Kontrollrunde am Fluss endet mit Polizeieinsatz
Brisanter Fund am Inn-Ufer in Mühldorf: Zwischen Steinen und Gebüsch steckte eine Pistole
Eigentlich wollte ein 33-jähriger Pollinger am Feiertag nur sein Fischereigebiet kontrollieren. Doch statt Anglern zu begegnen, stolperte er auf seiner Runde über eine Waffe und reagierte goldrichtig.
Von Christa Latta und Rudolf Neumaier
Mühldorf - Vorbildlich handelte ein Fischereiaufseher am Karfreitag, als er am Inn eine Schusswaffe fand. Er war in der Mittagszeit zur Fischereikontrolle am nördlichen Flussufer in Mühldorf unterwegs. Etwa unterhalb des Terrassencafés an der Ahamer Straße entdeckte er zwischen den mächtigen Steinen und dem Baumbewuchs eine Pistole, in der ein Magazin steckte. Das Magazin enthielt zwar keine Munition, ob die Waffe dennoch geladen war, konnte er nicht feststellen.
Polizeistreife stellt Waffe sicher
Der 33 Jahre alte Pollinger rief sofort einen erfahreneren Kollegen an, der wiederum umgehend die Polizeiinspektion Mühldorf verständigte und den aufmerksamen Finder bat, an Ort und Stelle auf die Beamten zu warten. Die Polizei schickte eine Streifenbesatzung zum Inn-Ufer, die das gefährliche Fundstück sicherstellte.
„Der Aufseher hat absolut richtig gehandelt, das spricht für die gute Ausbildung dieser ehrenamtlich tätigen Personen“, sagt Dr. Manfred Holzner, der Vorsitzende des örtlichen Vereins für Fischerei und Gewässerpflege. „Wenn er die Schusswaffe an sich genommen und zur Polizei gebracht hätte, dann wäre dies ein Verstoß gegen das Waffengesetz gewesen. Und wer weiß, was alles passieren kann, wenn so eine Waffe auch noch geladen ist!“ Holzner lobte den Fischereiaufseher für seine Umsicht.
„Der Finder hat gut reagiert“
Das bestätigte auch Polizeihauptkommissar Uwe Schindler. „Der Finder hat alles richtig gemacht und gut reagiert“, lobt der stellvertretende Leiter der Polizeidienststelle Mühldorf und appelliert dringend, in einem ähnlichen Fall genauso zu handeln. „Wer eine Waffe findet, darf sie nicht selbst zur Polizei bringen. Denn damit macht er sich strafbar und handelt sich eine Anzeige ein, obwohl keine böse Absicht dahinter steckt.“ Außerdem würde sich der Finder mit dem Transport auch selbst gefährden, falls die Waffe plötzlich losgeht.
Die Polizei Mühldorf hat über das Osterwochenende schon einiges über das Fundstück herausgefunden. „Es handelt sich um eine sogenannte Kurzwaffe des Fabrikats DWM 1917, eine 9-Millimeter Pistole“, gibt Schindler auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen Auskunft. Die Pistole war nicht geladen, das Magazin war leer und es befand sich keine Patrone im Lauf. Eine Gefahr für die vielen Spaziergänger oder spielende Kinder im Bereich des Inns am Ahamer Weges hat also zum Glück nicht bestanden.
LKA nimmt Pistole unter die Lupe
Erste Überprüfungen der gut lesbaren Seriennummer ergaben keinen Hinweis auf kürzlich in der Region verübte Straftaten oder dass die Waffe als gestohlen gemeldet wurde. „Für weitere langwierige und aufwendige Untersuchungen wird die Waffe ans Landeskriminalamt übergeben“, erklärt der Polizeisprecher das weitere Vorgehen. „Vom LKA wird die Pistole beschossen und geprüft, ob die Patrone mit zurückliegenden Straftaten übereinstimmt.“ Darüber hinaus wird versucht, die Herkunft der Waffe zu ermitteln, ob sie illegal besessen oder ordnungsgemäß registriert war und wie sie am Mühldorfer Inn gelandet ist.
Das ist die DWM 1917 Luger
Im Internet sind einige Informationen über das Fabrikat zu finden. Die Pistole „DWM 1917 Artillerie-08 9mm Luger“, wurde von 1904 bis 1945 in der Deutschen Waffen- und Munitionsfabrik (DWM) gebaut. Pistolen dieser Bauart werden unter Waffenhändlern und Sammlern für einige tausend Euro gehandelt. Ihr Besitz ist erlaubnispflichtig.
Die DWM versorgte in beiden Weltkriegen das deutsche Militär mit Waffen und Munition, jeweils nach Kriegsende mussten die Betriebe ihre Produktion auf zivile Güter umzustellen. Heute werden in einem Teil des Areals Messingstangen, Profile und Drähte produziert.