Verein hilft
„Besser leben“: Rettungsaktion für Ukraine-Flüchtlinge im Wochentakt
Es war ein verzweifelter Hilferuf einer Familie in der Ukraine, der vor einigen Wochen die Leiterin des Haus Maximilian in Blindenhaselbach erreichte. Eine eigentlich einmalige Hilfsaktion entwickelte sich zu einer wöchentlichen Rettungsfahrt.
Neumarkt-St.Veit – Es war ein verzweifelter Hilferuf einer Familie in der Ukraine, der vor einigen Wochen die Leiterin des Haus Maximilian in Blindenhaselbach erreichte. Die Schwiegertochter mit ukrainischen Wurzeln wandte sich sofort an Sylvia Steinweber-Merkl, die mit ihrem Mann Jürgen im Hilfeverein „Besser leben“ aktiv ist. Mit dem Verein, der auch die Mühldorfer Tafel führt, lösten sie eine große Hilfsaktion aus.
Zunächst stellten die beiden einen ihrer Kleinbusse zur Verfügung, den sie mit Hilfsmitteln vollpackten. „Wir erhielten Spenden über den Verein und kauften davon Kinder- und Babysachen, Nahrung, Hygieneartikel und andere lebenswichtige Artikel. Der Hilferuf kam von einer Mutter mit fünf Kindern, davon das jüngste ein Jahr alt“, schildert Steinweber-Merkl. „Wir wollten nicht bedauern und trauern, sondern helfen“, lautet ihre Devise.
Über das Telefon wurde der grenznahe Ort Suceava in Rumänien als Treffpunkt ausgemacht, und dann ging es los. Zwei Fahrer wechselten sich ab, lieferten nach 24 Stunden Fahrt im rumänischen Suceava die Sachen an Hilfsorganisationen ab und fuhren dann 20 Kilometer weiter an die ukrainische Grenze bei Siret, wo sie die Flüchtlinge aufnahmen. Für die Familie hatten Helfer eine Unterkunft gefunden, weshalb die Flüchtlinge nach einer Erholungsnacht in Hörbering nach Kempten im Allgäu weitergeleitet wurden.
Hier könnte die Geschichte enden. Nicht so bei den Steinweber-Merkls. Sie organisierten mit dem Angehörigen des amerikanischen Außenministeriums, John Boston, die Mithilfe der Kinderschutzorganisation „Child-Impact international“ aus Tennessee. Mit deren Spenden fällt es leichter, weitere Hilfs- und Rettungsfahrten durchzuführen.
Jede Fahrt kostet 500 Euro
Mittlerweile fahren zwei Busse des Therapiehofes jede Woche Hilfsgüter nach Suceava und bringen von der ukrainischen Grenze vorgemerkte Flüchtlinge mit. Noch stehen für diese Leute Quartiere bereit, aber gerne werden Wohnraumangebote und Spenden über den Verein angenommen. „Vor allem Windeln sind wichtig. Wenn wir Flüchtlingskinder aufnehmen, haben die oft schon 20 Stunden Flucht und länger hinter sich. Da brauchen wir dringend Windeln, Feuchttücher und Wundcremes“, erklärt Saskia Hofmann. Sie ist eine von vier ehrenamtlichen Fahrern. Die Gebühren für Straßen, Sprit und Formulare belaufen sich pro Fahrzeug auf rund 500 Euro pro Fahrt.
Zöllner machen ihrem schlechten Ruf alle Ehre
Ein Team von je zwei Fahrern lenkt wöchentlich je einen Bus mit Hilfsgütern nach Suceava in Rumänien, holt dann von der ukrainischen Grenze Flüchtlinge ab und geleitet sie nach Deutschland in sichere Quartiere. Alle vier machen das ehrenamtlich, weil sie aktiv helfen wollen. John Boston, 39, vom US-Außenministerium und vom Kinderschutzbund „ChildImpact international“ fährt auch selbst, wenn es notwendig ist. Sascha Hofmann, 29, gelernter Handwerker, ist für die langen Transporte fast unentbehrlich, die gelernte Altenpflegerin Saskia Hofmann, 22, freut sich über die ukrainische Mutter mit zwei Kindern, der sie aus dem überfallenen und geschundenen Land zur Flucht verhalf, und Daniel Boroica, ein 48-jähriger Rumäne ist Kraftfahrer und als Dolmetscher unentbehrlich. Besonders bei manchen Zöllnern, die den schlechten Ruf ihres Berufsstandes aus biblischen Zeiten hochhalten.