Beliebter Mühldorfer Postbote über die schönsten Momente
50 Jahre lang hat Bernhard Fischer die Post zugestellt – jetzt geht er in Ruhestand
Da kann es stürmen oder schneien, Gluthitze oder Dauerfrost haben: Nichts hat den Fischer Bernie jemals davon abgehalten, die Post zuzustellen. 50 Jahre lang war er bei Wind und Wetter unterwegs. Jetzt ist der beliebte Mühldorfer Postbote in den Ruhestand getreten.
Mühldorf – Morgens, halb Sieben in Deutschland. Während andere noch schlafen, steht Bernhard Fischer schon im Zustellstützpunkt Mühldorf und sortiert Briefe und Packerl für die spätere Tour. Routine für den 65-Jährigen, den vor allem die Anwohner des Mühldorfer Stadtplatzes und der „Lände“ kennen. Dort hat der Postler 25 Jahre lang Briefe und Pakete zugestellt. Jetzt ist er, nach insgesamt 50 Berufsjahren bei ein und demselben Arbeitgeber, in den wohlverdienten Ruhestand gegangen.
Doch seine letzte Tour hat diesmal etwas länger gedauert. Überall wo er hinkam, warteten die Leute schon auf „ihren“ Postboten, es gab Präsente, oder er wurde kurzerhand zum Weißwurst-Frühstück inklusive Einlage eingeladen. So war es eben in der „Lände“ der Fall. „Diese Wertschätzung. Das hat mich total gefreut. Ich danke allen Kunden, für ihre nette und freundliche Art, die mir in all den Jahren zugekommen ist!“, so Bernhard Fischer, dessen Karriere bei der Post am 1. September 1973 ihren Anfang genommen hat. Damals hat er als „Postjungbote“ seine Ausbildung bei der Post in Mühldorf begonnen. Nach der Lehrzeit ging es nach München zum Arbeiten im Postsparkassenamt.
6.000 Kilometer pro Jahr auf dem Postrad
Danach kam er wieder zurück nach Mühldorf, zunächst in den Innendienst. Seit 1984 ist er Postzusteller in Mühldorf. Ein Vierteljahrhundert lang hatte er die Lände und den Stadtplatz als Stammgebiet, als er den legendären Sepp Stangl beerbt hatte. Mit dem Radl stellte Bernie Fischer seitdem die Post zu. Stadtberg rauf, Stadtberg runter. Kein Wunder, dass Bernhard Fischer, braungebrannt und stets gut gelaunt, heute so fit ausschaut. „Immerhin 6.000 Kilometer sind da im Jahr auf dem Postradl zusammengekommen“, weiß Fischer.
Vom Steuerbescheid bis zum Liebesbrief
Und das alles ohne Motor. Erst im vergangenen Jahr hat der Postler ein Radl mit E-Motor beantragt. „Nach einer Beinverletzung ging es nicht mehr ohne Motor“, so Fischer, der immerhin einen Koloss mit 40 Kilogramm Gewicht bewegen muss, wenn er Steuerbescheide, Liebesbriefe oder Versandhausware zustellt. Fünf Kästen hat er tagtäglich einsortiert, entsprechend viele Ablagestationen angefahren, um die Körbe des gelben Fahrrads wieder aufzufüllen. „Die Briefe sind weniger geworden. Die Packerl dafür mehr“, berichtet Fischer. Bis zu 30 Pakete pro Tag waren keine Seltenheit. Bei schönem Wetter alles kein Problem, aber auch schlechtes Wetter hielt ihn nicht davon ab. „Da hab ich mich aber nie beschwert, denn das Wetter kann man eh nicht ändern!“
Peter Hobmaier, Standortleiter der Deutschen Post in Mühldorf, lobt den 65-Jährigen bei der offiziellen Verabschiedung: „Fischer war immer ein sehr angenehmer Kollege, ist immer mit allen sehr gut ausgekommen. Wenn‘s gebrannt hat, dann war der Bernie zur Stelle und hat ausgeholfen!“ Er könne sich auf der anderen Seite jedoch nicht daran erinnern, dass der Mühldorfer jemals selbst länger krank gewesen sei. „Es ist schade, dass uns einer unserer besten und zuverlässigsten Kräfte verlässt!“ Bei der Verabschiedung überreichte Hobmaier dem Bundesbeamten eine Urkunde und ein Geschenk. „Besonders freut es mich, dass er gesund in den Ruhestand geht. Er war nie krank, immer fit. Ich hoffe, dass er seine gute Gesundheit noch sehr lange im Ruhestand ausnutzen kann!“
Jetzt wird länger geschlafen
Bis zum letzten Tag hat Bernie Fischer gearbeitet, auch an diesem 31. August zuverlässig seinen Dienst versehen. Sentimental ist er nach seiner letzten Tour dann aber doch noch geworden. „Das war als ich das Radl abgegeben habe. Daheim ist es dann tatsächlich etwas feucht im Gesicht geworden“, gibt er zu. Er startet also mit einem weinenden und doch auch mit einem lachenden Auge in den verdienten Ruhestand. Denn: Früher ist er immer um 5 Uhr aufgestanden. „Jetzt kann es schon mal halb acht werden, bis ich aufstehe“, verrät er. Langweilig wird ihm sicher nicht werden, fügt die Sportskanone hinzu. Er will wieder mehr Tennis spielen, in die Berge gehen, Schwimmen und im Winter Skifahren. Und dann hat er ja auch noch sein Motorrad, mit dem er sich vermehrt auf Ausflugsfahrt begeben will. „Aber das nur bei schönem Wetter!“
Die drei schönsten Anekdoten
Drei Anekdoten fallen Bernard Fischer ein, wenn er auf sein 50-jähriges Dasein als Postbeamter zurückblickt. Da ist die Geschichte mit dem Hund. Nicht gerade überraschend für einen Postboten.
Fischer erinnert sich an einen kleinen Hund, „eine Art Spitz“, der dem früheren Pächter des Schwaigerkellers am Stadtberg gehörte. „Der ist mir immer nachgelaufen, wollte mich ins Wadl zwicken!“ Doch Fischer war immer schneller als das aufgeregte Kerlchen. Mit einer Ausnahme: „Da hab ich mich dann umgedreht. Wir haben die Rollen getauscht und ich bin dem Hund hinterher.“ Langfristig hat das dennoch nichts gebracht. „Beim nächsten Mal war es wieder wie immer!“
Oder der Schäferhund in der Luitpoldallee. „Das war ein sehr gutmütiger Hund und angehängt“, erinnert sich Fischer. Regelmäßig habe er ihm Wurstreste vom Metzger am Stadtplatz mitgebracht, die der Hund dann auch gleich verschlungen hat. „Einmal war er nicht angehängt und hat mich die gesamte Tour begleitet“, berichtet Fischer.
Die dritte Episode könnte stellvertretend dafür stehen, was der zuverlässige Berni für seine Kunden bedeutete und welche Wertschätzung er genossen hat. Eine Frau, die am Mühldorfer Stadtplatz wohnt, habe ihm einst aus dem Fenster eine Breze als Wegzehrung zugeworfen, worauf Bernhard Fischer charmant erwiderte. „Beim nächsten Mal aber bitte mit Butter!“, prompt hatte ihm die Dame beim nächsten Mal eine Butterbreze geschmiert.