Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Von der Bergalm in die Geschäftsführung

200 Jahre Barbarino am Stadtplatz: Powerfrau übernimmt Burghauser Dirndlmanufaktur

Julia Barabarino mit ihren Kindern Josef, Karolina, Magdalena und Luise
+
Julia Barbarino mit ihren Kindern Josef, Karolina, Magdalena und Luise (v.l.)

Sie studierte Sportmanagement, ist alleinerziehende vierfache Mutter, kümmert sich jedes Jahr um Kühe auf der Alm und schreibt Bücher – doch das ist lange nicht alles: Powerfrau Julia Barbarino ist jetzt auch „Dirndl-Chefin“ am Burghauser Stadtplatz und feiert heuer 200 Jahre Manufaktur-Jubiläum.

Burghausen – Was wäre eine Stadt ohne ihre Menschen – und was wären Menschen ohne ihre Geschichten? Burghausen hat großes Glück, dass aus ihr immer wieder ganz besondere Erzählungen hervorgehen – und einige davon stammen aus der Feder der Familie Barbarino. Jüngst mauserte sich Julia Barbarino (44) zur Buchautorin – aber nicht nur ihre Geschichten in „Auf der Alm“ sind faszinierend: Seit einiger Zeit ist die alleinerziehende Mutter auch Geschäftsführerin der Dirndlmanufaktur am Stadtplatz, die heuer ihr 200-jähriges Jubiläum feiert.

Es müssten wohl ganze Bände geschrieben werden, wollte man die Geschichte der Barbarinos erzählen: Schon über Urvater Antonio, der als Kaufmann aus dem Friaul nach Traunstein zog, gibt es genug zu berichten. Vielleicht war es sein Pioniergeist und sein Wagemut, der auch seine Kinder und Kindeskinder beflügeln sollte. Nicht zu verkennen sei aber die Rolle seiner Frau: Denn ein „Eroberer“ braucht eine taffe und „anpackende“ Partnerin an seiner Seite. Den Kindern wiederum gab das Einwanderer-Paar nicht nur Fleiß und Selbstbewusstsein mit.

Vom Kaufmann und dem „Meier-Helmbrecht-Spiel“

So soll Sohn Stephan das schöne Barbarino-Haus am Stadtplatz bekommen haben, in dem er ab 1824 einen Gemischtwarenladen betrieb. Von da an dauerte es nicht lang, bis sich die Barbarinos als Burghauser Institution etabliert hatten: Stephans Enkelsohn – ebenfalls ein Stephan – wurde 1894 sogar zum Bürgermeister gewählt. Er erhielt auch den Ehrentitel „Kommerzienrat“ und noch immer ziert sein Name die Fassade des historischen Hauses am „Barbarino-Bergl“.

Stephans Sohn Anton wiederum sollte das legendäre „Meier-Helmbrecht-Spiel“ initiieren, er verfasste aber auch ein Heimatbuch und zeigte eine große Liebe zu Kunst und Kultur. Dass „Dirndl“ in den Laden der Barbarinos einzogen, war am Ende seinem Sohn zuzuschreiben. Anton junior ist nämlich zu verdanken, dass Modemacherin Margarethe ins Spiel kam. Als Mutter von drei Kindern schuf sie um 1952 herum den einzigartigen Dirndl-Schnitt, der auch heute noch für Barbarino-Dirndl verwendet wird.

Meier-Helmbrecht-Spiele kehren nach Burghausen zurück: Wie die Aufführungen früher aussahen

Die Meier-Helmbrecht-Spiele wie sie früher einmal waren: Auf der Burg zu Burghausen.
55-7062 HdF Meier Helmbrecht_6.1939.jpg © ©Haus der Fotografie, Dr.-Robert-Gerlich-Museum
Die Meier-Helmbrecht-Spiele wie sie früher einmal waren: Auf der Burg zu Burghausen.
55-7052 HdF Meier Helmbrecht_6.1939.jpg © ©Haus der Fotografie, Dr.-Robert-Gerlich-Museum
Die Meier-Helmbrecht-Spiele wie sie früher einmal waren: Auf der Burg zu Burghausen.
55-7064 HdF Meier Helmbrecht_6.1939.jpg © ©Haus der Fotografie, Dr.-Robert-Gerlich-Museum
Die Meier-Helmbrecht-Spiele wie sie früher einmal waren: Auf der Burg zu Burghausen.
55-7021 HdF Meier Helmbrecht_1932.jpg © ©Haus der Fotografie, Dr.-Robert-Gerlich-Museum
Die Meier-Helmbrecht-Spiele wie sie früher einmal waren: Auf der Burg zu Burghausen.
55-7029 HdF Meier Helmbrecht_30er Jahre.jpg © ©Haus der Fotografie, Dr.-Robert-Gerlich-Museum
Die Meier-Helmbrecht-Spiele wie sie früher einmal waren: Auf der Burg zu Burghausen.
55-7003 HdF Meier Helmbrecht_30er Jahre.jpg © ©Haus der Fotografie, Dr.-Robert-Gerlich-Museum

Drei Generationen in der Manufaktur tätig

Auf Margarete folgte Tochter Manuela, die bis vor Kurzem das Design von zig Dirndl-Kollektionen prägte. Sie machte die Dirndlstube zur Dirndlmanufaktur – und zu dem, was sie heute ist: lebendige Burghauser Geschichte. Qualität und Handwerkskunst, gepaart mit Authentizität und Pragmatismus. Selten gibt es Dirndl, denen man die Liebe der Hersteller so ansieht. Und Manuelas Tochter Julia führt die Tradition ihrer Mutter und Großmutter gebührend weiter. Aktuell arbeiten drei Generationen in dem Betrieb, denn Julias Tochter Magdalena macht nun auch eine Ausbildung zur Dirndl-Schneiderin.

Neben der Leitung des traditionsreichen Familienunternehmens kommt Julia Barbarino ganz nach ihren Ahnen: Sie ist wagemutig und in gewisser Weise auch Pionierin. In einer Welt, in der Smartphone, Internet und künstliche Intelligenz regieren – zog und zieht es sie immer wieder in die netzlose und unerreichbare „Wildnis“ – auf die Alm. Dort, wo andere mit Hightech-Ausrüstung ihr „Outdoor“-Abenteuer fürs Wochenende erleben, schuftet Julia, versorgt Kühe und stellt Käse her – und darüber hat sie auch ihr Buch geschrieben.

Julia und „Dirndl“ passt gut zusammen: Inzwischen läuft die Manufaktur auf ihren Namen.

Bucherfolg mit „Auf der Alm“

„Eine Herde weißer Schafe ist mein Königreich und die kleine Hütte mein Palast“, beginnt Julia ihr Buch. Und wer den fein herausgeputzten Barbarino-Palast am Stadtplatz kennt, könnte sich über diesen Satz wundern. Doch hinter der wunderschönen Fassade des Altbaus, stecken einfache und reduzierte Wohnräume, und wer Julia in ihrem Reich im Dachgeschoss besuchen darf, wird unweigerlich schon auf den Treppenstufen an eine Bergalm denken. Sie liebt die schlichte Einfachheit – und in der Hektik der modernen Welt kann man ihr das gut nachfühlen.

Wie viel Arbeit das „einfache Leben“ auf der Alm macht, verschönt Julia in ihrem Buch aber nicht. Auch von kleinen Schicksalsschlägen inmitten der Bergidylle schreibt sie: von Unfällen ihrer Kinder, einem toten Kalb und dem Beckenbruch einer Kuh. Dem gegenüber stehen unzählige schier unglaubliche Momente am Berg, die den Leser geradezu überwältigen. Er spürt die warmen Sonnenstrahlen, riecht den Duft der frischen Almwiesen und des knisternden Holzofens. Man begleitet eine Familie und ein Leben, das von Idylle und Frieden geradezu strotzt – doch Julia ist aufrichtig und berichtet auch von Tränen, Ängsten, Schuldgefühlen und Streit.

Julia Barbarino auf der Alm: Ohne Kühe ist das Leben nur halb so schön.

„Ich war immer schon recht hartnäckig“

„Ich war immer schon recht hartnäckig, um nicht zu sagen ‚penetrant‘, wenn ich etwas wollte“, gibt Julia zu. Am Ende des Buches wird klar, dass ihre Ehe zerbrach und dennoch dankt sie „Schorschi“ für alles, was er ihr ermöglichte. Auch von den finanziellen Sorgen schreibt sie– und den vielen Sinnfragen einer Mutter, die zwischen Arbeit und Kindern hin- und hergerissen ist. Inzwischen ist Julia finanziell unabhängig, doch die Verantwortung für das Familienunternehmen bedarf Mutes und Disziplin gleichermaßen.

Für Julia war es eine große Umstellung, jeden Tag in einem Laden zu stehen – und noch dazu mitten in der Stadt. Denn „tief im Herzen bin ich ein Naturmensch“, sagt sie selbst. Zum Glück kann sie auch mit ihrer neuen Liebe die Natur in vollen Zügen genießen. Viel Hilfe und Unterstützung erhält sie von ihrer Familie – ohne sie wäre vieles nicht möglich. Julias Traum von der perfekten Alm ist allerdings noch lange nicht ausgeträumt und in Bezug auf weitere Buch-Projekte gibt sie sich offen: Das tolle Feedback der Leser habe sie angespornt. „Nie hätte ich gedacht, dass ich Menschen mit einem Buch so viel geben könnte“, staunt sie. Wer ihr Buch liest, kann sich selbst einen Eindruck machen.

Kommentare