Autos haben immer noch Vorrang
Gefahr für Radler in Ampfing: Warum die Lösung dennoch auf sich warten lässt
Eigentlich freut sich Reinhard Retzer über das gute Radwegenetz im Landkreis Mühldorf. Doch in Ampfing sorgt ein fehlender Radweg für Verdruss. Die Gemeinde sieht das auch so, dennoch ist Abhilfe nicht in Sicht.
Ampfing – „Radfahrer werden bei den Planungen nicht mitbedacht“, findet Reinhard Retzer aus Lohkirchen. Er und seine Frau sind begeisterte Radler, bringen es im Jahr auf bis zu 5000 Kilometer und freuen sich über das an und für sich gute Radwegenetz im Landkreis. In Ampfing muss er sich aber wundern.
Konzept für Radwege ist in Arbeit
„Immer wieder enden Radwege abrupt und bisweilen gefährlich“, befindet der ruhige Zeitgenosse und verweist auf den Ortseingang von Ampfing Richtung Waldkraiburg. „Da ist es richtig gefährlich.“ Zwischen der Kraiburger Straße und dem Kreisel bei der Bäckerei Bachmeier gibt es nämlich keinen eigenen Radweg. Die Radler müssen hier auf der Staatsstraße (St) 2091 fahren - direkt neben Autos und Lastern.
Wer von Waldkraiburg kommt, muss die Straße sogar zweimal überqueren: einmal beim Ortsschild und dann gut 100 Meter später wieder zurück, um auf den Radweg in der Kraiburger Straße zu kommen.
Wer Richtung Waldkraiburg fährt, „wird förmlich auf den Gehweg gelotst.“ So empfindet Retzer die vorhandene Fahrbahnmarkierung. „Fahren auf dem Gehweg kann mit 55 Euro Bußgeld belegt werden.“ Zudem ist der Gehweg sehr schmal und Konflikte mit Fußgängern programmiert.
Gemeinde hat Schwachpunkte identifiziert
Hier müsste etwas gemacht werden, so Retzer. „Da hat er recht“, stimmt ihm Alois Wilhelm, Leiter des Ampfinger Bauamtes zu.
Das Stück zwischen Kreisel und Kraiburger Straße ist ein Schwachpunkt. Das hat auch ein unabhängiger Fachmann bestätigt, der für das geplante Ampfinger Radwegekonzept einen kritischen Blick auf die Gemeinde geworfen hat. Die Bestandsaufnahme ist, so Wilhelm, fertig. Jetzt wird der Bericht ausgearbeitet und gegen Jahresende den Gemeinderäten präsentiert.
Dennoch dämpft Wilhelm die Hoffnungen auf eine baldige Lösung. Zum einen sind die 100 Meter an der St 2091 nicht die einzige Schwachstelle in der Gemeinde, zum anderen seien die 100 Meter kein Unfallschwerpunkt.
Hinzu kommt, für eine Lösung bräuchte es das Ok des Straßenbauamtes Rosenheim, das noch einmal anders auf die Stelle blicke. Dort habe – bislang – der Verkehrsfluss Vorrang. Die fraglichen 100 Meter sind auch Teil der Umleitungsstrecke für die Autobahn.
Für Abhilfe muss das Straßenbauamt Rosenheim zustimmen
Doch wie könnte und sollte eine Lösung aussehen? „Mit beidseitigen, rot gefärbten Fahrradstreifen und Querungshilfen“, schlägt Retzer vor. Wilhelm ist da zurückhaltend: „Fahrradstreifen werden inzwischen kritisch gesehen.“ Sie würden eine Sicherheit vorspielen, die nicht gegeben sei. Eher gehe es darum, den Gehweg entsprechend zu verbreitern. Doch dazu braucht es das Ok des Straßenbauamtes, das urlaubsbedingt keine Stellungnahme abgeben konnte.
Wie dem auch sei: Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht. Radfahrer Retzer muss noch länger mit dem Umstand leben, dass der Umstieg auf das Rad propagiert wird, dass viele Erwachsene und Jugendliche den Radweg nach Waldkraiburg teils täglich nutzen, dass die Tourismusregion Inn-Salzach vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) mit dem Qualitätssiegel „RadReiseRegion“ ausgezeichnet wurde, es aber weiterhin diese Schwachstellen gibt und er vor der Entscheidung steht: entweder vorschriftsmäßig auf der Straße neben LKW zu fahren oder etwas sicherer, aber unerlaubt auf dem schmalen Gehweg fahren und ein berechtigtes Bußgeld riskieren.
Fahrradverkehr einfach mitdenken
„Bei den hohen Treibstoffkosten rückt das Fahrrad – gerade im Bereich bis zu fünf Kilometer – für immer mehr Menschen als sparsames und umweltfreundliches Verkehrsmittel in den Fokus“, so Retzer. „Daher wäre es angebracht, wenn bei der Verkehrsführung der zunehmende Fahrradverkehr mitgedacht würde.“
