein Gericht.
Im Oktober 2017 fand die Polizei einen Mann bewusstlos im Münchner Hauptbahnhof, der 6,52 Promille hatte. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung herrscht ab 4,0 Promille akute Lebensgefahr, die massiven Störungen beginnen aber schon mit einem Promille.
Für Klaus Sawitzki, der das Ehrko-Wohnheim in Neumarkt-St. Veit leitet, ist der Wert „eine extreme Sache“. Er schließt aus, dass sich jemand aus dem Stand so betrinken kann. „Das kann ein Mensch kaum überleben“, sagt der Fachmann für Suchtkrankheiten. „Da muss jemand extrem trainiert sein und schon lange Alkoholprobleme haben.“ Einen solchen Wert habe er in der Arbeit mit Suchtkranken noch nie erlebt. Wer sich auf einen solchen Wert hintrinken wolle, würde vor dem Erreichen einschlafen oder sich übergeben. Dieser Autofahrer müsse also extrem geübt sein.