Prozessauftakt am Landgericht Traunstein
Schauriger Giftmord in Töging: War die Überdosis im „sauren Lüngerl“?
Es waren makabre Szenen, die sich Anfang Oktober 2021 auf dem Friedhof in Töging (Landkreis Altötting) abgespielt hatten: Dort war auf Weisung der Staatsanwaltschaft die Leiche eines verstorbenen Mannes (†75) exhumiert worden.
Töging/Traunstein – Spaziergänger wurden damals Augenzeugen des gruseligen „Schauspiels“. Der schreckliche Verdacht lautete: Der Rentner sei nicht eines natürlichen Todes gestorben, sondern wurde möglicherweise im August 2021 mit Gift ermordet. innsalzach24.de hatte darüber berichtet. Dieser Verdacht hat sich inzwischen erhärtet. Zwei Frauen wurden festgenommen – und den beiden wird nun der Prozess gemacht.
So soll die irre Tat abgelaufen sein
Inzwischen sind auch weitere Details zu dem schrecklichen Fall bekannt: Bei dem Getöteten handelt es sich um den Vater der Angeklagten K. (55) und den Großvater der Angeklagten S. (30). Der Entschluss, den Papa bzw. Opa zu töten, sei zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt vor August 2021 gefallen. Die irre Tat lief laut Staatsanwaltschaft wie folgt ab: Die beiden Frauen sollen eine Überdosis von insgesamt drei Medikamenten unter das Lieblingsessen ihres Opas, einem „sauren Lüngerl“, gemischt haben und wollten anschließend einen natürlichen Tod fingieren.
Um „ganz sicher“ zu gehen, soll K. anschließend noch einmal an ihren zu diesem Zeitpunkt bereits toten Vater herangetreten und ihm einen Lappen über Mund und Nase gedrückt haben. Danach soll sie zu ihrer Tochter gegangen sein und gesagt haben, dass „es vorbei sei“. S. soll den Lappen entsorgt haben. Gemeinsam betteten sie den Toten dann anschließend auf ein Sofa. Einen Tag später riefen sie den Hausarzt und gaben an, den 75-Jährigen nach dem Aufstehen dort tot aufgefunden zu haben.
Mordprozess beginnt am 13. September
Das Motiv von K. soll Habgier gewesen sein, weil diese aufgrund einer komplizierten Klausel in Sachen Erbe zu einem bestimmten Zeitpunkt komplett leer ausgegangen wäre. S. hingegen wird laut Anklage vorgeworfen, dass sie sich ihres Opas „entledigen“ wollte, weil sie mit seiner zeitintensiven Betreuung und Pflege offenbar überfordert war und auch ihre Ehe darunter gelitten haben soll.
Den beiden Frauen, die seit Ende September bzw. Ende Dezember 2021 in Untersuchungshaft sitzen, wird Mord bzw. versuchter Mord aus Habgier bzw. Heimtücke vorgeworfen. Der Prozess beginnt am Dienstag (13. September) um 9 Uhr im Saal B33 des Landgericht Traunstein. Insgesamt sind 13 Verhandlungstage ab Mitte September angesetzt. Ein Urteil soll voraussichtlich Mitte November fallen.
mw