Ein Corona-Rekordwert nach dem anderen
Corona erreicht im Landkreis Mühldorf die 1000er-Grenze: Bürger und Politiker fordern 2G
Drei Landkreise in der Region stehen an der 1000er-Marke des Corona-Inzidenzwerts, darunter der Landkreis Mühldorf. Bürger und Polikter fordern 2G-Regeln. Aber nicht alle wollen das.
Mühldorf – Angesichts des hohen Inzidenzwerts von fast 1000 werden Rufe nach strengeren Regeln im Landkreis Mühldorf lauter. Geht es nach Landrat Maximilian Heimerl (CSU) und Menschen auf dem Mühldorfer Stadtplatz kommt eine weitere Verschärfung auf 2G (siehe Umfrage unten).
Die heimischen Bundespolitiker sind sich da nicht so einig.
277 neue Fälle an einer Tag
277 neue Corona-Fälle und eine 7-Tage-Inzidenz von 952 bringen Heimerl dazu, sich klar zu positionieren: „Ich halte weitere Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens für zwingend notwendig“, sagt er auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen. „2G ist sinnvoll und gerechtfertigt.“
Landrat für strengere Regeln
Heimerl beruft sich nicht nur auf den hohen Inzidenzwert, sondern ausdrücklich auch auf die Lage in den Kliniken. Dort lagen am Mittwoch nach Angaben der Klinikleitung 89 Corona-Patienten, deren Zahl damit erneut um zwei gestiegen ist. Auf den Intensivstationen der Krankenhäuser in Mühldorf und Altötting sind 16 Betten belegt, 14 Corona-Infizierte müssen beatmet werden. Eine 85-Jährige ist gestorben.
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Auch Klinikensprecher Mike Schmitzer weist auf die Situation im Krankenhaus hin. „Wir konnten die Zahl der Intensivbetten am InnKlinikum von 18 auf 19 erhöhen“, sagt er. Außerdem seien einige schwere Nicht-Corona-Fälle von der Intensiv- auf die Überwachungsstationen (IMC) verlegt worden. Trotzdem gelte: „Die Lage ist schon jetzt dramatisch und wir erwarten einen weiteren deutlichen Anstieg an schweren Covid-Fällen.“ Nur durch Verlegungen sei eine zeitweise Überbelegung verhindert worden.
CSU-Mayer für strengere Regeln
Für eine Verschärfung der Corona-Regeln spricht sich deshalb auch CSU-Bundestagsabgeordneter Stephan Mayer aus. „Die sprunghaften Infektionszahlen und die Auslastung der Intensivbetten in unseren Kliniken in den Landkreisen Altötting und Mühldorf bewerte ich als äußerst besorgniserregend“, sagt der Noch-Innenstaatssekretär. „Für mich stellt die Einführung einer 2G-Regelung anstelle der bisherigen 3G-Regelung daher einen durchaus geeigneten Schritt und dringend notwendige Verschärfung der Maßnahmen angesichts der derzeitigen Lage dar.“
Die rote Krankenhausampel in Bayern zeige, wie dringend weitere Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie seien. „Es besteht akuter Handlungsbedarf zur Sicherstellung der Gesundheitsversorgung. Bisher waren die Regelungen ausreichend, aber jetzt muss reagiert werden.“ Damit könnten auch die Mitarbeiter im Gesundheitswesen entlastet und geschützt werden.
Keine allgemeine Impfpflicht
Eine allgemeine Impfpflicht lehnt Mayer dagegen ab. „Ich plädiere an die Menschen, das Impfangebot wahrzunehmen.“ Die Injektion verhindere mit ziemlicher Sicherheit einen schweren Krankheitsverlauf und entlaste damit die Krankenhäuser.
Einschränkung ja, Lockdown nein
Auch einen Lockdown will Mayer nicht. Die wirtschaftlichen Schäden der letzten Male seien Anstoß genug, auf eine komplette Schließung zu verzichten. „Selbstverständlich muss das gesundheitliche Wohl höchste Priorität haben. Soweit dies gesichert werden kann, spreche ich mich ausdrücklich gegen einen erneuten wirtschaftlichen Lockdown aus, um einen zusätzlichen wirtschaftlichen Schaden zu verhindern.“
Bubendorfer-Licht nennt 2G Spaltung der Gesellschaft
Sandra Bubendorfer-Licht, die für die heimische FDP im Bundestag sitzt, hat eine dezidiert andere Meinung: „Die Diskussion um 2G ist gefährlich, weil sie die Gesellschaft spaltet“, sagt die Ampfingerin. „Mit der Einführung eines 2G-Modells im Landkreis würden Kinder, Jugendliche und Menschen, die nicht geimpft werden können, benachteiligt.“ Nach Lockdown und Heimschule könnten Kinder nicht erneut vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden.
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Zudem sei es ein fatales Signal an die durch die Pandemie arg gebeutelte Gastronomie, wenn Getestete und Menschen, die sich nicht impfen lassen könnten, mit einem Restaurantverbot belegt würden. „Wollen wir diese Menschen vom gesellschaftlichen Leben ausschließen?“
Bessere Ergebnisse in anderen Bundesländern
Sie setzt im Kampf gegen die Pandemie auf eine höhere Impfquote und eine beschleunigte Booster-Impfkampagne. Bayern habe hier in den Sommermonaten wichtige Zeit verschlafen, beklagt Bubendorfer-Licht und verweist beispielsweise auf Schleswig-Holstein. Dort seien über 80-Jährige bereits im August angeschrieben und auf die Auffrischungsimpfung hingewiesen worden. „Die Infektionszahlen aus dem Norden belegen den Erfolg.“
Kostenlose Tests ermöglichen
Sie betont: „Wir wollen heute nicht mehr mit Instrumenten wie Ausgangssperren, Lockdown, Schulschließungen und branchenweiten Betriebsschließungen arbeiten.“ Vielmehr will sie Menschen die „Angst vor unverhältnismäßigen Maßnahmen“ nehmen. Sie spricht sich für die Rückkehr zu kostenlosen Corona-Tests und verpflichtenden Tests in Einrichtungen wie Altenheimen aus.



