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Gastronom zieht vor Verwaltungsgericht

Kulturstadt Burghausen gegen Live-Musik in Grübenbar? Pächter legt Klage gegen Stadt ein

Die Grübenbar in der Burghauser Altstadt hat eine legendäre Geschichte. Der aktuelle Pächter machte das Lokal mit seinem Konzept wieder zu einem beliebten Treffpunkt für die Anwohner.
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Die Grübenbar in der Burghauser Altstadt hat eine legendäre Geschichte. Der aktuelle Pächter machte das Lokal mit seinem Konzept wieder zu einem beliebten Treffpunkt für die Anwohner.

Die Grübenbar gehört zur Burghauser Altstadt wie kaum ein anderes Lokal: Als legendäre Kultbar ist sie in die Annalen der Salzachstadt eingegangen. Doch nun kennt das Ordnungsamt kein Pardon, wenn es um Live-Musik in der Grübenbar geht – auch wenn nur kleine Kombos oder Solo-Musiker auftreten. Pächter Jean Yves Terrier hat nun diese Nase voll und zieht vor das Verwaltungsgericht.

Burghausen – Die neuen Auflagen des Ordnungsamts für seine „Grübenbar“ trafen bei Pächter Jean Yves Terrier auf großes Unverständnis: Ende September, nach einem Sommer voller Live-Konzerte am Bichl, die nur wenige Schritte von seinem Lokal stattfanden, flatterte eine Ankündigung der Stadt herein: Eine angekündigte Konzertreihe, die Terrier für seinen Ausstand als Pächter organisiert hatte, wurde als Anlass für eine Verschärfung der Auflagen genommen. Demzufolge soll in der Grübenbar keine Live-Musik mit elektronischer Verstärkung mehr gespielt werden, weil es „immer wieder zu Beschwerden wegen Lärmbelästigung durch die Nachbarschaft“ gekommen sei. Doch weder Terrier noch seine Gäste können die Begründung nachvollziehen, weil im vergangenen Jahr lediglich acht Live-Konzerte stattgefunden haben. Um klare Verhältnisse zu schaffen, hat Terrier nun Klage eingereicht.

Gelegentliche Konzerte – keine wilden Partys

Seit fast drei Jahren betreibt der 40-Jährige nun schon die Grübenbar. Mit seiner Frau und drei Kindern wohnt er bloß wenige Meter entfernt von dem Burghauser Kultlokal und kennt die Verhältnisse in der engen Altstadtgasse. Weil er das Lokal im Nebenerwerb betreibt, ist es nur von donnerstags bis samstags geöffnet. An Samstagen ist für geschlossene Gesellschaften gebucht. Gerade in den Sommermonaten ist die Bar noch häufiger geschlossen, weil Terrier bei den zahlreichen Events der Stadt Stände betreibt. Und fand eines der gelegentlichen Live-Konzerte statt, dann bewegte sich die Anzahl der Gäste zwischen etwa 30 und 40 – mehr lassen die 50 Quadratmeter in der Bar einfach nicht zu.

Es waren also weder wilde Partys noch laute Rock-Konzerte, die in dem Altstadtgemäuer stattfanden. Die Musik, die meist von Solomusikern oder Duos dargeboten wurde, musste jedoch elektronisch verstärkt werden – allein deswegen, damit die Musiker nicht gegen die Lautstärke ihrer Instrumente kämpfen mussten. Während die Gäste an der Bar und an den Tischen den Musikern lauschten, konnten sie jedoch gemütlich ihre Brotzeit genießen oder ihre Cocktails schlürfen. Von massiver Lärmbelästigung kann also kaum gesprochen werden.

Das Konzept von Jean Yves Terrier ging auf: Die Burghauser freuten sich über die Rückkehr der Grübenbar, die zwischendurch auch mal ein thailändisches Restaurant war. Gerade die Grübenbewohner nahmen die Bar mit qualitativ hochwertigen Getränken und Speisen mit offenen Armen an und auch Besitzerin Elfriede Demmelhuber geht gern und regelmäßig in das Lokal. Verständnis für die Begründung der Stadt hat die über 90-Jährige jedoch nicht. Als ihr verstorbener Mann Franz die Grübenbar noch betrieb, war das Lokal ein kulturelles Mekka gewesen. Demmelhuber war bekannt mit zahlreichen Schauspielern und brachte viele namhafte Jazz-Musiker in die Salzachstadt.

Kaum Beschwerden wegen Ruhestörungen bekannt

Jean Yves, der die Bar ab Januar in die Hände dreier neuer Pächter geben wird, hätte sich jedenfalls einen anderen Ausstand gewünscht. Auch er ist überzeugt: „Musik gehört seit jeher zur Grübenbar.“ Er bedauert, dass der erste Versuch, ein Konzert ohne Verstärkung zu spielen, kläglich scheiterte: Weder das Duo „Angels Can Dance“, noch die Gäste waren begeistert darüber, dass die Künstler mit ihrem Gesang gegen die Lautstärke von Gitarre und Ziehharmonika ankämpfen mussten. „Auch bei Unplugged-Konzerten werden die Stimmen der Sänger elektronisch verstärkt“, sagt Terrier.

In den letzten drei Jahren sind Terrier nur wenige Beschwerden über Ruhestörung bekannt. „Die meisten Nachbarn stehen hinter uns, sie schätzen die Grübenbar“, betont er. „Nur einmal in drei Jahren musste die Polizei bei uns vorfahren. Damals beschwerte sich ein Nachbar, weil er der Meinung war, dass wir ohne Anmeldung keine Konzerte veranstalten dürfen“, so Terrier. Führte diese Einzelbeschwerde nun zur Erteilung der neuen Auflage? Das Ordnungsamt begründet die neuen Auflagen unter anderem damit, dass sich die Bar wegen der regelmäßigen Konzerte nicht mehr als „Schank- und Speisenwirtschaft“ definieren lasse, sondern eine Vergnügungsstätte sei. Diese sind jedoch im Wohngebiet nicht zugelassen.

Was die Stadt Burghausen sagt:

Nachgefragt bei der Stadt, wie viele Beschwerden, von wie vielen Parteien bezüglich der Live-Konzerte in der Grübenbar eingegangen seien und ob Lautstärken gemessen und belegt werden können, erhielt innsalzach24.de die Antwort, dass man angesichts des aktuell laufenden Verfahrens keine Auskünfte erteile. Weil das Ordnungsamt die Definition von „Schank- und Speisewirtschaft“ ins Spiel gebracht hatte, sowie die „Regelmäßigkeit“ von Live-Konzerten – wäre Klarheit über die Unterscheidung von Vergnügungsstätten und eine Definition von „Regelmäßigkeit“ auch für andere Gastronomiebetriebe in Burghausen relevant.

Auf die Frage, ob andere Lokale nun fürchten müssen, dass keine Live-Musik mehr gespielt werden darf, antwortete die Stadt jedoch: „Generell gilt: In der Burghauser Altstadt wird Live-Musik – so wie bisher – weiterhin erlaubt sein. Wichtig ist auch zu betonen, dass die Stadt Burghausen keinerlei Musikevents verboten hat, auch in der Grübenbar nicht.“ Allerdings gelte es, die bestehenden Rahmenbedingungen und Regeln einzuhalten. Der Stadt Burghausen sei sehr an einem guten Miteinander der Gastronomie, der Einheimischen und Einwohner sowie der Touristen gelegen – „in einem Rahmen, der es jedem ermöglicht, seine Veranstaltung, sein Interesse und weiteres zu realisieren und wahrzunehmen, ohne dabei andere einzuschränken oder zu belästigen.“

Für Grübenbar-Pächter Terrier ist die Antwort der Stadt jedoch alles andere als zufriedenstellend. Seine Klage beim Verwaltungsgericht hat er eingereicht, um endlich Klarheit zu schaffen. Ihn treibt der Wunsch an, die Grübenbar als kulturellen Treffpunkt in der Altstadt zu erhalten: „Es geht mir um die Musiker, die Gäste und die Grübenbar selbst. Die war schon immer mehr als bloß eine Kneipe.“

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