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Vor dem Tierheim Winhöring sich selbst überlassen

Unfassbar dreist und lebensgefährlich: Hunde-Pärchen bei Eiseskälte ausgesetzt

Christina Hörl und Maria Hund vom Tierschutzverein Altötting und Mühldorf
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Die beiden ausgesetzten Hunde Hänsel und Gretel mit der 1. Vorsitzenden des Tierschutzvereins, Christina Hörl (links), und der Tierheimleiterin Maria Hund

Groß war die Empörung über den Facebook-Post des Tierschutzvereins Altötting und Mühldorf: Unbekannte hatten am späten Abend des 1. Februar bei eisiger Kälte zwei junge Hunde vor dem Tierheim Winhöring ausgesetzt - ohne Bescheid zu geben oder irgendwelche Informationen zu hinterlassen. Wer tut so etwas? Und aus welchen Gründen? Wir haben uns erkundigt, wie es den Hunden geht und was dahinterstecken könnte.  

Winhöring – Niedlich sehen sie aus, die beiden weiß-braunen Mischlingshunde. Am 1. Februar hat die Tierheimleitung zufällig beim Spazierengehen Gebell gehört und ist so auf die frierenden Vierbeiner aufmerksam geworden. Jemand hatte sie spät abends bei Eiseskälte in den Fundhundezwinger gegeben und nicht abgeschlossen. „Die Polizei verschließt den Zwinger immer und gibt uns dann Bescheid. Es kommt auch vor, dass manche dort Fundhunde hinein setzen, aber diese Leute melden sich spätestens am nächsten Tag“, erklärt Christina Hörl, Vorständin des Tierschutzvereins.  

Wie geht es den Hunden jetzt und was ist über die Besitzer bekannt?

„Die beiden Hunde hatten massiven Wurmbefall und waren extrem verfloht. Dies spricht nicht dafür, dass die Tiere aus optimaler Haltung stammen“, so Hörl. „Beide Tiere wurden bei uns selbstverständlich entsprechend medizinisch versorgt und behandelt. Die beiden sind noch etwas verängstigt, aber werden von Tag zu Tag zugänglicher. Sie haben bisher anscheinend noch nicht viel kennengelernt, auch kennen sie weder Geschirr noch Leine. Wir mussten sie ins Zimmer hinein tragen.“ Passenderweise trägt das ausgesetzte Geschwisterpaar jetzt die Namen Hänsel und Gretel.

Zwar spricht einiges dafür, dass es sich um Hunde aus dem Ausland handelt, aber sie sind nicht gechipt, was für eine Einreise nach Deutschland vorgeschrieben ist. Somit lässt sich auch bisher kein Besitzer ausfindig machen. Im Moment geht das Tierheim davon aus, dass es sich bei den beiden Hunden nicht um Fundtiere handelt, sondern dass sie bewusst ausgesetzt wurden. „Den Besitzer zu finden wäre sehr wichtig, da wir nichts über die Vorgeschichte der Tiere und daher auch nichts über Vorerkrankungen oder Unverträglichkeiten wissen. Wir sind über jeden Hinweis zu den Besitzern oder den Umständen, wie sie zu uns gekommen sind, sehr dankbar!“

Die Hunde-Pubertät macht vielen Probleme

In seinem Facebook Post fragt das Tierheim bitter: „Hatte da wieder jemand keine Lust mehr auf seine Tiere?“ Die beiden Mischlinge sind etwa acht Monate alt. Generell hat das Tierheim viele Abgabeanfragen von jungen Hunden, auch als Folge von Corona. Viele haben sich während der Pandemie einen kleinen Vierbeiner angeschafft, ohne sich im Klaren zu sein, was es heißt, einen Hund zu besitzen.

„In dem Alter, wenn sie in die Pubertät kommen, wird aus dem kleinen, süßen Baby plötzlich ein Monster. Konsequente Erziehung – von Beginn an – ist sehr wichtig. Die Erziehung hört auch nicht nach ein paar Monaten auf. Gerade wenn die jungen Hunde in die Pubertät kommen, ist es nicht viel anders als bei uns Menschen. Sie vergessen alles Gelernte und testen die Grenzen aus“, so Hörl.

Um solche Probleme gar nicht erst entstehen zu lassen, empfiehlt sie in jedem Fall den Besuch einer Hundeschule. „Bevor man über eine Abgabe nachdenkt, sollte man immer erst versuchen, sich professionelle Unterstützung zu suchen und an den Problemen arbeiten.“

Wenn alles zu viel wird, gibt es Hilfe

Sollten die Schwierigkeiten mit einem Vierbeiner so gravierend sein, dass man über eine Abgabe nachdenkt, muss man wichtige Punkte beachten. Zunächst sollte man sich um eine private Vermittlung kümmern. Das Tierheim steht einem dabei auch unterstützend zur Seite, veröffentlicht das Vermittlungsgesuch etwa auf Facebook. „Sollte dies nicht möglich sein, können wir das Tier auch bei uns im Tierheim gegen eine Abgabegebühr aufnehmen.“ Ein Tier – auch direkt vor dem Tierheim – auszusetzen, ist eine Ordnungswidrigkeit und verboten.

Hat man ein Tier gefunden, gilt es Folgendes zu beachten:

  • Bei einem Fundtier ist die erste Anlaufstelle immer das Tierheim. Außerhalb der Öffnungszeiten kann man auch die örtliche Polizeidienststelle verständigen. Diese hat die Notrufnummern zum Tierheim.  
  • Hunde sollten sofort gesichert und das Tierheim informiert werden.
  • Frei herumlaufende Katzen sind nicht gleich Fundtiere. Gesunde, gut genährte Katzen sollte man nicht einsammeln und ins Tierheim bringen, sondern lieber erst einmal in der Nachbarschaft nachfragen. Meist sind es nur Freigänger.
  • Verletzte Tiere kann man direkt zum Tierarzt bringen. Dieser kann auch feststellen, ob das Tier gechipt ist und einen Besitzer ausfindig machen.
  • Auch Social Media-Gruppen bieten mittlerweile eine gute Möglichkeit, den Besitzer eines Tieres zu finden oder ein Vermissten-Gesuch aufzugeben.

Christina Hörl ist froh über die Reichweite von Facebook. „Wir posten inzwischen nichts mehr auf unserer eigenen Website. Facebook ist da viel öffentlichkeitswirksamer. Das ist wirklich ein großer Vorteil.“

Die Kapazitäten des Tierheims sind sehr begrenzt. Die letzten Tage war kein Zimmer mehr frei, sodass weitere Fundhunde vorübergehend im Büro untergebracht werden mussten. Bleibt zu hoffen, dass sich bald die Besitzer der beiden jungen Mischlinge melden oder dass sie zumindest bald ein neues Zuhause finden.

mf

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