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Soll in Altötting zu Diskussionen anregen

„Kann nicht groß genug sein“ - Provokantes Banner an Trostberger Straße: Bürgermeister verärgert

Eine Aufschrift auf der Verkleidung des Baugerüsts der Baustelle des „Genossenschaftshauses“ an der Trostberger Straße in Altötting soll provozieren.
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Eine Aufschrift auf der Verkleidung des Baugerüsts der Baustelle des „Genossenschaftshauses“ an der Trostberger Straße in Altötting soll provozieren.

Eine provokante Aufschrift auf der Verkleidung des Baugerüsts der Baustelle des „Genossenschaftshauses“ an der Trostberger Straße in Altötting war am Mittwoch am Rande der Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses Thema. Bürgermeister Antwerpen äußerte sein Missfallen über die Form des Geschriebenen. Wir haben uns mit den Leuten dahinter in Verbindung gesetzt und erfahren, was sie damit bezwecken wollen.

Altötting - „Baut keinen Scheiß. Keine Profite mit der Miete“ - Dieser Slogan findet sich seit neuestem auf der Verkleidung der Baustelle des „Genossenschaftshaus“ an der Trostberger Straße. „Ich möchte hiermit mitteilen, dass mir die Form dieser Kundgebung ausdrücklich missfällt“, verkündete Altöttings Erster Bürgermeister Stephan Antwerpen (CSU) am Rande der jüngsten Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses. „So eine Art der Ausdrucksweise, das ist nicht Teil des Bilds, welches ich von Altötting habe. Sowas gehört in dieser Form nicht in den öffentlichen Raum, das ist an dieser vielbefahrenen Straße wahrlich kein Aushängeschild für unsere Stadt. Ich habe den Bauherrn auch dazu schon kontaktiert und er teilte mir mit, dass Aufmerksamkeit zu erhalten gerade Ziel und Zweck des Ganzen sei.“

Provokantes Banner an Trostberger Straße in Altötting: Bürgermeister gibt Missfallen kund, Bauherr äußert sich

„Über die Form kann man natürlich immer streiten, aber die Worte könnten meiner Ansicht nach gar nicht drastisch genug sein“, meint dazu Marcel Seehuber, Sprecher des verantwortlichen „SauRiassl Syndikats“ der auch Stadtrat für „Die Liste“ und Referent für Mobilität ist. Er scheint über die vorgetragene Empörung des Stadtoberhaupts eher amüsiert. „Natürlich hätten wir es gerne optisch hübscher gemacht. Nur auf die Schnelle fanden sich dafür keine Künstler und so haben das halt unsere Leute vor Ort am Montag angebracht und wird zusammen mit dem Gerüst noch voraussichtlich einen Monat da bleiben. Es gab dann auch gleich eine Menge Diskussionen, was wie gesagt Sinn der Sache ist. Wenn übrigens ein Maler, Graffiti-Artist oder sonstige Künstlerin oder Künstler eine für das Auge ansprechendere Version machen wollte, sind wir dafür mehr als offen.“

Über das Projekt „SauRiassl“ in Altötting

Das SauRiassl Syndikat ist ein solidarisches Netzwerk aus gemeinschaftlichen und ökologischen Wohnprojekten in der Region um Altötting (Südostoberbayern). Die SauRiassl GmbH kauft Immobilien und saniert diese in der Regel auf einen aktuellen Wohnstandard. Die Mieter wiederum sollen sich weitestgehend selbst organisieren. Zum Beispiel sollen sie über neue Mitbewohner eigenständig entscheiden.

Finanziert werden die Projekte über Bankdarlehen oder sogenannte „Direktkredite“, also Nachrangdarlehen. Letztere werden direkt von Investitions-willigen Personen an die SauRiassl GmbH vergeben. Eine sozialverträgliche Mietgestaltung wird angestrebt. Gewirtschaftet wird nach dem Prinzip der Gemeinwohlökonomie. Laut Selbstbeschreibung sind folgende Ziele Teil der SauRiassl Agenda: Klimaneutralität, der Aufbau regionaler Versorgungsstrukturen, neue Mobilität, Stromerzeugung, ressourcenschonendes Bauen, Quartiersentwicklung, soziale Gerechtigkeit. Damit will sich das Netzwerk gesellschaftspolitisch einbringen.

Architektin Ulrike Bubl hatte die ambitionierten Planungen für das 100 Jahre alte Gebäude auf der Gesellschafterversammlung sowohl der SauRiassl GmbH als auch der zeitgleich stattfindenden Mitgliederversammlung des SauRiassl Syndikat e.V. im April des vergangenen Jahres vorgestellt: „Wir möchten dieses Haus ins 21. Jahrhundert bringen. Dazu planen wir barrierefreie Zugänge, eine vollständige energetische Sanierung inklusive PV-Anlage für Mieterstrom sowie. Vorgesehen sind Aufstockung und Ausbau des Dachgeschosses, um mehr Wohnraum und zusätzlich Gemeinschaftsflächen zu schaffen. Außerdem war es uns sehr wichtig, den ursprünglichen Charakter des Hauses zu erhalten, hierzu haben wir dem stellvertretenden Stadtheimatpfleger Toni Grundner zusammengearbeitet.“

Dieses Modell alternativer Mobilität solle dem allgegenwärtigen Stellplatzproblem entgegengestellt werden. Trotz der Modernisierung sollen die Mieten moderat bleiben: „Das ist das Konzept des SauRiassl Syndikats: Nicht die maximale Rendite rausholen, sondern kostendeckend arbeiten und weitere Projekte im gemeinschaftlichen Besitz umsetzen“, ergänzte damals Seehuber. Inzwischen sind die Arbeiten weiter vorangeschritten. „Nach der Fertigstellung wollen wir dem Haus dann auch eine ganz eigene und ansprechende Optik geben, es ist aber noch nichts konkretes geplant“, so Seehuber nun im Gespräch mit unserer Redaktion.

Bauherr hinter Banner-Aktion kritisiert Wohnbaupolitik

„Wie gesagt, wir stehen voll hinter unserer Aktion. Denn das Thema muss unbedingt mehr in das öffentliche Bewusstsein rücken. Es wird eine Menge herumgetönt und mit Fördergeldern um sich geworfen, aber bestehende Leerstände müssen unbedingt auch Teil der Lösung sein“, meint Seehuber, „Denn Eigentum verpflichtet. Wohnraum gehört vergesellschaftet.“ Ein Thema, welches nicht nur Altötting umtreibt. Kostenloser Wohnraum für alle - das war eine der Forderungen der Aktivisten, die sich am Donnerstag,13. April, im ehemaligen Hotel „Goldener Hirsch” in Rosenheim verschanzt hatten. Nach Stunden konnte das Haus geräumt werden. „Das fand ich eine sehr gute Aktion“, kommentiert Seehuber, der sich politisch „in keine Schubladen stecken lassen“ will.

„Bis in die 80er-Jahre gab es ja noch sehr viel mehr gemeinnützige Wohnangebote, bevor dann ein regelrechter Kahlschlag und eine Umorientierung hin zu einer Priorisierung von Profit- vor Bewohnerinteressen stattfand“, klagt Seehuber, „Wohnungen und Wohnraum sollten denen zur Verfügung stehen, die sie brauchen, nicht denen, die ohnehin schon das meiste Geld haben.“

hs

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