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Projekt in Ampfing

„Wärmepreis, der für den Geldbeutel passt“: So will Ampfing Geothermie-Potenzial effizient nutzen

Waldkraiburg hat bereits eine Geothermie-Anlage in Waldkraiburg, Ernst Burgschwaiger (oben) und Josef Grundner wollen eine für Ampfing.
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Die Wärme aus der Tiefe nutzt Waldkraiburg schon seit mehr als zehn Jahren. In Ampfing will die Gemeinde mit Bürgermeister Josef Grundner (unten) und das Energieunternehmen ONEO mit Projektleiter Ernst Burgschwaiger ein Geothermie-Projekt vorantreiben.

Wie groß ist das Wärme-Potenzial tief unter der Erde? Für das Ampfinger Geothermie-Projekt liegen jetzt die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie vor.

Ampfing – In Ampfing ist man heiß aufs Wasser und davon gibt es unterirdisch gar nicht so wenig. Erste Ergebnisse deuteten darauf hin, dass die verfügbare Wärme den Bedarf in Ampfing deutlich übersteigt. Bevor die ersten Haushalte mit Fernwärme versorgt werden, gilt es noch wichtige Punkte zu klären. Im Gespräch mit den OVB Heimatzeitungen sprechen der Ampfinger Bürgermeister Josef Grundner und ONEO-Projektleiter Ernst Burgschwaiger über das weitere Vorgehen und interkommunale Chancen.

Die Machbarkeitsstudie ist abgeschlossen. Was sind die wichtigsten Erkenntnisse daraus?

Ernst Burgschwaiger: Die geologischen Voraussetzungen sind sehr gut, wir rechnen mit einer Wasser-Temperatur an der Oberfläche von 105 Grad Celsius. Daraus ergeben sich zwei wichtige Punkte: Die Wärme verfügt über die doppelte Leistung, die es für Ampfing brauchen würde. Des Weiteren haben wir eine erste Netzplanung konkret umgesetzt mit dem Ziel, ein Fernwärme-Netz zu schaffen, in dem es für jeden eine Anschlussmöglichkeit gibt. Aktuell sind wir gerade dabei, einen Projektpartner für den Netzbau zu finden.

Es ist mehr Wärme verfügbar, als Ampfing brauchen würde. Welche Vorteile ergeben sich daraus?

Burgschwaiger: Die Hälfte der Energie würde für Ampfing tatsächlich ausreichen, die Erschließungs- und Investitionskosten bleiben aber die gleichen. Um konkurrenzfähig zu anderen Energieformen zu sein, brauchen wir eine bessere Auslastung. Eine solche wollen wir mit einer Erweiterung schaffen. Nachbarkommunen könnten also vom Ampfinger Geothermie-Projekt profitieren.

ONEO-Projektleiter Ernst Burgschwaiger

Wäre das ein Profit für beide Seiten?

Burgschwaiger: Der Hauptvorteil liegt darin, dass sich die Kosten deutlich senken lassen. Eine Verbindungsleitung zu bauen ist deutlich günstiger als eine Neu-Bohrung. Technisch lässt sich vieles realisieren, und in größeren Verbindungsleitungen über eine Strecke von fünf bis sieben Kilometern ist der Temperaturverlust nur sehr gering. Wir denken den Ausbau in mehrere Richtungen, denken regional in Verbundsystemen. Das schließt die Nachbargemeinden im Landkreis Mühldorf mit ein. Um die Effizienz eines solchen Projekts zu verbessern, müssen Verbundsysteme berücksichtigt werden.

Josef Grundner: Es ist wichtig, Gespräche zu führen, um mehr Abnehmer zu finden. Der Ausbau ist teuer, deshalb sollte eine entsprechende Wärmemenge abgenommen werden. Die Bürger brauchen das Vertrauen in die Wärmeversorgung und sollen nicht das Gefühl haben, dem Preis ausgeliefert zu sein.

Wie kommt das Projekt in Ampfing an?

Grundner: Gut, auch die Rücklaufquote bei der Umfrage unter Bürgern und Unternehmen war gut. Das stimmt positiv, die politischen Entwicklungen begünstigen das Projekt natürlich. Trotzdem braucht es am Schluss einen Wärmepreis, der für den Geldbeutel passt. Als Gemeinde würden wir uns wünschen, dass es Förderungen quasi als Anschubfinanzierung für solche Projekte gibt. Sie sind kein Selbstläufer. Wichtig ist es, dass wir gleich von Beginn weg viel Wärme in die Häuser bringen. Aber wir wissen, ein solches Projekt braucht einen langen Atem.

Ampfings Bürgermeister Josef Grundner.

Nicht zuletzt sind es auch die politischen Umstände, die ein Geothermie-Projekt so interessant machen.

Burgschwaiger: Das stimmt. Geothermie ist CO₂-frei, eine regenerative Energie. Lange Zeit waren andere Energieformen günstiger, weshalb Geothermie preislich für viele Kommunen nicht interessant war. Diese Zeiten sind vorbei, fossile Energieträger haben ein Ablaufdatum. In Bayern gibt es die Möglichkeit, warmes Wasser zu nutzen. Deshalb ist es jetzt auch Zeit, solche Projekte zu realisieren und umzusetzen, denn sie brauchen Zeit. Deshalb ist es so wichtig, klar zu kommunizieren, wann kommt die Chance für einen Haus-Anschluss, wie funktioniert der Ausbau.

Grundner: Es ist Zeit, das Thema anzupacken. Als Gemeinde sind wir massiv dran, denn auch wir brauchen eine Entscheidung. Zum Beispiel, wann wir welche Straßen sanieren. Auch die Hausbesitzer haben unterschiedliche Zeithorizonte. Die einen möchten gleich anschließen, andere erst in fünf bis zehn Jahren.

Man sieht es am Geothermie-Projekt in Waldkraiburg: Der Netzausbau braucht Zeit. Wie lange rechnet man für den Ausbau in Ampfing?

Burgschwaiger: Das Fernwärme-Netz für Ampfing umfasst rund 40 Kilometer. Dabei reden wir von Investitionskosten zwischen 20 und 25 Millionen Euro. Neun bis zehn Jahre wird es voraussichtlich dauern, bis der Endausbau geschafft ist. Der Netzausbau ist nicht Kerngeschäft von ONEO, deshalb läuft auch bereits die Suche nach einem Partner für den Netzbau. Eine interkommunale Zusammenarbeit, ein Verbund zu anderen Kommunen, würde parallel passieren.

Wie geht es weiter?

Burgschwaiger: Wir arbeiten an dem Projekt weiter mit Hochdruck und wollen schnell zur Umsetzung kommen. Demnächst ist eine weitere Infoveranstaltung in Ampfing geplant, bei der wir vielleicht schon einen Netzpartner vorstellen können.

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