Heimtückische Erkrankung - viele offene Fragen
Neue Ergebnisse: So viele der getesteten Feldspitz-Mäuse in Maitenbeth haben Borna-Virus!
Maitenbeth spielt aufgrund von zwei Todesfällen eine entscheidende Rolle in der Erforschung des wenig bekannten Borna-Virus. Unter anderem wurden auch Mäuse getestet, die als Überträger für das Virus gelten. Das sind die neuesten Ergebnisse der Wissenschaft über die heimtückische Krankheit.
Maitenbeth – Die Gemeinde Maitenbeth spielt seit Jahren eine Schlüsselrolle im Hinblick auf Forschungen zum noch recht unbekannten Borna-Virus (BoDV-1). Drei verschiedene Untersuchungen hatten das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) und das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) in Auftrag gegeben: die BOSPEK-Studie, bei der das Blut von 679 Maitenbether getestet worden war, und die Studie zur Spitzmauspopulation. Außerdem entnahm die Forschungseinrichtung Umweltproben im Gemeindegebiet. Die Ergebnisse wurden im November 2022 vorgestellt.
Seit 2023 wird zum Borna-Virus auch im Rahmen des One-Health-Projekts „Zoonotic Bornavirus Focalpoint Bavaria“ (ZooBoFo) geforscht, teilt Aleksander Szumilas, Pressesprecher des LGL, mit. Ziel des Projektes sei es, weitere Erkenntnisse über das Virus zu erlangen, um zukünftig „gezieltere Empfehlungen zur Prävention von Infektionen aussprechen zu können“. Die Studie werde bis Ende 2024 finanziert, so Szumilas.
Übertragungswege weiterhin ungewiss
Bisher ungeklärt seien weiterhin die genauen Übertragungswege des Borna-Virus von der Feldspitzmaus auf den Menschen, so der Pressesprecher. Diese Fragestellung sei Teil der Untersuchungen des „ZooBoFo“. Auch eine spezifische Therapie für BoDV-1 Infektionen existiere bislang nicht. Ebenso stehe aktuell kein Impfstoff zur Prävention gegen das Borna-Virus zur Verfügung. „Die Behandlung besteht entsprechend weiterhin im Wesentlichen aus unterstützenden Maßnahmen mit intensivmedizinischer Betreuung der Patienten“, erklärt Szumilas.
„Die Virostatika ‚Ribavirin‘ und ‚Favipiravir‘ haben sich in In-vitro-Studien als wirksam gegen das Borna-Virus erwiesen. Beide Medikamente sind nicht für die Behandlung der Borna’schen Krankheit beim Menschen zugelassen. Ihre Anwendung im Rahmen der Therapie von Patienten ist damit als experimentell anzusehen und die Wirksamkeit nicht geklärt“, erläutert er weiter. „In der Regel wird betroffenen Patienten zusätzlich zu den Virostatika auch eine immunsuppressive Therapie verabreicht. Hiermit sollen die körpereigenen Entzündungsreaktionen unterdrückt werden, die unter anderem zu einer starken Schädigung des Gehirns führen“, erklärt Szumilas.
Projektziele von „Zoonotic Bornavirus Focalpoint Bavaria“ (ZooBoFo)
Projektziele von „Zoonotic Bornavirus Focalpoint Bavaria“ ZooBoFo sind laut Aleksander Szumilas, Pressesprecher des LGL, die Erkennung der Übertragungswege von BoDV-1 auf den Menschen, die Gewinnung weiterer Erkenntnisse zum Reservoir und zur Borna Disease Virus 1 (BoDV-1)-Umweltstabilität, die genauere Beschreibung des regionalen Vorkommens des Virus in Bayern sowie die weitere Eruierung der klinischen Symptomatik humaner BoDV-1-Infektionen. Weiterhin ist es ein Bestreben im Rahmen von ZooBoFo, die Aufmerksamkeit gegenüber BoDV-1, insbesondere im Haupt-Endemiegebiet Bayern, weiter zu steigern, so der Pressesprecher.
Auch das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) betreibt weiterhin Forschungen zu den Spitzmäusen, die als Überträger des Borna-Virus gelten. Insgesamt seien bisher 220 Spitzmäuse untersucht worden, davon 40 Feldspitzmäuse (Stand: Januar 2024), teilt Diplom-Biologin am FLI, Elke Reinking, auf Anfrage mit. Zwölf der 40 untersuchten Feldspitzmäuse seien positiv auf BoDV-1 getestet worden. „Diese Nachweisrate von 30 Prozent entspricht den Nachweisraten in unseren und anderen Studien bei Feldspitzmäusen von anderen Standorten, an denen das Virus vorkommt“, erklärt die Expertin.
„Von den neun in Deutschland vorkommenden Spitzmausarten wurden im Rahmen der Studie vier Arten im Gemeindegebiet Maitenbeth festgestellt.“ Neben der Feldspitzmaus handele es sich dabei um die Waldspitzmaus (Sorex araneus), die Zwergspitzmaus (Sorex minutus) und die Sumpfspitzmaus (Neomys anomalus), teilt Reinking weiter mit.
Die positiv auf Borna-Virus getesteten Feldspitzmäuse seien an verschiedenen Orten im gesamten Gemeindegebiet gefunden worden. „Besondere Hotspots für BoDV-1 konnten wir nicht identifizieren. Eine genaue Kartierung ist auch deswegen schwierig, weil viele abgegebene Spitzmäuse von Katzen gefangen wurden, deren genaues Streifgebiet nicht bekannt ist“, erläutert die Biologin.
Im Rahmen des „ZooBoFo“ würden auch weiterhin Spitzmäuse am FLI auf BoDV-1 untersucht. Für die Bürger Maitenbeths bestehe die Möglichkeit, diese in der bekannten Annahmestelle abzugeben. Einsendungen von außerhalb Maitenbeths seien ebenfalls möglich. Dafür stelle das FLI demnächst Infomaterialien über die Homepage des „ZooBoFo“ und die des Nationalen Referenzlabors für Borna-Virus-Infektionen der Tiere am FLI zur Verfügung, so Reinking.

