Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Zentrale Wärmeversorgung für Marktgemeinde

Wärme vor Haustür erzeugen? Zwei Familien wollen den Buchbachern ordentlich einheizen

Zwei Familien - eine Idee: Jessi und Georg Hagl sowie Max und Renate Bruckmaier (von links) wollen ein Wärmenetz für Buchbach aufbauen
+
Zwei Familien – eine Idee: Jessi und Georg Hagl sowie Max und Renate Bruckmaier (von links) wollen ein Wärmenetz für Buchbach aufbauen.

Ein kuschlig warmes Haus oder Wohnung wird zunehmend zum Luxus. Die Preise für die Wärmeversorgung kennen nur eine Richtung – nach oben. Zwei Familien aus Buchbach haben einen Weg ausgetüftelt, Wärme vor der Haustür zu erzeugen.

Buchbach – Zwölf Kilometer Leitungen verlegen. Rund 250 Hausanschlüsse erstellen. Ein Heizwerk, das mit Hackschnitzel, Biogas und Solarthermie für Wärme sorgt. Eine Holzvergaseranlage, die für Strom sorgt. Und Bürger, die auf einen Wärmeversorger vor Ort setzen. Das sind die Zutaten, mit denen zwei Familien ein Nahwärmenetz für die Marktgemeinde Buchbach aufbauen wollen.

Gemeinde kann Wärmeversorgung nicht stemmen

Bereits zweimal hat die Gemeinde versucht, eine kommunale Wärmeversorgung aufzubauen. Bis dato allerdings ohne Erfolg. 2015 scheiterte der Versuch an der mangelnden Nachfrage. Jetzt hatte die Marktgemeinde einen neuen Anlauf gestartet, um zumindest die kommunalen Liegenschaften in der Schulstraße sowie das dortige Pfarrheim mit Wärme zu versorgen. Doch Berechnungen haben ergeben, dass „es die Gemeinde nicht stemmen kann“, sagt Bürgermeister Thomas Einwang.

Zwei Ehepaare wollen Wärmenetz aufbauen

Da traf es sich gut, dass sich zwei Ehepaare anboten, der Gemeinde zu helfen. Jessi und Georg Hagl sowie Renate und Max Bruckmaier möchten die Buchbacher Bürger mit Wärme versorgen. Georg Hagl arbeitet bei der Firma Bauer und hat von beruflicher Seite eine Affinität zu Themen der Energieversorgung. Einen Teil seines Stromes, den sie zu Hause verbrauchen, kommt von einer Holzvergaseranlage. Das Ehepaar Bruckmaier betreibt eine Biogasanlage. Beide arbeiten bei der Gemeinde Buchbach und hatten daher Einblick in die Versuche der Marktgemeinde, ein Nahwärmenetz aufzubauen.

„Die Idee, das für die Gemeinde zu machen, ist dann langsam gereift“, erinnert sich Georg Hagl. Erst habe man lediglich die Schulstraße versorgen wollen. Doch bei vielen Gesprächen haben sie mitbekommen, dass das Interesse an einer Nahwärmeversorgung groß ist. Da nahm der Gedanke dann langsam Gestalt an, ein Versorgungsnetz für Buchbach aufzubauen.

Bürgermeister Thomas Einwang bezeichnet es als „einmalige Chance für die Bürger“. In Anbetracht der aktuellen Entwicklung der Energiepreise sei der Startpunkt optimal. Eine schriftliche Umfrage bestätigte das Interesse der Bürger. Rund 680 Briefe wurden verschickt. Dabei antworteten 46 Bürger mit „Nein“, 275 mit „Ja“, der Rest hat nicht reagiert. Die 275 Interessenten nahmen die Ehepaare Hagl und Bruckmaier als Basis für ihre Planungen.

Kooperation mit Stadtwerken Dorfen

Für die Umsetzung haben sie sich fachliche Unterstützung mit ins Boot geholt. Sie schlossen beispielsweise eine Kooperation mit den Stadtwerken Dorfen, die alle Haushalte mit einem kostenlosen Glasfaseranschluss ausstatten will, die beim Wärmenetz Buchbach dabei sind. Zudem sicherten sie sich die Dienste des Energieberaters Dieter Dirschedl sowie zweier erfahrener Fachfirmen. Eine Bauvoranfrage für das Heizwerk wurde ebenfalls bereits gestellt.

Investition von 17 Millionen Euro ist notwendig

Und natürlich wurden Gespräche mit der Bank wegen der Finanzierung geführt. Schließlich müssen rund 17 Millionen Euro investiert werden, um die Wärmeversorgung aufzubauen. In einem nächsten Schritt muss eine Machbarkeitsstudie gemacht werden. Da sie rund 520.000 Euro kostet, werden die Macher des „Wärmenetz Buchbach“ nur tätig, wenn sie die Zusage von 250 Haushalten haben, die ihre Wärme abnehmen wollen.

Sie sind hier aber bereits auf einem guten Weg. Bei einer Infoveranstaltung im vollbesetzten Kulturhaus haben sie rund 100 feste Zusagen bekommen. Dort erläuterten sie das gesamte Procedere von der Planung bis zum Bau der Wärmeversorgung. Wenn genügend Nutzer zusammen sind, Genehmigungen und Fördermittel auf dem Tisch liegen, wird mit dem Bau begonnen. Aufgeteilt in vier Bauabschnitte, wird die Wärmeversorgung aufgebaut und soll bis zum Herbst 2029 fertig sein. Dabei machte Georg Hagl noch einmal deutlich: „Wer jetzt nicht mitmachen kann oder will, muss sich sechs Jahre gedulden“.

Anschlusskosten liegen im Schnitt bei rund 23.000 Euro

Neben den technischen Parametern, die von Georg Hagl und Max Bruckmaier sowie den Vertretern der Fachfirmen ausführlich dargestellt wurden, interessierten die Zuhörer aber vor allem die Kosten für einen Anschluss an die Wärmeversorgung. Hagl sprach von rund 23.000 Euro Anschlusskosten (bis 15 Kilowatt und 15 Meter Trassenlänge). Dazu kommen wie bei jedem anderen Versorger jährlich Grund- und Arbeitspreis.

Zudem stellte er die Kosten für eine Gas- oder Ölheizung sowie eine Pelletheizung oder eine Wärmepumpe gegenüber. Und siehe da, das Wärmenetz ist stets günstiger. Dazu kommt, dass der Abnehmer beispielsweise keine Kosten für den Kaminkehrer berappen muss. Auch Wartungskosten fallen weg und der Wärmenetzanschluss hält etwa 50 Jahre. Andere Heizquellen müssen meistens nach etwa 25 Jahren ausgetauscht werden.

Das wollten die Bürger in Sachen „Wärmenetz“ wissen

Nach der umfangreichen Vorstellung des Projektes hatten auch die Besucher der Infoveranstaltung die Möglichkeit, Fragen zu stellen. „Wie viel Wasser wird in das Wärmenetz eingespeist“, lautete eine Frage. 100.000 Liter befinden sich in den Pufferspeichern, rund 100.000 Liter in den Rohren. Georg Hagl stellte aber klar, dass dieses Wasser nicht durchläuft, sondern nur einmal eingefüllt wird. Eine weitere Frage war, wie viele Ausfälle bei der Wärmeversorgung einkalkuliert sind. „Wir bemühen uns, die Wärme täglich rund um die Uhr anzubieten. Wenn aber ein Bagger eine Leitung anbaggert, haben wir das nicht mehr in der Hand“, so Hagl.

Ein Besucher nannte die Förderanträge ziemlich verwirrend. Hier versprach Hagl, dass sie wegen der Machbarkeitsstudie sowieso bei allen Interessenten vorbeischauen. Da werde man auch in Sachen Förderanträge beraten. Geregelt sei auch das weitere Vorgehen, wenn die Firma pleitegehen sollte. Das wird über einen Konzessionsvertrag geregelt, den die Marktgemeinde gerade ausarbeitet. Auch die Zahl der Anschlüsse wurde noch einmal nachgefragt. Georg Hagl erklärte, wenn 250 Anschlusswillige zusammenkommen, wird begonnen. Wer jetzt nicht mitmacht, muss sich sechs Jahre gedulden. Und sollten mehr als 250 mitmachen wollen, sinkt zwar die Anschlussgebühr nicht, aber der Arbeitspreis kann gesenkt werden.

Was passiert, wenn die Machbarkeitsstudie negativ ausfällt, war auch ein Thema. Dazu meinte Bürgermeister Einwang, das Wärmenetz sei Teil der Wärmeplanung, die die Gemeinde sowieso in den nächsten Jahren machen muss. Wenn die Machbarkeitsstudie scheitert, heißt das für Buchbach: Es gibt kein Wärmenetz und es gibt kein Gasnetz, dann ist jeder für seine Wärmeversorgung selbst verantwortlich. Abschließend wurde auch betont, dass ein bestehender Kachelofen weiter betrieben werden kann.

Kommentare