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Mühldorfs Bürgermeister zu den drängendsten Themen

Michael Hetzl im Sommerinterview – Wie es um die Zukunft des Mühldorfer Hallenbades steht

Eine der wichtigsten Aufgaben des Bürgermeisters in nächsten Jahr: Die Gestaltung des Sümögeländes am Rande der Mühldorfer Altstadt.
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Eine der wichtigsten Aufgaben des Bürgermeisters in nächsten Jahr: Die Gestaltung des Sümögeländes am Rande der Mühldorfer Altstadt.

Mühldorf – Von der Gestaltung der Altstadt bis zur Energieversorgung von Wohngebieten reichen die Themen, die Mühldorfs Bürgermeister Michael Hetzl in den kommenden Monaten zu bewältigen hat. Die wichtigste Aufgabe derzeit ist aber eine ganz andere.

Was ist die wichtigste Aufgabe in diesem Sommer?

Bürgermeister Michael Hetzl: Die Organisation des Volksfestes. Man glaubt es kaum, aber wenn man es zwei Jahre nicht gemacht hat oder es Neues gibt, muss man sich vieles erarbeiten. Das gilt auch für die Zusammenarbeit mit den neuen Wirten und für den großen Festzug.

Und außer dem Volksfest?

Hetzl: Die ganzen Bauthemen beschäftigen uns sehr.

Stehen außer dem Schörghuber-Gelände noch größere Baugebiete an?

Hetzl: Derzeit nicht. Es geht eher um Nachverdichtung. Größere Baugebiete werden von uns auch derzeit nicht gewünscht. Aber man sieht es an der Töginger Straße: Ein großes Grundstück, da kann sich schnell etwas entwickeln.

Wie stehen Sie zur Nachverdichtung?

Hetzl: Nachverdichtung ist der einzige Weg, wie man Flächenverbrauch reduzieren kann. Die Höhe und Größe muss natürlich eine Grenze haben. Aber ich denke, Erdgeschoss plus zwei oder drei Stockwerke vertragen sehr viele Gebiete. Auch im Gewerbebereich wie beim Nettomarkt an der Münchner Straße. Dort ist nach dem Abriss des einstöckigen Gebäudes eine Tiefgarage unter dem Supermarkt und Büros und Arztpraxen oben drüber geplant.

Damit stellt sich die Frage nach der Energieversorgung von Wohngebieten und Gewerbebetrieben.

Hetzl: Es ist ein extrem schwieriges Thema, weil fast alle Versorgungssysteme Redundanz brauchen, und das ist meist Gas.

Sollen neue Mühldorfer Wohngebiete mit Nahwärme versorgt werden?

Hetzl: Für einzelne Häuser ist die Wärmepumpe ein gutes Thema, sie eignen sich aber nicht für Fern- oder Nahwärme. Für den Bereich rund um das Landratsamt und die Schulen sind wir zusammen mit dem Landratsamt dabei, eine Nahwärmeversorgung zu planen. Das bedeutet aber auch, dass an jedem Tag ein Lastwagen mit Pellets oder Hackschnitzel in das Wohngebiet fahren muss.

Kann die Stadt die Nahwärmeversorgung in Wohngebieten vorschreiben?

Hetzl: Die Infrastruktur, also die Leitungen oder ein Hackschnitzelkraftwerk schon. Der Anschluss ist den Leuten natürlich freigestellt.

Ist das für das Schörghuber-Gelände oder das Kirchenfeld vorgesehen?

Hetzl: Für das Schörghubergelände hat der Investor ein nachhaltiges Energiekonzept, es ist aber noch in der Planung. Am Kirchenfeld stehen wir derzeit etwas ratlos da. Ich muss ehrlich sagen, wir haben noch keine endgültige Lösung, da der Markt aktuell unberechenbar ist.

Wie sieht es mit einem Anschluss an das geplante Geothermieprojekt in Polling aus?

Hetzl: Die Kooperationen laufen, wir haben Verträge unterschrieben, um das Abwasser der Probebohrung in unsere Kläranlage einzuleiten. Das würde Polling gar nicht schaffen. Durch die Reichenspurner Gewächshäuser gibt es einen großen Dauerabnehmer, wie ihn die Geothermie braucht. Wir glauben, dass es eine Chance für uns ist.

Welcher Bereich in Mühldorf könnte versorgt werden?

Hetzl: Das hängt von der Wassertemperatur ab, die wir noch nicht kennen. Wenn es reicht, könnten wir die Versorgung über die Innbrücke bis in die Stadtmitte hineinziehen. Wir kennen auch den Preis noch nicht, bereiten aber alles vor.

Reicht es auch für den Norden der Stadt, wo die größte Siedlungsentwicklung ist?

Hetzl: Nein. Es könnte aber als Redundanz für das Nahwärmenetz rund um das Landratsamt dienen, wenn man die beiden Netze verbindet. Über Bahn und Innkanal hinweg wird es aber schwierig.

Gibt es Überlegungen, zur Energieeinsparung den Weihnachtszauber ausfallen zu lassen oder auf die Weihnachtsbeleuchtung zu verzichten?

Hetzl: Wir sparen schon jetzt sehr viel. Der Energieverbrauch der Straßenlaternen ist nur noch halb so hoch wie vor zehn Jahren. Sie werden außerdem gedimmt und nicht mehr jede einzelne eingeschaltet. Die Abschaltung ist aus rechtlichen Gründen und dem Sicherheitsgefühl der Leute nicht möglich. Allzu viele beleuchtete städtische Gebäude haben wir nicht. Wir überlegen, ob Lichtershow und Weihnachtsbeleuchtung kommen werden. Es ist aber eine Gratwanderung, denn der Stadtplatz muss natürlich auch attraktiv bleiben.

Der Streit ums Sümö-Gelände hält an. Wie wollen Sie das lösen?

Hetzl: Wir warten die Stellungnahmen der Fraktionen ab und werden daraus zusammen mit den Architekten einen überarbeiteten Entwurf machen. Die Mehrheit entscheidet dann, ob wir ins offizielle Verfahren einsteigen.

Sehen Sie Kompromisslinien?

Hetzl: Ja. Es war ja ein Plan, der nicht von uns stammt. Die Architekten haben geplant. Es gibt aber gewisse Punkte: Der Nahversorger muss bleiben, die Parkplatzsituation ist nicht so, dass es kein Problem gibt. Es steht fest, dass wir für Mitarbeiter und Anwohner Parkplätze brauchen.

Ein Punkt ist das Hallenbad.

Hetzl: Derzeit läuft die Machbarkeitsstudie zur Größe des Bads. Das Ergebnis der Bedarfsanalsye wird zum Ende der Sommerferien vorliegen. Dann folgt eine Kosten- und Standortanalyse.

Gibt es Pläne für eine interkommunale Zusammenarbeit mit Waldkraiburg?

Hetzl: Das hängt von der Bedarfsanalyse ab. Es wird dann auch beleuchtet, ob ein Investor gesucht werden kann, ob ein Hotelbetrieb denkbar ist. Oder ob eine interkommunale Zusammenarbeit möglich ist.

Michael Hetzl.

Kann es sein, dass die Stadt am Ende ohne Hallenbad bleibt?

Hetzl: Das ist nicht unser Ziel. Es stellt sich die Frage: Ist alles so machbar, wie es war? Es wird in der derzeitigen Situation Zumutungen geben, wir müssen uns fragen, können und wollen wir uns aus Energiegründen ein Hallenbad, eine Schlittschuhbahn leisten? Diese Debatte wird kommen.

Viele schwierige Themen. Macht das Amt des Bürgermeisters noch Freude?

Hetzl: Ja, es macht noch Spaß, aber es ist schwierig. Ich hätte nicht geglaubt, als ich 2019 kandidiert habe, in welche Situation man reinkommt. Egal ob Corona und die Auswirkungen auf die Kindergärten oder die gesamtwirtschaftliche Entwicklung: Das hätte sich keiner träumen lassen, in welchen Krisenmodus wir hineinlaufen. Wir können dankbar sein, dass wir in Mühldorf trotzdem gut durchkommen und Gestaltungsmöglichkeiten bleiben. Wir müssen uns mit der Energiekrise aber nichts vormachen: Die Stadtwerke werden heuer keinen Gewinn erwirtschaften, der immer eine wichtige Einnahme des Haushalts war. Eventuell könnte es sogar sein, dass wir einen Verlust ausgleichen müssen.

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