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Sozialverträglicher Wohnungsbau

Altöttinger „SauRiassl Syndikat“ steigert Anlagevolumen: Solidarische Landwirtschaft aus Polling vorgestellt

Das SauRiassl-Team freute sich über eine gelungene Sitzung in Präsenz (v.l.): David Pietzka, Markus Huber, Ulrike Bubl, Marcel Seehuber und Tine Roj.
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Das SauRiassl-Team freute sich über eine gelungene Sitzung in Präsenz (v.l.): David Pietzka, Markus Huber, Ulrike Bubl, Marcel Seehuber und Tine Roj.

Das SauRiassl Syndikat ist bei weitem mehr als ein gewöhnliches Immobilienunternehmen – das wurde bei der aktuellen Gesellschafterversammlung sowohl der SauRiassl GmbH als auch der zeitgleich stattfindenden Mitgliederversammlung des SauRiassl Syndikat e.V. mehr als deutlich. Über 40 Mitglieder und Interessierte hatten sich am vergangenen Dienstag im Gasthof 12 Apostel in Altötting eingefunden, um sich ein Bild vom aktuellen Stand der laufenden Projekte zu machen und um über die Ausrichtung der Vereinsziele für die Zukunft mitzubestimmen. 

Altötting - SauRiassl Syndikat-Vereinsvorsitzender Marcel Seehuber sprach zunächst eine politische Problematik an: „Auch bei uns in der Region herrscht Wohnungsnot, obwohl es eine große Zahl an Leerständen gibt.“ Ziel sei es, diese Leerstände zu aktivieren und damit neuen Wohn- und Gewerberaum zu schaffen, anstatt immer neue flächenfressende Neubaugebiete auszuweisen. „Wir wollen nachhaltige Transformationsprozesse anschieben“, gab Seehuber das ideelle Ziel aus.

Anlagevermögen der Altöttinger Firma auf 2,5 Millionen Euro gewachsen

Dass dies nicht nur leere Worte sind, bewies SauRiasslGmbH-Geschäftsführer David Pietzka bei der Vorstellung der aktuellen Bilanz: „Unser Anlagevermögen hat sich seit 2018 vervierfacht und ist mittlerweile auf 2,5 Mio. Euro angewachsen.“ Der Häuserbestand wurde von 2020 auf 2021 von drei auf fünf erweitert. Mieteinnahmen und Stromerzeugen von den eigenen PV-Anlagen decken die anfallenden Kapitaldienste und Lohnkosten. „Unser Ausblick ist sehr positiv“, fasste David Pietzka zusammen.

Über das Projekt „SauRiassl“ in Altötting

Das SauRiassl Syndikat ist ein solidarisches Netzwerk aus gemeinschaftlichen und ökologischen Wohnprojekten in der Region um Altötting (Südostoberbayern). 

Die SauRiassl GmbH kauft Immobilien und saniert diese in der Regel auf einen aktuellen Wohnstandard. Die Mieter wiederum sollen sich weitestgehend selbst organisieren. Zum Beispiel sollen sie über neue Mitbewohner eigenständig entscheiden.

Finanziert werden die Projekte über Bankdarlehen oder sogenannte „Direktkredite“, also Nachrangdarlehen. Letztere werden direkt von Investitions-willigen Personen an die SauRiassl GmbH vergeben.

Eine sozialverträgliche Mietgestaltung wird angestrebt. Gewirtschaftet wird nach dem Prinzip der Gemeinwohlökonomie. Laut Selbstbeschreibung sind folgende Ziele Teil der SauRiassl Agenda: Klimaneutralität, der Aufbau regionaler Versorgungsstrukturen, neue Mobilität, Stromerzeugung, ressourcenschonendes Bauen, Quartiersentwicklung, soziale Gerechtigkeit. Damit will sich das Netzwerk gesellschaftspolitisch einbringen.

100 Jahre altes Genossenschafts-Haus in Altötting vor dem Abriss gerettet

Im zweiten Teil der Versammlung ging es konkret um die laufenden Projekte des SauRiassl Syndikats. Insbesondere das ehemalige Genossenschaftshaus in der Trostberger Straße in Altötting. Es konnte der Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft eG Waldkraiburg 2020 abgekauft und so vor dem sicheren Abriss gerettet werden konnte, war dabei im Fokus.

Architektin Ulrike Bubl stellte die ambitionierten Planungen für das 100 Jahre alte Gebäude vor: „Wir möchten dieses Haus ins 21. Jahrhundert bringen. Dazu planen wir barrierefreie Zugänge, eine vollständige energetische Sanierung inklusive PV-Anlage für Mieterstrom sowie. Vorgesehen sind Aufstockung und Ausbau des Dachgeschosses, um mehr Wohnraum und zusätzlich Gemeinschaftsflächen zu schaffen. Außerdem war es uns sehr wichtig, den ursprünglichen Charakter des Hauses zu erhalten, hierzu haben wir dem stellvertretenden Stadtheimatpfleger Toni Grundner zusammengearbeitet.“

Mobilitätskonzept für Bewohner mit Car-Sharing und gemeinsam genutzten Lastenrädern

Dieses Modell alternativer Mobilität soll dem allgegenwärtigen Stellplatzproblem entgegengestellt werden. Trotz der Modernisierung sollen die Mieten moderat bleiben: „Das ist das Konzept des SauRiassl Syndikats: Nicht die maximale Rendite rausholen, sondern kostendeckend arbeiten und weitere Projekte im gemeinschaftlichen Besitz umsetzen“, ergänzte Seehuber. „Die Pläne inklusive Statik und Brandschutz sind fertig und werden noch im April eingereicht. Dann hoffen wir auf einen positiven Bescheid auch durch das Denkmalamt, damit wir unser zukunftsweisendes Projekt starten können.“, so Seehuber.

Zwei weitere Hausprojekte des SauRiassl Syndikats in Wurmannsquick und Altötting befinden sich kurz vor der Fertigstellung, in beiden wurde neuer Wohnraum geschaffen sowie zwei barrierefreie Wohnungen. Mit dem Puls der Erde e.V. dem Sitz der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi) des Lenzwald-Hofes in Polling wird auch mit einem Projekt im Landkreis Mühldorf zusammengearbeitet – hier ist allerdings eine etwas andere Form im Gespräch

Der aktuelle Träger, der Verein „Puls der Erde“, soll in eine GmbH umgewandelt werden, an der sich die SauRiassl GmbH beteiligen möchte. Tassillo Willaredt, Gärtner und Initiator der Solawi, stellte den Hof kurz vor, auf dem auch ein Seminar- und Gästehaus untergebracht sind und beschrieb seinen Ansatz als „ökosoziale Zukunftswerkstatt“ mit dem vorrangigen Ziel, den Aufbau von Humus im Boden voranzutreiben, um am Ende des Jahres eine positive CO2-Bilanz zu haben. „Denn Humus speichert CO2“, so Tassilo Willaredt.

Klimaschutz der Lenzwalder passt zum sozialen Konzept vom SauRiassl Syndikat

Mit dem Klimaschutz-Ansatz passen die Lenzwalder wiederum gut zum SauRiassl Syndikat – das neben seiner geschäftlichen Tätigkeit als sozialverträglicher und solidarischer Vermieter eben auch tatkräftig auf vielen Ebenen in die Gesellschaft hineinwirken will. Der SauRiassl Syndikat e.V. hat deswegen nicht nur ein Auge auf die geplanten Wohnprojekte der GmbH.

Mit einem eigens installierter Solidartopf, in den ein kleiner Teil der Mieten fließt, sollen jährlich Spenden an unterstützungswürdige Projekte gehen. Dieses Jahr wird beispielsweise die Organisation Conservation through Public Health in Uganda unterstützt. Die Organisation ist mehrfach ausgezeichnet, wurde 2019 von Marcel Seehuber 2019 besucht. Weitere Spenden gehen an ein Projekt zur Klimaneutralität und zur Unterstützung des Aufbaus einer Sharing-Plattform.  

-tg-

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