Inklusion und Innovation
Überraschung für Schulleiterin: BSZ Mühldorf gleich doppelt ausgezeichnet
Dass sich Schulleiterin Cornelia Taube nicht nur über das Signet „Bayern barrierefrei“ für das Berufliche Schulzentrum freuen durfte, war nicht nur für sie eine Überraschung. Landrat Max Heimerl durfte bei der Feierstunde auch einen Preis für den Energiemonitor der Energieflüsse des Gebäudes, das im Energie-Plus-Standard gebaut wurde, übergeben.
Müldorf – „www“ mal nicht als Kürzel für das Internet, sondern für „Werte wieder wichtig“. Das habe Ludwig Ecker, der frühere Schulleiter des Beruflichen Schulzentrums an der Innstraße, als Akronym-Liebhaber geprägt, erzählt Landrat Max Heimerl. Nun könnte man mit den beiden Schlagwörtern Inklusion und Innovation ein neues finden; zumindest mit Blick auf das mit 35 Millionen Euro rundum erneuerte BSZ-Schulhaus, dazu rund neun Millionen Euro für die Sporthalle, über dessen doppelte Auszeichnung sich Heimerl jüngst im Rahmen einer Feierstunde in der Schule freuen durfte. Einmal über das Signet „Bayern barrierefrei“, dann über einen Preis für das Monitoring im Rahmen des Energie-Plus-Standards.
„Hardwarepasst zur Software“
„Die Schule war im Innern mit inklusiven Lehrkonzepten seit Langem innovativ aufgestellt, nun passt die äußere Hülle dazu. Die Hardware wurde sozusagen der Software angepasst“, so der Landrat, der als Vorgänger der aktuellen Schulleiterin Cornelia Taube weiß, wovon er redet. Für ihn mache allerdings auch die Traditionspflege innerhalb der Mauern des hypermodernen Gebäudes das Besondere der Schule aus. Und da wären wir wieder bei den Werten, die auch über die Anforderungen der Zeit getragen werden sollen.
Barrierefreiheit und Inklusion sind solche Anforderungen, die bei aktuellen Neu- und Umbaumaßnahmen des Landkreises stets berücksichtigt werden, erklärt Bezirksrätin und Landkreis-Behindertenbeauftragte Claudia Hausberger.
Sie hat den Antrag auf das 2013 von Horst Seehofer eingeführte begehrte Signet bei der Staatsregierung mit Erfolg eingereicht. Geschenkt kriege man die Auszeichnung nicht, so Hausberger mit Blick auf die Situation am BSZ: Neben Behindertenparkplätzen und -toiletten sowie Aufzügen und Rampen kann die Schule bei der Akustik und visuellen Wahrnehmung bei seh- und hörgeschädigten Schülerinnen und Schülern aufwarten. Neben großen Schildern wären Akustik-Decken sowie Paneele an den Wänden in den Klassenzimmern zu nennen.
Infrastrukturfür die Menschen
Mit Blick auf den akuten Fachkräftemangel darf „niemand baulich verloren werden. Wir brauchen jeden Schüler“, betont die Bezirksrätin. Auch am BSZ gebe es einige Personen, die beispielsweise dankbar über die Aufzüge sind. Zuletzt konnte eine Verwaltungsangestellte mit Schwerbehinderung eingestellt werden, so Schulleiterin Cornelia Taube. Sie sei aber auch stolz auf das Schulkollegium, das sich das pädagogische Know-how für zusätzliche Betreuungsangebote aneignen. Ohne Menschen, die mitgehen, funktioniert eben die beste Infrastruktur nicht.
Energieüberschuss dank Eisspeicher-Technologie
Das gilt natürlich auch für technische Innovationen, für die das BSZ im weiteren Sinn ebenfalls eine Auszeichnung als Modellstandort zum Thema „Energiemonitor“ erhielt. „Viele würden es nicht glauben, dass man auch mit großeren Gebäuden mehr Energie produzieren kann, als man verbraucht“, erklärt Max Heimerl, der den gemeinsam von Bundesbau- sowie Innenministerium ausgelobten Preis in Höhe von 1 560 Euro dieses mal nicht an Schulleiterin Taube, sondern an zwei Mitarbeiter der TH Rosenheim übergab. Professor Dr. Ulrich Spindler, Leiter der Energie- und Gebäudetechnik am Rosenheimer Campus, sowie sein wissenschaftlicher Mitarbeiter Dominik Aimer wurden ausgezeichnet als Verantwortliche für das Monitoring der Energieflüsse im Schulgebäude. Das soll dank einem Technik-Mix mit Photovoltaik und Eisspeicher-Wärmepumpen-Technik einen Energieüberschuss erwirtschaften.
„Die Energie wird über eine Photovoltaik-Fläche auf dem Dach erzeugt. Unterdessen haben wir einen im Vergleich zu Gas oder Öl um rund zwei Drittel gedrosselten Energieverbrauch durch die Wärmepumpe, die Wärme aus der Umgebung bezieht. Dazu kommen 210 Quadratmeter Solarluftkollektoren und ein 400-Kubikmeter Eisspeicher am Parkplatz“, zählt Dominik Aimer die komplexe Technik auf. Die Energiefluss-Daten sammelt er im Zuge des Projekts Energiemonitor. Mit einem ersten Ergebnis ist im März 2023 zu rechnen.
