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Aus kleiner Aktion wird große Hilfswelle

„Alle hatten Tränen in den Augen“: Ukraine-Flüchtlinge bedanken sich bei ihren Helfern aus Buchbach

Tanja aus Kramatorsk mit Hilfs-Mitinitiator Ostap Martschenko bei ihrer ergreifenden Dankesrede
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Tanja aus Kramatorsk mit Hilfs-Mitinitiator Ostap Martschenko bei ihrer ergreifenden Dankesrede

Das unermessliche Leid der Flucht vor den Kriegswirren in der Ukraine und die Freundschaft zu einem aus der Ukraine stammenden ehemaligen Arbeitskollegen haben Robert Oettl dazu bewogen, helfen zu wollen. Er hat damit eine Welle der Hilfsbereitschaft losgetreten.

Buchbach – „Die traumatische Flucht meiner Großeltern aus Ostpreußen am Ende des Zweiten Weltkriegs, von der sie mir immer erzählt haben, spielt dabei auch eine Rolle“, so der Geschäftsführer der Buchbacher Firma Mietfit. Mit einem Spendenaufruf bei seinem Team, Freunden und Bekannten hat alles angefangen. Damit haben sie eine Welle der Hilfsbereitschaft in Buchbach losgetreten, die sie so nicht erwartet hätten.

Die ukrainischen Flüchtlinge (hinten links) beim Begrüßungstreffen mit den Initiatoren Gaby und Robert Oettl (hinten Zweite und Dritter von rechts), Erwin Bierofka (hinten rechts) und weiteren Helfern sowie Gastfamilien. Rampl

Sie sammelten Sachspenden, die nach Uschgorod nahe der ukrainisch-slowakischen Grenze gebracht werden sollten. Außerdem plante das Helfer-Team, eine Familie bestehend aus den Großeltern, deren Tochter und ihrer neunjährigen Enkelin nach Deutschland zurückzubringen. Vorbereitet wurde dies mit einem Ansprechpartner vor Ort, der die Sachspenden an verschiedene Stellen im Kriegsgebiet verteilt.

Doch die Sammelaktion nahm eine völlig unerwartete Dimension an: Egal ob Kleidung, Babynahrung, Kinderkleider für ein Waisenhaus, Hygieneartikel, Decken, Schlafsäcke und Fertiggerichte – alles wurde angeliefert, sodass die freiwilligen Helfer um die Familie Oettl alle Hände voll zu tun hatten, das Ganze zu sortieren und transportfähig zu verpacken. Schon bald reichte die Garage der Familie nicht mehr aus, sodass sie in eine Lagerhalle ausweichen mussten.

Über fünf Tonnen Hilfsgüter kamen schnell zusammen

Schnell erklärten sich auch Unternehmen aus der Region, wie Spritzguß Müller, das Anhängercenter-Angerskirchen oder das Busunternehmen Kalb bereit, mitzuhelfen. Dazu kamen von anderen Firmen und Einzelpersonen über 2500 Euro an Barspenden, die zum Kauf von Medikamenten, Babynahrung, Hygieneartikeln oder Windeln verwendet wurden. Dazu kamen freiwillige Helfer, die sich als Fahrer zur Verfügung stellten.

Drei Transporter und ein Hänger machten sich schließlich mit über fünf Tonnen Hilfsmitteln auf in Richtung ukrainische Grenze. Dazu begleitete ein Kleinbus den Konvoi, um weitere Flüchtlinge mit nach Buchbach zu nehmen.

In Uschgorod wurden sie von einer Kontaktperson empfangen, die die Sachspenden übernahm und, wie inzwischen bekannt ist, unter anderem in ein Waisenhaus in der Nähe von Kiew brachte. Er stellte auch den Kontakt zu der Familie her, die nach Deutschland gebracht werden sollte. Zu der Gruppe kamen noch eine Mutter mit ihren zwei Töchtern und eine weitere Frau, die alle mit nach Buchbach gekommen sind.

„Da muss man einfach helfen“

Dort wurden die ukrainischen Flüchtlinge, die sich selbst als Gäste und Reisende aus der Ukraine bezeichnen, von ihren Gastfamilien in Empfang genommen. Die Verständigung, so die Helfer, klappt dank des Microsoft Translators prima. Olga aus Kiew ist zusammen mit ihrer neunjährigen Tochter Karolina, ihren Eltern Galina und Petro bei der Familie Josef und Irmi Müller eingezogen. Sie haben dort schon deren gleichaltrige Enkeltöchter kennengelernt. „Uns geht es in Deutschland so gut, da muss man einfach helfen“, so Josef Müller. Bei Geli und Willi Fischer ist Tanja aus Kramatorsk, einer Großstadt im Osten der Ukraine, mit ihrer Tochter Sasha und Sohn Dimo zu Gast.

Dort haben sie schon Spaziergänge im Wald unternommen, und Sohn Dimo hat schon mit der Schülermannschaft des TSV Buchbach trainieren können. Beide Gastfamilien haben ihren Gästen bei der Abwicklung der Formalitäten und Registrierung geholfen.

Ergreifende Dankesrede

Am Sonntag haben sich alle Helfer und Unterstützer, mit den Gästen aus der Ukraine im Sportheim des TSV Buchbach zu Kaffee und Kuchen getroffen. Die ukrainischen Gäste haben zudem landesübliche Speisen vorbereitet. Dazu hat Robert Oettl die gesamte Aktion in einer Dokumentation festgehalten, die von Ostap Martschenko, dem Freund und Mitinitiator, übersetzt wurde. Tanja, aus Kramatorsk hat sich im Namen aller für die uneigennützige Hilfe bedankt. Ihre Worte waren so bewegend, dass „alle am Ende Tränen in den Augen hatten“, so Initiator Robert Oettl.

Das Video zur Hilfsaktion ist unter www.mietfit.com/blog/ und auf Youtube zu sehen.

Übersetzer und Wohnungen gesucht

In Buchbach gibt es inzwischen weitere Hilfen für die Ukraine-Flüchtlinge und auch Informationsmöglichkeiten. So hat die Grund- und Mittelschule beschlossen, einen Teil der beim Spendenlauf erlaufenen Spenden für die Mittagsverpflegung ukrainischer Flüchtlingskinder zu verwenden. Auch die Gemeindeverwaltung wird aktiv und hat nach Bürgermeister Thomas Einwang, zu den vom Landratsamt eingerichteten Info- und Hilfsmöglichkeiten eine Infostelle im Rathaus für ihre Gemeindebürger unter Telefon 0 80 86/9 30 70 eingerichtet. Bürgermeister Thomas Einwang ruft auch dazu auf, Wohnraum zur Verfügung zu stellen, denn nur wenige Geflüchtete haben Kontakte zu Freunden und Bekannten im Landkreis und der Gemeinde, um selbstständig unterzukommen.

Er sucht zudem Bürger, die Russisch oder Ukrainisch sprechen sowie Helfer, die Flüchtlinge zu Einkäufen oder Behördenkontakten begleiten wollen.

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