Edle Handwerkskunst am Burghauser Stadtplatz
Aus den Gummistiefeln in die Goldwerkstatt: Burghauser Goldschmiedin liebt beides
Brigitta Ampletzer ist ein bekanntes Gesicht in Burghausen: Zwar wohnt sie eigentlich auf einem Hof in Tittmoning, doch ihr Goldschmiedeatelier am Stadtplatz ist sowohl den Einheimischen als auch den „Zuagroasten“ ein Begriff. Ein Blick durch ein „goldenes“ Schlüsselloch.
Burghausen – Wer den Burghauser Stadtplatz kennt, der kennt auch das Goldschmiedeatelier „Sol & Luna“ von Brigitta Ampletzer. Die Goldschmiedin selbst sieht man meist in Geleitschaft eines ganzen Rudels Altdeutscher Schäferhunde: Latoya, Kalibur, Spike und Minousch. Für sie ist die 62-Jährige Sonne und Mond – Königin und Mutter zugleich. Bounty, eine Französische Bulldogge, die unter der Woche als „Enkelhund“ bei Brigitta wohnen darf, fügt sich demnach problemlos in den Hofstaat der Monarchin. Wozu auch trotzig sein, wenn alles passt?
Residieren in Gummistiefeln – Schmieden mit Feingefühl
Zu Hause auf Brigittas Hof bei Tittmoning residieren aber noch weitere Mitglieder ihrer Entourage: Neben den Hunden, auch Katzen, Pferde sowie Hühner mit ihren Küken und Enten. Doch ganz anders als Marie Antoinettes „Hameau de la Reine“ ist es kein skurriler Abklatsch eines Bauerndorfs. Der Hof bedeutet jede Menge harte Arbeit, bei jedem Wetter, bei jeder Laune – ob gesund oder krank. Was erledigt werden muss, muss erledigt werden und Brigittas 7-Tage-Woche in Gummistiefeln wird lediglich von der Arbeit im Atelier unterbrochen.
Dort schmilzt sie drei Tage die Woche Silber und Gold, sie schmiedet und vereint Edelsteine und Metall, um für ihre Kunden einzigartige Anfertigungen zu kreieren. Für Brigitta Ampletzer ist das eine ohne das andere nicht denkbar: „Für die Arbeit als Goldschmiedin braucht man eine Mischung aus Feingefühl, Kraft und Kreativität. Dazu ein gutes Gespür für die Menschen“, erklärt Ampletzer. Um Schmuck anzufertigen, der für ihre Kunden immer auch einen gewissen Ausdruck der eigenen Identität darstellt, braucht man auch Zeit, sagt die Goldschmiedin: „Manchmal brauche ich zwei Wochen, bis ich loslegen kann.“ Gerade die Arbeit an Familienerbstücken erfordere Einfühlungsvermögen.
„Wenn schon handgefertigt, dann auch wertvoll“
Am liebsten arbeitet Brigitta mit Gold UND Silber. Die Goldschmiedin ist aber überzeugt, dass Schmuck erst dann entsteht, wenn er getragen wird. „Ich bin kein Glattpolierer“, sagt die Goldschmiedin, die zwar 999er-Feingold liebt, aber natürliche Oberflächen bevorzugt. Geradezu magisch findet sie die „urtümliche“ Arbeit der Schmiede: „Das Metall ins Feuer zu nehmen.“ Trotz der Massen an billig produziertem Modeschmuck, ist der Wert von handgefertigtem Schmuck weiterhin sehr gefragt, sagt die Goldschmiedin: „Wenn schon handgefertigt, dann soll es auch wertvoll sein.“
Die Geschichte des Goldschmiede-Handwerks reicht übrigens über 10.000 Jahre in die Vergangenheit zurück. In alten Zivilisationen, wie beispielsweise in Ägypten, waren Goldschmiede hoch angesehene Handwerker. Weil ihre Kunstfertigkeit entscheidend für die Herstellung von Schmuck und sakralen Gegenständen war, die sowohl religiöse als auch soziale Funktionen erfüllten, war der „magische“ Beruf der Goldschmiede von Mythen und Legenden umwoben: Viele Sagen unterstreichen die Verehrung, die den Kunsthandwerkern in alten Zeiten entgegengebracht wurde.
Herausforderungen für Goldschmiede von heute
In jüngster Zeit stehen Goldschmiede vor jeder Menge Herausforderungen: Neben der schlechten wirtschaftlichen Gesamtlage und der Onlinekonkurrenz veröden mehr und mehr Innenstädte und auch der Fachkräftemangel schlägt zu. „Schafft sich die Branche gerade selbst ab?“, fragte die Fachzeitschrift GZ vor einem Jahr. „Goldschmieden schließen still, weil sie keinen Nachfolger finden. Übernahme-Interessenten springen ab, weil sie nicht wissen, wie sie das nötige Personal finden können.“ Für Brigitta, die nie selbst ausbilden durfte, ist das zum Glück kein großes Thema. Doch ihr Atelier würde sie sich am liebsten gerne teilen.
„Ich würde mich freuen, wenn ich mit jemandem zusammenarbeiten könnte“, meint die Goldschmiedin. Bald steht bei ihr ja auch einmal die Rente vor der Tür: „Wenn ich gehe, dann nehme ich meine Werkbank mit nach Hause“, sagt Brigitta. „Dort richte ich mir dann eine Goldschmiede ein und alle meine Kunden sind dann in meinem kleinen Paradies herzlich willkommen!“