Zu schön für eine Lagerhalle
„Ärgerlich“ und „schwierig zu genehmigen“: Ampfings Gemeinderäte diskutieren Schwarzbauten
Zwei Schwarzbauten und eine verdächtig schöne Lagerhalle – Ampfings Gemeinderäte hatten in der jüngsten Sitzung einiges zu bereden. Die Worte waren nicht immer freundlich und die Abstimmung nicht mehr einhellig.
Ampfing – „Das ist ärgerlich.“ Diese Einschätzung von Ampfings Bürgermeister Josef Grundner (CSU) teilten alle Gemeinderäte, als es in der jüngsten Gemeinderatssitzung um zwei Schwarzbauten in Stefanskirchen ging. Gemeinderätin Andrea Weiner (Grüne) fand, ein „Ja“ sei schwierig, und Rainer Stöger (Grüne) ergänzte: „Die werden frecher.“ Hinzu kam dann noch ein Bauantrag für eine Lagerhalle, der alle staunen ließ.
Den Auftakt machte ein Wohnhaus in Stefanskirchen. Das Landratsamt Mühldorf hatte bei einer Baukontrolle festgestellt, dass die Terrasse im Süden und Westen vergrößert wurde sowie im Osten eine Zufahrt hergestellt und gepflastert wurde; alles ohne Genehmigung.
Die Hälfte des Grundstücks ist jetzt versiegelt
Damit hatte der Eigentümer zusätzlich zu der vorgesehenen Zufahrt im Westen noch eine zweite geschaffen, auf seinem Grundstück insgesamt 138 Quadratmeter Grund ungenehmigt versiegelt und damit die Grundflächenzahl (GRZ) deutlich überschritten. Laut Bebauungsplan dürfen nur 38 Prozent des Grundstücks versiegelt werden, jetzt sind es 50 Prozent.
Um das alles nachträglich zu heilen, reichte der Eigentümer auf Druck des Landratsamtes einen Bauantrag ein. Ein Rückbau war dabei kein Thema, sondern Möglichkeiten, das Regenwasser zu versickern. Für die Terrasse reicht wohl, so die Gemeindeverwaltung, die Rasenfläche aus. Für die Zufahrt soll der Eigentümer einen fünf Quadratmeter umfassenden und elf Meter langen Traufstreifen mit Kies schaffen sowie die Abschlusssteine an der Seite erhöhen, damit das Regenwasser auf seinem Grundstück versickert und nicht in den Garten des Nachbarn fließt.
„Bauherr ist geständig und reumütig“
„Wir sind der Meinung, dass das funktioniert“, schätzte Bürgermeister Grundner die Pläne ein. Das Ganze sei einfach „ärgerlich“: „Wir hätten das vorher genehmigen können. Zumindest ist der Bauherr geständig und reumütig.“
Andrea Weiner fand es trotzdem „schwierig“, die Änderungen im Nachhinein zu genehmigen und Stöger ergänzte: „In letzter Zeit ist es relativ häufig. Ich habe den Eindruck, die werden frech.“
„Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht“
Das wollte Grundner so nicht stehen lassen: Es könne auch sein, dass Verstöße einfach öfter aufgedeckt werden: „Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht.“
Mit zwei Gegenstimmen waren die restlichen Gemeinderäte mit dem nachgereichten Bauplan einverstanden und beschlossen, dass die neue Sickereinrichtung von der Gemeinde abgenommen werden muss.
Aus einem Gartenhaus soll ein Büro- und Aufenthaltsraum mit Schlafmöglichkeit werden
Auch ein Hähnchen-Mastbetrieb vor den Toren von Stefanskirchen wurde wegen eines Schwarzbaus vorstellig. Der Eigentümer hatte bereits vor Jahren im Außenbereich ohne Genehmigung ein Gartenhaus errichtet. Das soll jetzt, so der Antrag, zu einem Büro- und Aufenthaltsraum mit Schlafkoje für den Betrieb umgewidmet werden.
Begeisterung lösten die Pläne nicht aus, „aber wir haben keine Grundlage das abzulehnen“, sagte Grundner einleitend. Gemeinderätin Weiner hatte grundlegende Bedenken: „Das ist kein Gartenhaus. Das ist ein richtiges Blockhaus.“ Ihr Parteikollege Stöger ergänzte: „Ein Tiny House hat weniger Grundfläche. Ich finde es schwierig, das zu genehmigen.“
„Das Landratsamt genehmigt es eh“
Alois Wilhelm, Leiter der Bauverwaltung betonte: „Das Gartenhaus wäre genehmigungsfähig gewesen.“ Bernhard Kneißl (UWG) fand die Diskussion „müßig“: „Dass es nicht richtig war, kein Thema. Aber das Landratsamt genehmigt es eh.“
Am Ende sprachen sich die Gemeinderäte mehrheitlich für die nachträgliche Genehmigung und Umnutzung aus. Rainer Stöger und Andrea Weiner stimmten dagegen.
Für eine Maschinenhalle eigentlich viel zu schön
Davor hatte der Hähnchen-Mastbetrieb mit einem weiteren Bauvorhaben schon für Erstaunen gesorgt. Er möchte eine Maschinen- und Gerätehalle mit Lagerkeller errichten – gemäß den Bauplänen im Landhausstil und mit Rundbögen als Eingang zum Keller. „Das ist für ein Lager viel zu schön. Das wirkt, als hätten die noch was anderes vor“, sagte Stöger. Damit sprach er aus, was viele dachten.
Bürgermeister Grundner erinnerte aber daran: „Wir müssen das bewerten, was beantragt ist.“ Aus Sicht der Gemeinde gebe es keine Möglichkeit, den Antrag abzulehnen. Aber auch er gestand zu: „Das wird spannend.“
Und so erteilten die Gemeinderäte zumindest diesem Bauplan einstimmig das gemeindliche Einvernehmen.

