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Kann ein Passant den Code auch scannen?

Gut sichtbarer QR-Code - Das verrät der moderne Strafzettel am Scheibenwischer

Polizeihauptkommissar Karl-Heinz Stocker QR
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Strafzettel verteilt die Polizei noch in gewohnter Form (links) und mit QR-Code (rechts) - Polizeihauptkommissar Karl-Heinz Stocker zeigt beides in die Kamera.

Ein Zettel der Polizei mit QR-Code am Scheibenwischer ist kein freundlicher Hinweis. Sondern ein Strafzettel. Den kann jeder, der vorbeigeht, mit dem Handy einscannen. Das erfährt er dabei über den Parksünder.

Mühldorf - Was steckt denn da hinterm Scheibenwischer? Beim mittäglichen Spaziergang über den Mühldorfer Stadtplatz springt der Schreiberin förmlich etwas noch nie Gesehenes ins Auge. Das Fahrzeug steht außerhalb der Parkplatzmarkierungen, also könnte es ein Strafzettel sein. Allerdings kein übliches, rotes Knöllchen mit Überweisungsträger dran, sondern etwas Neues. Da tritt die Reporterin der OVB-Heimatzeitungen doch neugierig gerne näher heran und nimmt das Ding näher unter die Lupe.

Der Zettel, auf den ein QR-Code gedruckt ist, samt Wappen der Bayerischen Polizei - entpuppt sich tatsächlich als Verwarnungsbeleg. Nur eben anders. Strafzettel 2.0 könnte man sagen. Das Fotografieren des kleinen Dokuments erweist sich als schwierig, denn beim Draufhalten mit der Handy-Kamera wird sofort der QR-Code gescannt und am Smartphone ploppt ein Fensterchen mit weiteren Anweisungen auf. Hier könnte gleich das Kennzeichen eingetippt werden - macht die Reporterin natürlich nicht. Erstens, weil es nicht ihr Auto ist und zweitens bringt das vielleicht Ärger wegen unerlaubten Scannens des fremden Strafzettels. Also besser Finger weg und bei der Polizei nachgefragt.

Verwarnung übers Diensthandy

Polizeihauptkommissar Karl-Heinz Stocker ist Verkehrssachbearbeiter der Mühldorfer Polizei, bei ihm laufen alle von der Mühldorfer Polizei ausgestellten Verkehrsverwarnungen zusammen. „Diese QR-Strafzettel sind selbstverständlich keine Mühldorfer Eigenheit, sie wurden bayernweit eingeführt“, erklärt er. „Wir nutzen dafür eine App mit der Polizeibeamte über ihr Diensthandy die Verwarnung ausstellen.“ Klassische Park-Knöllchen verteilt die Polizei eher selten, darum kümmert sich meist die kommunale Verkehrsüberwachung. Häufiger geht es um abgelaufenen TÜV oder Handy am Steuer von Auto und Fahrrad. Mit der polizeilichen „mOwi“-App - „mOwi“ steht für „mobile Erfassung von Ordnungswidrigkeiten“ - wird der altbekannte Strafzettel von einer Bürgerbenachrichtigung mit QR-Code abgelöst.

So schaut's aus, wenn man einen „mOwi“-Strafzettel von der Polizei kassiert hat.

Auch auf dem Knöllchen - korrekt: Verwarnung mit Zahlungsaufforderung - wurde vermerkt, welches Parkvergehen der Fahrzeugführer begangen hat. Diese Information steckt jetzt in dem QR-Code. Polizeibeamte geben in der App je nach Verstoß die Bußgeldkennzahl - für die Ordnungshüter auch digital abrufbar - und das Kennzeichen des Fahrzeugs ein. Diese Kombination wird digital hinterlegt und ist über den Scan des QR-Codes und die Eingabe des Kennzeichens für den Verkehrssünder abrufbar. Der QR-Zettel ist also auch als eine Art Bürgerservice zu sehen, denn, so Stocker: „So kann der Betroffene gleich nachschauen, was er falsch gemacht hat.“

„Wer als Unbeteiligter den Code scannt und das Kennzeichen eintippt, sieht nur welches Vergehen vorliegt“, kann Stocker Bedenken gegen die neue Technik beruhigen. „Mehr ist bei einem unberechtigten Abruf nicht zu sehen. Von Fremden können keine personenbezogenen Daten zu dem betroffenen Fahrzeughalter abgerufen werden.“

Bußgeldbescheid kommt weiterhin per Post

Wer noch ohne Smartphone unterwegs ist und mit dem QR-Ameisengewusel auf Papier nichts anfangen kann, muss sich keine Sorgen machen, deshalb etwa mehr Bußgeld berappen zu müssen. Denn eines ändert sich auch mit der neuen Technik nicht. „Jeder Falschparker bekommt nach wie vor einen schriftlichen Bußgeldbescheid per Post zugeschickt“, betont Verkehrsexperte Karl-Heinz Stocker. So geht keine Verwarnung verloren, auch wenn sie ein Scherzkeks von einem Auto zum nächsten steckt oder im Mülleimer entsorgt.

In manchen Städten kann man sich via QR-Abfrage auch gleich zu dem Bezahldienst Paypal weiterleiten lassen und noch vom Straßenrand aus das Bußgeld überweisen. In Mühldorf geht das nicht, hier funktioniert das via Online-Banking. Wer seine Schuld sofort begleichen will, kann mit dem Zettelchen in der Hand zur Polizeiwache marschieren und die Rechnung dort in bar oder mit Karte begleichen. „Das war bis zu einem Betrag von 55 Euro schon bei den alten Papier-Strafzetteln möglich und ist es auch weiterhin“, stellt Stocker fest. „Die Polizei teilt der Zentralen Bußgeldstelle dann mit, dass das Bußgeld beglichen wurde.“

So kommen die QR-Knöllchen an den Scheibenwischer

Die Ordnungswidrigkeit wird von den Polizisten per Diensthandy erfasst und mittels einer speziellen App ein QR-Code generiert. Dieser wird auf wasserfestes Papier gedruckt und kann mit dem Smartphone gescannt werden. Mit Eintippen des Kennzeichens - ohne Strich und Leerstelle, aber mit den Pünktchen für beispielsweise „MÜ“ - werden Sie weitergeleitet zum „Bürger-Infoportal“. Dort findet man den Tatbestand, der vorgeworfen wird, die Höhe des Verwarnungsgeldes sowie die Zahlungsmöglichkeiten.

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