Mehr Tierwohl aus Überzeugung
Wie Schweine-Halter Niedermaier aus Mittergars seinen Betrieb zukunftsfit gemacht hat
In Mittergars transformiert ein Familienbetrieb die Schweinehaltung mit einem innovativen Tierwohlstallkonzept. Ein Generationenprojekt, das Tradition und Fortschritt verbindet – die Zukunft der Landwirtschaft im Blick.
Mittergars – Seit 1998 betreibt die Familie Niedermaier aus Mittergars im Landkreis Mühldorf Schweinehaltung. Die Bullenmast sollte damals aufgegeben werden und so trafen Maria und Walter Niedermaier die Entscheidung eine Schweinhaltung außerhalb des Ortes neu aufzubauen. Im Jahr 2021 stieg dann Sohn Christoph, gelernter Landwirtschaftsmeister und Agrarbetriebswirt, in den Betrieb ein. Nun führen zwei Generationen den oberbayerischen Familienbetrieb und machen diesen fit für die Zukunft – ein Ortsbesuch.
Bereits seit über zwei Jahren können sich die Schweine vom Betrieb Niedermaier selbst aussuchen, wo sie sich lieber aufhalten möchten: drinnen oder draußen – auf den kühlenden Spalten oder im Stroh. Das ist für die Schweine alles möglich, weil der Betrieb Niedermaier seinen Schweinestall großzügig umgebaut und erweitert hat. „Luxus ist, die Wahl zu haben!“ meint Junglandwirt Christoph Niedermaier über die neu gewonnenen Freiheiten seiner Tiere.
Kein einfaches „Weiter so“
Zusammen mit seiner Frau und seinen Eltern hat er die Entwicklung ihres konventionellen Mastschweinestalles hin zu einem Tierwohlstall vorangetrieben. Der Weg zum jetzigen Stall war nicht einfach. Bereits 2016 stellte Hofnachfolger Christoph erste Überlegungen an, wie der damalige Schweinestall umgebaut werden sollte. Stroh ist zukunftsfähig – so stellte sich Christoph seine Betriebsentwicklung für die Zukunft vor. Einfach so weiter machen wie bisher oder sogar die Tierhaltung zu vergrößern, kam für ihn nicht in Frage.
Das Konzept zu einer alternativen Schweinehaltung mit einem großzügigen Auslauf und viel Stroh reizte die innovativen Schweinebauern. Durch die Alleinlage außerhalb des Dorfes war die Erweiterung der Stallflächen rund um den vorhandenen Stall gut umsetzbar. So wurde ein großzügiger Auslauf an den Stall angebaut. Der nun doppelt so hohe Arbeitsaufwand im Vergleich zu vorher schreckte die Familie nicht ab ihr Vorhaben umzusetzen. Immerhin müssen pro Jahr zwischen 500 und 600 Großpacken Stroh von 60 – 70 ha Getreidefeldern abgefahren und eingelagert werden.
Tierische Freiheit – Fast doppelt so große Platzangebot
Dazu haben die Niedermaiers extra eine große Halle zum Lagern von Stroh und Mist errichtet. Fünf bis sechs Personen sind hier einige Tage beschäftigt, um das Stroh vom Feld zu bergen. Das fast doppelt so große Platzangebot und die verschiedenen Haltungsbereiche, innen und außen, werden von den Schweinen sehr gut angenommen, bestätigen Junior und Senior. Je nach Witterung, Jahreszeit und Klima bevorzugen die Schweine andere Bereiche des Stalles. An heißen Tagen liegen die Schweine gerne auf dem kühlenden Beton, an anderen Tagen gerne im Stroh im Außenbereich des Stalls.
„Manche gehen gar nicht raus, andere möchten gar nicht rein!“, so bringt Christoph Niedermaier die unterschiedlichen Vorlieben seiner Schweine auf den Punkt.
Der tägliche Arbeitsablauf hat sich für die Familie nach dem Umbau des Stalls komplett verändert. Einstreuen und Ausmisten mit dem Hofschlepper, sowie der selbst durchgeführte Transport der Schlachtschweine mit dem eigens dafür angeschafften LKW-Anhänger zu regionalen Metzgereien oder Schlachtern, verursachen viel Mehrarbeit und Kosten. Durch den Umbau ist der Kontakt zwischen den Landwirten und Vermarktungspartnern sowie Metzgern neu aufgelebt.
Aufwendige Kontrolle der Tiere
Davon profitieren alle, denn durch die regelmäßigen Gespräche beim Bringen der Schlachtschweine kann die Fleischqualität hochgehalten werden. Insgesamt ist die Betriebsleiterfamilie nach dem Umbau des Stalles viel zufriedener, weil damit die Identifikation mit der Tierhaltung und die Wertschätzung gegenüber ihrer täglichen Arbeit gestiegen sind.
Die Herausforderungen des Systems liegen neben dem Stroh- und Mistmanagement hauptsächlich bei der aufwendigen Kontrolle der Tiere und dem Gesundheitsmanagement. Obwohl die Rahmenbedingungen für den Umbau günstig waren, dürfen auch die angefallenen Baukosten nicht unterschätzt werden.
Diese haben die Niedermaiers komplett ohne Förderung gestemmt, weil sie vom neuen Konzept schon damals gänzlich überzeugt waren. Auf die Frage hin, ob sie die Konzeptänderung hin zu mehr Tierwohl wieder so umsetzen würden, antworteten die beiden Landwirte mit einem eindeutigen und überzeugten „Ja!“.
Unterstützung durch das Amt
Die wichtigsten Voraussetzungen dafür waren der gesicherte Absatz für alle gehaltenen Strohschweine und die gesicherte Arbeitswirtschaft. In Zukunft will Christoph Niedermaier den Weg hin zu mehr Tierwohl weiter gehen und optimieren. Es wurden auch schon einige Führungen mit Besuchergruppen angeboten und durchgeführt. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Töging unterstützt landwirtschaftliche Betriebe , eine Entscheidung zu ihrer zukünftigen betrieblichen Entwicklung zu finden. Infos unter www.aelf-to.bayern.de.
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