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Innovatives Recycling-Verfahren aus Bayern

Zuwachs im Chemiepark Gendorf: Bahnbrechende Anlage für thermochemisches Recycling startet

Freuen sich über die gemeinsame Zusammenarbeit (v.r.n.l.): Dominik Gschwendtner (ISG-Geschäftsleiter), Martin Nitz (CEO Pruvia), Andreas Kurz
(COO Pruvia), Christoph von Reden (ISG-Geschäftsleiter) und Jan Schäfer (Finance & Legal Pruvia).
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Freuen sich über die gemeinsame Zusammenarbeit (v.r.n.l.): Dominik Gschwendtner (ISG-Geschäftsleiter), Martin Nitz (CEO Pruvia), Andreas Kurz (COO Pruvia), Christoph von Reden (ISG-Geschäftsleiter) und Jan Schäfer (Finance & Legal Pruvia).

Im Chemiepark Gendorf entsteht Europas größte Pyrolyse-Anlage. Sie verwandelt nicht recycelbare Kunststoffe in wertvolle Rohstoffe und setzt ein Zeichen für Nachhaltigkeit.

Burgkirchen / Gendorf – Der Chemiepark Gendorf wird um eine bahnbrechende Recycling-Anlage erweitert. Das Fürther Unternehmen PRUVIA GmbH errichtet die größte kommerzielle Plastic-to-Oil-Anlage Europas, die nicht recycelbare Mischkunststoffe in hochwertige Rohstoffe verwandelt. Die erste Produktionsphase startet im vierten Quartal 2026 mit einer Kapazität von 35.000 Tonnen, die bis 2028 auf 70.000 Tonnen erweitert werden soll. Aktuell arbeiten 14 Mitarbeiter bei Pruvia, zu Beginn der ersten Phase soll sich die Zahl jedoch bereits mehr als verdoppeln und 2028 auf 67 Mitarbeiter ansteigen. Das international agierende Clean-Tech Unternehmen wird sich im Norden des Chemieparks ansiedeln.

Patentierte Technologie als Weltneuheit

Pruvia setzt dabei auf die patentierte MLM-R®-Technologie, eine Weltneuheit im Bereich chemisches Recycling. Das Verfahren ermöglicht die Umwandlung von Plastikmüll in Naphtha, einen wichtigen Rohstoff für die petrochemische Industrie. Der dreistufige Prozess beginnt mit dem Schmelzen des Plastikabfalls. Anschließend entsteht durch Pyrolyse Gas, das beim Abkühlen zu hochwertigem Öl kondensiert. COO Dr. Andreas Kurz erklärt: „Durch Energierückgewinnung haben wir geschafft, den Energiebedarf drastisch zu senken und gleichzeitig eine hohe Effizienz zu gewährleisten.“ Der gewonnene Rohstoff ist qualitativ gleichwertig mit fossilen Rohstoffen und kann immer wieder recycelt werden.

Mit einer ausreichend großen Fläche, direkter Schienenanbindung und optimaler Energieversorgung ist der Chemiepark Gendorf ein idealer Standort für die hochmoderne Anlage. InfraServ Gendorf, Betreiber des Standorts, stellt sicher, dass alle notwendigen Infrastrukturen bereitgestellt werden. „Wir schaffen hier optimale Bedingungen für innovative Unternehmen“, so Dr. Christoph von Reden. Sowohl er als auch Dominik Gschwendtner, beide Geschäftsführer der InfraServ, freuen sich, das Fürther Unternehmen am Standort begrüßen zu dürfen.

So soll die Anlage der Pruvia Gmbh im Chemiepark Gendorf aussehen.

Hohe Nachfrage nach recyceltem Naphtha

Der globale Bedarf an recyceltem Naphtha übersteigt das Angebot. Jährlich landen in Europa 12,4 Millionen Tonnen Plastikmüll in der Verbrennung. Weniger als 0,1 Millionen Tonnen werden chemisch recycelt. „Unsere Technologie schließt diese Lücke und bietet eine marktfähige Alternative“, sagt Martin Nitz, CEO von Pruvia. Bereits jetzt ist die gesamte Produktion für fünf Jahre verkauft. „Wir könnten 100 solcher Anlagen bauen und würden die weltweite Nachfrage noch immer nicht decken“, ergänzt Kurz. Besonders bemerkenswert ist die wissenschaftliche Basis der MLM-R®-Technologie. Entwickelt wurde sie von Prof. Dr. Laura Mastellone, die auf über 20 Jahre Forschung im Bereich chemisches Recycling zurückblickt. „Diese Technologie ist einzigartig, weil sie erstmals wirtschaftlich tragfähig ist und einen geschlossenen Kreislauf ermöglicht“, erklärt Kurz. Pruvia hat das Verfahren erfolgreich patentieren lassen und wird es nun in industriellem Maßstab einsetzen.

Meilenstein für die chemische Industrie

Auch die bayerische Staatsregierung sieht in dem Projekt einen wichtigen Schritt für die Zukunft. Philipp Brodbeck, Referatsleiter am bayerischen Wirtschaftsministerium, betont: „Diese Investition stärkt Bayern als Innovationsstandort und hilft, nachhaltige Wertschöpfung zu schaffen.“ Es sei ein dreistelliger Millionenbetrag an Fördermitteln geplant, von dem auch das chemische Recycling profitieren soll. „Chemie ist nicht das Problem, sondern die Lösung“, so Brodbeck. Neben der wirtschaftlichen Bedeutung biete die neue Anlage auch langfristige ökologische Vorteile, denn der gewonnene Rohstoff kann immer wieder in neuen Produkten verwendet werden – ohne Qualitätsverlust. „Wir machen diese Technologie allen zugängig“, so Nitz. „Damit die Welt das Kunststoff-Problem lösen kann.“

Im Chemiepark Gendorf wird also ein Meilenstein für die chemische Industrie gesetzt. Durch den Einsatz dieser innovativen Technologie könnte sich die Recyclinglandschaft grundlegend verändern. Wenn Unternehmen und Staaten weltweit auf chemisches Recycling setzen, ließe sich die Menge an verbranntem Plastik drastisch reduzieren. „Die Zukunft des Recyclings liegt in der Kreislaufwirtschaft“, fasst Nitz zusammen. „Und wir liefern die Lösung, die das möglich macht.“

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