Syndikat aus Altötting jetzt auch in Burghausen
SauRiassl Syndikat kauft Altstadthaus: Die Bewohner sind glücklich – die Stadt interessiert
In der Burghauser Altstadt stehen mehr und mehr Häuser leer, denn hohe Sanierungskosten und stark gestiegene Zinsen lassen Investoren zögern. Dass es manchmal kreative Ideen braucht, um Wohnraum langfristig zu sichern, macht das SauRiassl Syndikat aus Altötting nun vor: Seit Februar ist es im Besitz eines denkmalgeschützten Altstadthauses, und erregt mit seinem Alternativkonzept großes Interesse.
Burghausen – Im Februar hat das „SauRiassl Syndikat“ aus Altötting das Grübenhaus 188 in der Burghauser Altstadt gekauft, und die ehemalige Besitzerin Lotte Reitzner – besser bekannt unter dem Künstlernamen Lotte Llacht – sagt, sie sei „extrem froh“, die Salzachstadt mit dem Syndikat beglücken zu können. Bei einer Infoveranstaltung am 9. April stellte sich nun das aus SauRiassl Syndikat e.V. und SauRiassl GmbH bestehende Syndikat bei Neugierigen und Nachbarn vor, und knapp 40 Personen nutzten die Gelegenheit, mit dem solidarischen Netzwerk Bekanntschaft zu machen.
Solidarisch günstige Mieten gesichert
Vom „SauRiassl Syndikat“ hat man im Landkreis nämlich schon einiges gehört: Als Idee aus dem Altöttinger Mieter Konvent (AMK) entsprungen, wurde das Netzwerk aus gemeinschaftlichen und ökologischen Wohnprojekten im Jahr 2018 gegründet. Marcel Seehuber, stellte als Vorstand des Vereins die Grundidee des Syndikats und die Umsetzung derselben vor. Als siebtes Wohnprojekt der Initiative bringt das Grübenhaus auch seine Bewohner in das Soli-Netzwerk mit: Als aktive Mitglieder werden sie weiter in dem denkmalgeschützten Bau wohnen – und das bei sehr günstigen Mieten.
Trotz des Hausverkaufs werden Lotte Reitzner und ihre Mitbewohner weiterhin „Herr über ihr Haus bleiben“ – in Form eines „Hausvereins“. Die Satzung dieses Vereins kann von den Bewohnern selbst gestaltet werden, muss sich aber in den Grundprinzipien mit denen des SauRiassl Syndikats decken: Neben der Selbstverwaltung des Hauses gilt auch das Solidarprinzip. Das bedeutet, dass die Mitglieder des Hausvereins – und somit auch Mitglieder des SauRiassl Vereins – auch anderen Mitgliedern Geld, Knowhow, Hilfe und Unterstützung zukommen lassen.
Währenddessen kümmert sich die SauRiassl GmbH um die Hausprojekte: Sie erarbeitet bauliche Konzepte, die sowohl gemeinschaftliche Nutzung als auch ökologisches Wohnen miteinbeziehen. Auch um die Verwaltung der Direktkredite kümmert sich die GmbH: Sie sammelt Kredite in einen Topf und verleiht daraus Gelder, die als „Eigenkapital“ zur Umsetzung der verschiedenen Projekte genutzt werden können.
Alternative mit professioneller Struktur
Bei seiner Präsentation ging Marcel Seehuber aber nicht nur auf die konkrete Umsetzung von Projekten ein, sondern auch auf die bisherigen Erfahrungen und Leitlinien des Syndikats. Gerade aus dem ersten Hausprojekt, welches 2007 vom Verein AMK erstanden wurde, habe man viel gelernt: Das Haus in Altötting und der zugehörige e.V. sind an das deutschlandweite Mietshäuser Syndikat angeschlossen, für das Seehuber als ehrenamtlicher Berater im In- und Ausland tätig war. Aus diesen Erfahrungen erwuchs schließlich der Wunsch, ein regionales Syndikat zu schaffen, was dann die Geburtsstunde des „SauRiassl Syndikats“ einläutete.
Lotte Reitzner, die bei dem Infoabend in ihrem „Laden“ die zahlreichen Gäste mit Getränken versorgte, wirkt erleichtert. Für sie und die Grübenbewohner wird sich aber erst einmal nicht viel ändern: Da das Syndikat sehr langfristig plant und aktuell stark mit der Sanierung des GenossenschaftsHauses in Altötting beschäftigt ist, wird es wohl noch ein paar Jahre dauern, bis es sich dem Grübenhaus annehmen kann. Ulrike Bubl, Architektin und Vorstand des SauRiassl Vereins sagt, dass es auch beachtliche Hürden gebe, die den Ausbau einer dritten Wohnung im Haus erschweren.
Reitzner ist jedenfalls froh, dass sie die Last für ihr denkmalgeschütztes Juwel in den Grüben auf mehrere Schultern verteilen konnte. Zwar kann sie selbst auf langjährige Erfahrungen mit Genossenschaften zurückblicken, doch in Burghausen gab es bisher keine derartige Initiative. Ob das SauRiassl Syndikat als Vorbild für andere – möglicherweise sogar städtische Wohnprojekte gelten könnte? Stefan Angstl, Dritter Bürgermeister der Stadt (Grüne), sagte, die Stadt zeige Interesse an der Idee. Er sprach der Arbeit des SauRiassl Syndakats seine Anerkennung aus und stellte heraus, dass seine professionell aufgestellte Struktur alternative Möglichkeiten aufzeige.