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Felix Fendt muss sein Traumziel verlassen

Dramatische Flucht aus dem Iran - Mühldorfer ignoriert trotzdem einen Befehl der Botschaft

Felix Fendt mit seinem Landrover, der ihn bis in den Iran gebracht hat. Wegen der Unruhen dort musste er jetzt überstürzt ausreisen. Er sagt aber: „Subjektiv gab es kein Bedrohungsgefühl.“
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Felix Fendt mit seinem Landrover, der ihn bis in den Iran gebracht hat. Wegen der Unruhen dort musste er jetzt überstürzt ausreisen.

Für Felix Fendt war es ein Traumziel: Der Iran. Zehn Tage war er dort glücklich, dann musste er raus. Warum der Mühldorfer dieser Aufforderung des Auswärtigen Amts folgte und sich trotzdem nicht an die Vorgaben hielt, erzählt er am Telefon.

Mühldorf – Die Ausreiseaufforderung kam für Felix Fendt überraschend. Natürlich wusste der Mühldorfer, dass das Auswärtige Amt seit Langem eine Reisewarnung für den Iran ausgesprochen hatte. Eine Ausreiseaufforderung gab es aber bislang nicht. Am Donnerstag (3. Oktober) war es plötzlich so weit.

Per E-Mail schrieb ihm das Auswärtige Amt: „Deutsche Staatsangehörige werden aufgefordert, Iran zu verlassen.“ Eine SMS sei bei ihm nicht angekommen, obwohl er auf der Krisenvorsorgeliste der Behörde stand. Deshalb habe ihn die Nachricht erst einige Stunden nach Bekanntgabe erreicht. Ärgerlich nennt Fendt das, einen „Kritikpunkt am Auswärtigen Amt.“

Sehr viele freundliche Menschen

Seit zehn Tagen ist der Mühldorfer im Iran, das islamische Land am Persischen Golf war der Traum des 29-Jährigen. „Es war mein großes Ziel“, sagt er am Telefon, „ich bin sehr enttäuscht.“ Der Telefonanruf erreicht ihn in Kuwait, dort ist Fendt nach seiner Ausreise angekommen.

Seit Mai ist er unterwegs mit seinem Landrover Defender. Von Mühldorf aus ging es über Italien und Slowenien auf den Balkan, über Griechenland und die Türkei nach Georgien, Armenien und schließlich in den Iran.

Schöne Bilder im Kopf

Trotz des abrupten Endes seines Besuchs in dem umstrittenen Land steht Fendts Urteil fest: „Ich hatte vorher sehr schöne Bilder im Kopf, das hat sich bei den Menschen bestätigt.“ Er schwärmt, wenn er erzählt. Von der Gastfreundschaft, von der Neugierde der Iraner, von spontanen Einladungen zum Essen, von der steten Hilfsbereitschaft, von Menschen, die in Restaurants auf ihn zugekommen sind, um ihn, den Fremden zu begrüßen „Sie freuen sich, einen zu sehen“, sagt er. Ein wenig Englisch und der Google-Übersetzer auf dem Handy machten einfache Gespräche möglich.

Fahrrad und Axt geklaut

Und natürlich das Reden mit Händen und Füßen. Wie im bisher einzigen Konflikt seiner Reise. Ein paar Jugendliche hatten das Fahrrad und die Axt gestohlen, die Fendt hinten auf seinem Landrover befestigt hatte. Fendt stand am Gemüsestand, als er die Jugendlichen mit ihrer Beute davon laufen sah. „So etwas passiert halt, genauso wie bei uns“, sagt er und meint Deutschland. Die kleine Bande machte er jedenfalls schnell ausfindig. „Ich habe mir die zur Brust genommen.“ Das Fahrrad bekam er zurück, die Axt durften die Jugendlichen behalten, „die brauchte ich eh nicht mehr.“

Von der Unruhe im Land hat der Mühldorfer nicht viel gespürt, keine Demonstrationen erlebt. Das mag auch daran liegen, dass Fendt meist auf dem weiten Land unterwegs war, fernab der großen Städte. Militär gab es kaum, nur Verkehrspolizisten seien zu sehen gewesen. Immer wieder seien ihm junge Frauen begegnet mit offenen Haaren und ohne die vorgeschriebenen Kopftücher. Bei den Begegnungen mit Iranern habe er aber immer wieder Kritik an der Regierung gehört. „Viele sind sehr unzufrieden mit dem Regime. Sie sagen, die Regierung sei schlecht.“

Angst vor der Geheimpolizei

Trotz der guten Begegnungen blieb Felix Fendt zurückhaltend. Die Angst vor der Geheimpolizei ist allgegenwärtig. „Ich habe zugehört, aber wenig gesagt“, denn wer wisse schon, ob das Gegenüber nicht zum Staatsapparat gehört.

Denn vor genau dem warnt das Auswärtige Amt bei seiner Ausreiseaufforderung. „Für deutsche Staatsangehörige besteht die konkrete Gefahr, willkürlich festgenommen, verhört und zu langen Haftstrafen verurteilt zu werden. In jüngster Vergangenheit kam es zu einer Vielzahl willkürlicher Verhaftungen ausländischer Staatsangehöriger“, heißt es in der Ausreiseaufforderung. Dem hält Fendt entgegen: „Subjektiv gab es kein Bedrohungsgefühl.“

Nicht mit dem Auto weiter reisen

Die Dramatik der Aufforderung geht aber nicht an ihm vorbei: „Die Deutsche Botschaft Teheran empfiehlt, zur Ausreise den Luftweg über den Flughafen Teheran zu nutzen. Bitte setzen Sie Ihre Reise nicht auf dem Landweg, insbesondere per Motorrad, Fahrrad oder Wohnmobil fort.“ Den Landrover zurücklassen? Für Fendt keine Option. Er packt seine Sachen ins Auto, fährt 1300 Kilometer – und erreicht den Irak. Felix Fendt lacht, wenn man ihn auf die Sicherheitslage dort anspricht. „Es waren auch nur wenige Kilometer, dann waren wir schon wieder draußen“.

Reispläne komplett über den Haufen geworfen

Trotzdem dauerte die Ausreise vier Tage. Zwei davon verbrachte der Mühldorfer an den Grenzen. Zuerst zum Irak, dann am Übergang nach Kuwait.

Noch ein halbes Jahr will Fendt unterwegs sein, bevor sein Sabbatjahr endet. Nach dem Abitur und dem Bundesfreiwilligendienst beim Roten Kreuz war der 29-Jährige schon in Australien, jetzt folgte die Traumreise Richtung Iran. Bevor Fendt wieder seine Arbeitsstelle als Leiter eines Medizinischen Versorgungszentrums und als Personaler im Gesundheitsbereich antreten muss, will er noch weiter.

Israel statt Thailand

Die überstürzte Ausreise aus dem Iran Richtung Südwesten hat seine Pläne allerdings umgeworfen. Denn der Weg nach Pakistan und Indien Richtung Thailand, ist für ihn jetzt versperrt. Die neuen Ziele sind Saudi-Arabien, Bahrain, Oman, Jordanien, Israel. Und Ende April dann wieder Mühldorf.

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