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Wirtschaftliches Beben erreicht die Region

Krise in der Automobilindustrie: Sind auch die Unternehmen im Chemiedreieck betroffen?

Umsatzeinbrüche und Stellenabbau: Die deutsche Automobilindustrie steckt in der Krise und das betrifft auch weitere Branchen.
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Umsatzeinbrüche und Stellenabbau: Die deutsche Automobilindustrie steckt in der Krise und das betrifft auch weitere Branchen.

Die Automobilkrise in Deutschland trifft auch die Industrie im Bayerischen Chemiedreieck. Wie die heimischen Unternehmen betroffen sind und was der Wirtschaft helfen könnte.

Landkreis Altötting / Burghausen – Die aktuelle Krise in der Automobilindustrie beeinflusst auch die Industrie im Bayerischen Chemiedreieck. Ingrid Obermeier-Osl, Vizepräsidentin der IHK und Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses, warnt, dass die Region auf eine gute und erfolgreiche Zukunft der Chemieindustrie angewiesen ist. Ihr zufolge sinken die Erwartungen der heimischen Wirtschaft mit Blick auf die kommende Zeit. „Nur acht Prozent der Betriebe gehen davon aus, dass sich die Geschäfte verbessern – ganze 26 Prozent rechnen dagegen mit einer Verschlechterung.“ Am meisten Sorge bereiten den Unternehmen aber die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und die fehlende Verlässlichkeit politischer Entscheidungen. Zudem sorgen eine überbordende Bürokratie und Regulatorik für Probleme.

Investoren ziehen ausländische Standorte vor

Obermeisl-Osl betont, dass der Exportanteil der regionalen Chemieindustrie bei 60 Prozent liegt, aber geopolitische Spannungen, Strafzölle und Handelsstreitigkeiten das deutsche Exportgeschäft zum Stottern bringen. Noch immer erschweren zu hohe Strompreise und Anschaffungskosten der Industrie die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich. Dazu kommt, dass der Investitionsdruck durch die Energiewende immens ist. „Ohnehin beobachten wir, dass die Unternehmen wegen der fehlenden Aussicht auf wirtschaftlichen Aufschwung und der großen Risiken ihre Investitionen lieber zurückhalten oder gleich im Ausland investieren“, so die IHK-Vizepräsidentin. „Gerade die internationalen Chemiekonzerne ziehen ihre ausländischen Standorte unserem Chemiedreieck vor, wenn es um Investitionen geht.“

Abschwung bereits seit Jahren am Gang

Dr. Bernhard Langhammer, Sprecher von ChemDelta Bavaria erklärt, dass die chemische Industrie die Autoindustrie zwar nicht direkt beliefert, aber über Wertschöpfungsstufen und deren Verarbeiter. „Zum Beispiel wird aus Kunststoffgranulaten Vorprodukte hergestellt, die von Firmen zu Bauteilen für Komponentenherstellern in der Autoindustrie weiterverarbeitet werden“, so Langhammer. Kunststoffverarbeiter machen ihm zufolge etwa 15 Prozent des Absatzes der deutschen Chemieindustrie aus. Davon wiederum gingen etwa 15 bis 20 Prozent in die deutsche Autoindustrie. Auswirkungen der Krise seien damit nicht direkt messbar und das gelte auch für die regionale Chemieindustrie.

Weil die chemische Industrie aber weit vorne in den Wertschöpfungsketten liege, spüre man den Abschwung bereits seit Jahren, so Langhammer. Bereits im Jahr 2018 habe man ein Produktionsmaximum im Chemiedreieck erreicht, seitdem sinken die Produktionsmengen kontinuierlich. Weil die Kapazitätsanpassung bisher ohne sichtbaren Personalabbau vorgenommen werden konnten, habe die Öffentlichkeit von dem Abschwung kaum Notiz genommen. „Die Anlagen, insbesondere bei energieintensiven Produkten, sind aber nur noch teilweise ausgelastet, die Gewinnmargen dadurch immer geringer“, so Langhammer. Aus diesem Grund fänden auch seit Jahren kaum mehr Investitionen im weitere Produktionskapazitäten statt.

Wacker und Siltronic zeigen sich resilient

Auch die weltweit agierende Wacker Chemie AG spürt Auswirkungen der Automobilkrise. Besonders Silikone, die etwa für Elektronikverkleidungen und Batterieabdichtungen verwendet werden, sind in den Lieferketten für Autohersteller relevant. Laut einem Unternehmenssprecher habe Wacker aber den großen Vorteil, ein Portfolio von 3.000 Produkten herzustellen. „Das stärkt unsere Resilienz gegenüber Nachfrageschwankungen in einzelnen Branchen ganz entscheidend“, so der Sprecher. Hinzu komme, dass Wacker nicht nur die deutsche Automobilbranche beliefert, sondern in aller Welt – und das stärkt die Unabhängigkeit des Konzerns gegenüber lokalen Schwankungen. Die Siltronic AG wiederum erwartet trotz des herausfordernden Marktumfelds sogar ein großes Wachstumspotenzial. Das Unternehmen sieht in Megatrends wie Künstlicher Intelligenz, Digitalisierung und Elektromobilität wesentliche Treiber.

Effizienzmaßnahmen im Chemiepark Gendorf

Dagegen verzeichnete der Chemiepark Gendorf in den vergangenen zwei Jahren einen Rückgang der Produktionsmengen um über 20 Prozent. Ein Standordsprecher hebt hervor, dass die Chemieindustrie ein Vorindikator für nachgelagerte Branchen ist. Der branchenübergreifende Rückgang in Industrie in Wirtschaft kündigte sich schon länger an, hat sich aber in den letzten beiden Jahren beschleunigt. Die aktuelle Schwäche in anderen Industriezweigen sei also nicht überraschend gekommen. Auch, weil sich an den konjunkturellen Rahmenbedingungen seit einigen Jahren keine Verbesserung mehr gezeigt habe und diese sich nun wohl auch manifestieren.

Auch bezüglich der Energiekosten und dem Bürokratieabbau bleibe es lediglich bei Ankündigungen. Die InfraServ als Standortbetreiber setzt auf eine Strategie zur Standortstärkung und -sicherung. „Unser Ziel ist es, unseren Standortkunden weiterhin eine wettbewerbsfähige Infrastruktur sowie optimale Rahmenbedingungen für ihre Produktion zu bieten. Das umfasst unter anderem Effizienzmaßnahmen und langfristige Transformationsbemühungen“, so der Sprecher.

Politik in der Pflicht: Perspektiven für Bayerns Chemiedreieck

Laut Obermeier-Osl könnte die Politik die entscheidenden Weichen für eine Kehrtwende stellen: „Gerade die Bundespolitik ist in der Pflicht, schnell für klare Verhältnisse in Berlin zu sorgen, damit es Verlässlichkeit und einen klaren sowie nachvollziehbaren Kurs gibt.“ Kleine Schritte wie der Ausbau Erneuerbarer Energien seien getan, so Obermeier-Osl, doch nun brauche es eine grundlegende Modernisierung des Standorts.“ Obermeier-Osl fordert ein Ende von immer neuen kleinteiligen Regulierungen und Reformen in Trippelschritten. „Wir brauchen mehr Wirtschaftsfreundlichkeit und eine spürbare und nachhaltige Entlastung der Unternehmen sowie mehr Beinfreiheit für neue Technologien und Unternehmertum!“

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