Arbeitskampf der Lokführer polarisiert bei Fahrgästen
Über die Hälfte aller Züge fällt aus: Bahnstreik trifft Kunden in Mühldorf mit Wucht
Beim Bahnstreik fiel am Montag (23. August) ein Großteil der Züge von und nach Mühldorf aus, Nebenstrecken erwischte es noch schlimmer. Die Meinungen über den Streik sind geteilt.
Mühldorf – Es begann erneut mit dem Güterverkehr am Sonntag, Montagnacht war dann auch der Reiseverkehr dran. Wie vor knapp 14 Tagen legten viele Lokführer am Montag ihre Arbeit nieder und wollen das nach Angaben der Gewerkschaft GDL bis Mittwochnacht durchhalten.
Nach Auskunft des Notfahrplans, den die Südostbayernbahn (SOB) bereits am Freitag veröffentlicht hat, fuhren vor acht Uhr nur vier von zehn Zügen von Mühldorf nach München. Während des Tages die meisten Züge auf dieser Strecke fahrplanmäßig unterwegs waren und den Stundentakt halten konnten, ging es abends für Pendler wieder nur mühselig zurück. Denn alle zusätzlichen Züge blieben im Depot. Noch härter traf es die Nebenstrecken des Liniensterns Mühldorfs. Nach Rosenheim, Landshut, Burghausen oder Passau fuhr jeder zweite Zug nicht.
Frühzeitig eingestellt und pünktlich
Wilhelm Mack ist Pendler und Kundenbeiratssprecher der SOB. Er ist am Montag schon um 5.48 Uhr zu seiner Arbeitsstelle nach München aufgebrochen. „Ich war sogar pünktlich am Ostbahnhof“, sagt er. „Die meisten haben sich auf den Streik eingestellt und nach Ersatzzügen geschaut.“ Der Fahrplan sei ausgedünnt, es gebe weniger Möglichkeiten. „Nach München sind fast alle Zwischenfahrten ausgefallen.“
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Nach Angaben eines Bahnsprechers sind im Nahverkehr bayernweit etwa 40 Prozent der Züge unterwegs. „Auch bei der Südostbayernbahn ist der Ersatzfahrplan weitgehend stabil angelaufen“, sagte er auf Anfrage.
Gewerkschaft rechtfertigt Streik
Der örtliche Vertreter der Gewerkschaft GdL hält den erneuten Streik binnen weniger Wochen trotzdem für gerechtfertigt. Marco Beyer sagt: „Es gibt bisher kein Entgegenkommen der Bahn“, vertritt er die offizielle Position der Gewerkschaft. Der entscheidende Punkt sei die Laufzeit des neuen Tarifvertrags, die GDL will ihn auf 28 Monate begrenzen, die Bahn eine Laufzeit von 40 Monaten, was die angebotene Gehaltserhöhung von insgesamt 3,2 Prozent natürlich schmälere.
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Bahnpendler Mack glaubt dagegen nicht, dass es der Gewerkschaft vor allem um mehr Geld für ihre Beschäftigten geht. „Das wird von der GDL-Leitung nur so vorgegeben, es geht um andere Ziele.“ Der Sprecher des SOB-Kundenbeirats sieht einen Streit zwischen den rivalisierenden Gewerkschaften GDL und EVG als Hintergrund der Auseinandersetzung, bei der es um Macht gehe.
Alle geben zu: Es geht um Macht
Dass es um Macht geht, streitet auch GDL‘ler Beyer nicht ab. Er schiebt den schwarzen Peter aber dem Konzern zu: „Das ist ein Machtkampf von DB-Seite“, sagt er. Die Bahn wolle verhindern, dass die GDL auch für andere Berufsgruppen als die Lokführer verhandele.
Streik wird länger dauern
Einig sind sich Gewerkschaftsvertreter und Kundenbeiratssprecher aber in einer Einschätzung: Der Streik gestern und heute wird nicht der letzte sein. Beyer droht: „Es wird noch eine Weile gehen. Die haben noch nicht verstanden, worum es geht.“ Dass es keine Annäherung gibt, sieht auch Mack so: „Ich glaube, das geht noch etliche Monate so, das wird eine längere Auseinandersetzung.“ So lange bleibt Bahnkunden auch im Nachverkehr nichts anderes übrig, als sich frühzeitig zu informieren und umzuplanen.
Ab Mittwoch soll wieder alles normal laufen
Die Bahn geht davon aus, dass ab morgen alles glatt läuft: „Wir erwarten zum Betriebsstart am Mittwochmorgen, wieder einen weitgehend normalen Betrieb“, sagte der Sprecher. Durch den Übergang zum Normalbetrieb könne es vereinzelt aber zu Abweichungen kommen, rät er zum Blick auf die Internetseite der Bahn.