Kleine Gewächse mit großer Fangemeinde
Wie ein Mühldorfer mit der Pilz-Suche 28.000 Abonnenten auf YouTube begeistert
Viele gehen gern in den Wald und suchen Pilze. Michael Bachmeier aber teilt seine Funde und vor allem sein Wissen mit Schwammerlfreunden in der ganzen Welt. Und er hat sich für 2023 ein ehrgeiziges Ziel gesetzt.
Mühldorf – Es ist eine uralte Tradition, die schon über viele Generationen die Menschen immer wieder raus in die Natur zieht: Pilze sammeln. Die einen tun es für eine leckere Mahlzeit, die anderen, um sie zu erforschen. Schließlich sind Pilze eine Wissenschaft für sich. Die Mykologie. An guten Tagen steigt der Duft der Pilze buchstäblich in die Nase, wenn man durch die Wälder spaziert. Pilze wachsen das ganze Jahr über. Die beste Zeit zum Sammeln beginnt bereits Ende Juni.
Für Pilzliebhaber sind die Wälder rund um Mühldorf ein echtes Schwammerl-Eldorado. So auch für Michael Bachmeier (32). In seinem Beruf als Fachinformatiker arbeitet der Mühldorfer viel im Büro. In seiner Freizeit zieht es ihn hinaus in die Natur. Hier sammelt und erforscht er verschiedene Pilzarten. Sein Wissen rund um das Thema Pilze ist gigantisch. Akribisch hat er unzählige Pilzarten in seinem Online-Pilzbuch unter www.pilzwelten.de aufgelistet. Auf seiner Website, Social Media wie Instagram und Facebook, sowie auf YouTube zeigt der junge Familienvater Pilzfotos und Videos von seinen Pilzwanderungen in Oberbayern.
470 Pilzarten hat er gelistet
Aktuell hat er etwa 470 verschiedene Pilzarten aufgelistet. Bis Ende dieses Jahres möchte Bachmeier die 500er-Marke geknackt haben und die volle Bandbreite an essbaren, ungenießbaren und giftigen Pilzen, die er bislang in Oberbayern gefunden hat, präsentieren. Auch Heil- und Vitalpilze hat er in seinem Online-Pilzbuch aufgeführt. Schließlich sind Schwammerl nicht nur schmackhaft, sondern so manch einer sogar ein echter Gesundmacher aus der Natur. Bachmeier nennt zum Beispiel den Birkenporling, der in der Naturheilkunde ein sehr bekannter Pilz ist, denn er enthält entzündungshemmende Inhaltsstoffe. Selbst in der Habe der über 5.000 Jahre alten Gletschermumie Ötzi wurde ein Birkenporling entdeckt. In einigen Ländern wird dieser auch gegen Tumorerkrankungen im Magen- und Darmbereich eingesetzt.
Bachmeiers große Begeisterung für die Welt der Pilze begann im Jahr 2018. „Als kleiner Bub ging ich mit meinem Papa in den Wald Schwammerl suchen. Wir sammelten nur sehr wenige Sorten, wie zum Beispiel den Maronenröhrling oder Steinpilze. Da waren wir im Herbst zwei oder drei Mal unterwegs und das war es dann auch schon“, erzählt der 32-Jährige. Erst im Erwachsenenalter packte ihn das Pilz-Fieber so richtig. Das war vor etwa fünf Jahren. Zuvor war er einige Jahre im Wrestling in Waldkraiburg aktiv. Als der Wrestling-Verein aufgelöst wurde, widmete er sich dem Fußball und schnitt damals auch Videos für die beiden Sportvereine.
Pilzvideos mit hunderttausend Aufrufen
Videos produzieren ist eine seiner großen Leidenschaften. „Irgendwann war ich im Wald unterwegs, machte Videos und stellte sie online. Das kam so toll an, dass ich beschloss Filme über Pilze zu machen“, setzt er fort. Einige seiner YouTube-Videos haben weit über hunderttausend Aufrufe. Auf seinem YouTube-Kanal „Pilzwelten“ hat er fast 28.000 Abonnenten. Auch seine Fangemeinde auf Social Media wie Instagram und Facebook ist riesig.
Pilze sind nicht ungefährlich
Bei Bachmeier landen die Schwammerl jedoch nicht nur online auf dem Bildschirm, sondern auch als leckeres Gericht in der Pfanne. Der 32-Jährige kann seine Pilzgerichte mit gutem Gewissen genießen, denn er kennt sich aus. Auf seinen Touren zur Pilzbestimmung hat immer Kalilauge dabei. „Wenn man Täublinge bestimmt braucht man ja möglichst viele Merkmale, um den Fund irgendwie einzugrenzen“, erklärt er. Ein olivgrüner Milchling verfärbt sich mit Kalilauge lila.
Wer keine oder nur wenig Ahnung davon hat, sollte extrem vorsichtig sein, denn bei Pilzen gibt es extrem viel zu beachten. Hier lautet die Grundregel: Sobald bei einem Pilz Restzweifel bestehen und man diesen nicht zu hundert Prozent als essbar und ungiftig zuordnen kann, darf man ihn nicht zubereiten. Der Mühldorfer empfiehlt deshalb, sich an Pilzsachverständige der Deutschen Gesellschaft für Mykologie e.V. (www.dgfm-ev.de/service/pilzsachverstaendige) zu wenden, falls man gesicherte Pilzbestimmungen benötigt. Auch Bachmeier können unsichere Pilzsammler gerne fragen. Allerdings darf er keine Verzehrfreigabe geben.
Für ihn hat Pilzesammeln auch eine ganze Menge mit Fairness zu tun. Leider gibt es viele Menschen, die es übertreiben und ganze Wälder plündern. Für den Naturliebhaber ein absolutes No-Go: „Die Menschen sollten Respekt vor der Natur und deren Bewohnern haben.“ Dankbar sein und nicht jeden Pilz mitnehmen, sondern auch mal etwas stehen lassen. Wirklich nur so viel sammeln, wie man auch selbst isst.
Nicht alle Pilze plündern
„Ganz wichtig ist natürlich auch, dass man im Wald keinen Schaden anrichtet, die Tiere nicht stört oder gefährdet, nichts kaputt macht und keinen Müll hinterlässt. Den Wald sauber halten und dort auch nicht rauchen. Den Wald schützen und schätzen“, sagt Bachmeier. „Pilze sammeln macht nicht nur Spaß, sondern man ist auch viel in Bewegung, lernt die Natur kennen und sucht sich sein eigenes Essen, das dazu auch noch kostenlos ist und lecker schmeckt. So etwas ist doch einfach unbezahlbar.
Wie viele Pilze darf man in Bayern sammeln?
In manchen Ländern und Regionen gibt es Gesetze oder Verordnungen die genau regeln, wo und wie viele Pilze man sammeln darf. Die Bayerische Verfassung räumt jedem Bürger das Recht ein, Waldfrüchte in ortsüblichem Umfang zu sammeln. In der Regel sind das ein bis zwei Kilo pro Person und Tag. Wer jedoch gewerbsmäßig Pilze sammelt und verkauft, benötigt eine Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde.

