Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Konzept von „Lightning Bird“ punktet mit Respekt

Live-Konzerte ohne Gewalt und Übergriffe: „Awareness“ bei Veranstaltungen im Burghauser JUZ

Tobias Koch(l.), Erster Vorsitzender von Lighnting Bird e.V. und Florian Zitzelsberger(r.), Leiter des JUZ Burghausen, setzen sich für „Awareness“ bei Konzerten im JUZ ein.
+
Tobias Koch(l.), Erster Vorsitzender von Lighnting Bird e.V. und Florian Zitzelsberger(r.), Leiter des JUZ Burghausen, setzen sich für „Awareness“ bei Konzerten im JUZ ein.

Dass es beim Feiern schon mal zu Konflikten oder Übergriffen kommen kann, ist bekannt. Damit bei Konzerten der gegenseitige Respekt nicht zu kurz kommt, hat der Burghauser Verein „Lightning Bird“ ein Awareness-Konzept ausgearbeitet. Tobias Koch und Florian Zitzelsberger erklären, wie es bei Konzerten im Burghauser Jugendzentrum umgesetzt wird, und wie es funktioniert.

Burghausen –„Awareness“ ist ein Begriff, den man zuletzt immer häufiger hört. Gerade bei Großveranstaltungen wie beispielsweise Fußballspielen kommen Awareness-Konzepte immer häufiger zum Einsatz – aber auch in Burghausen tut sich diesbezüglich was: Bereits zum dritten Mal setzt der Verein „Lightning Bird“ nun sein Awareness-Team beim „Concrete Jungle“-Festival ein. Das jährlich stattfindende Hardcore- und Punkrock-Festival findet am 25. Mai im Burghauser Jugendzentrum statt.

Respekt und Wertschätzung ohne Gewalt

Awareness heißt für den Burghauser Jugendarbeiter Florian Zitzelsberger schlicht „Bewusstwerdung“. Gerade in der Jugendarbeit sei das Thema sehr breit aufzustellen, weil junge Menschen in ihrer Entwicklung zahlreiche Phasen der Bewusstwerdung durchlaufen. Auch für Tobias Koch, den ersten Vorstand des Vereins „Lightning Bird“, bedeutet Awareness mehr als sich lediglich an einen Verhaltenskodex zu halten. Es geht um einen wertschätzenden und respektvollen Umgang, darum, Diskriminierung und Gewalt zu minimieren, Verantwortung zu übernehmen sowie für sich und andere eine sichere Atmosphäre zu schaffen. Und es geht um die Wahrung persönlicher Grenzen, und gerade hier spielt sexuelle Selbstbestimmung mit in die Thematik hinein.

Für das Awareness-Team von Lightning Bird ist Awareness allerdings ganz klar definiert: Konzertbesucher sollten sich an bestimmte Regeln im Umgang mit anderen Besuchern halten. Die Hauptaufgabe der vier Teammitglieder ist es jedoch, präventiv vorzubeugen. Bestehend aus zwei männlichen und zwei weiblichen sozialpädagogischen Fachkräften ist das Awareness-Team mit seinen lilafarbenen Warnwesten leicht auffindbar und erkennbar, wenn Hilfe oder Rat vonnöten ist. Sie können im Bedarfsfall Raum für ungestörten Rückzug bieten oder Besucher auf ihrem Weg zu Auto oder Bus begleiten. Das Team steht für Achtsamkeit und soll vorrangig ein sicheres Gefühl vermitteln – wobei in akuten Fällen natürlich gehandelt werden muss.

Awareness-Team braucht Fingerspitzengefühl

Florian Zitzelsberger, der Leiter des Burghauser JUZ, ist der Meinung, dass vielen Jugendlichen während der Corona-Pandemie die Gelegenheit fehlte, sozialen Umgang einzuüben. Aus diesem Grund brauche es manchmal ein wenig Nachhilfe. Bei Einsätzen des Awareness-Teams sei jedoch besonders wichtig, dass auch gegenüber den mutmaßlichen TäterInnen Verständnis gezeigt wird. „Die Teammitglieder müssen mit viel Fingerspitzengefühl vorgehen“, sagt auch Tobias Koch von Lightning Bird. Nicht immer seiein Probleme einfach zu verstehen, und manchmal könne durchaus fragwürdig sein, wer eigentlich Täter oder Opfer ist – und ob überhaupt eine „Tat“ vorliegt.

Zeigen sich TäterInnen uneinsichtig, dann dreht sich die Arbeit des Awareness-Teams vorrangig um das Gespräch. Insbesondere wird darauf geachtet, falsche Verdächtigungen zu meiden und nicht in ein sogenanntes „Dramadreieck“ hineingezogen zu werden. Hierbei handelt es sich um eine Beziehungsdynamik zwischen Täter, Opfer und Retter, bei der die Rollen schnell vertauscht werden können. Zitzelsberger betont, dass Täter nicht immer männlich sein müssen, und gerade auch Frauen darauf achten sollten, sich fair gegenüber Männern zu verhalten.

Ernsthafte Vorfälle gab es bei Konzerten im JUZ oder den Veranstaltungen von Lightning Bird e.V. bisher keine. Sowohl der Zitzelsberger als auch Koch sind darüber auch sehr glücklich. Ein Grund dafür, dass Konzerte im Jugendzentrum so friedlich abliefen, sei sicherlich auch, dass kein hochprozentiger Alkohol ausgeschenkt wird. „Die Leute kommen hauptsächlich wegen der Musik“, ist Tobias Koch überzeugt. „Wenn ein Konzert zu Ende ist, dann wird nicht ewig gefeiert, sondern relativ zügig heimgegangen.“ Und sollte ein Mädchen am Ende allein zu ihrem Auto gehen müssen, steht immer ein Mitglied des Awareness-Teams als Begleiter bereit.

Kommentare