Was das Landratsamt (nicht) sagt
Dritte Person am Borna-Virus im Landkreis Mühldorf verstorben? Das passiert jetzt in Maitenbeth
Im Landkreis Mühldorf soll eine dritte Person am Borna-Virus verstorben sein. Wie jetzt weiter verfahren wird.
Maitenbeth – Mit einer Untersuchung von Menschen, Mäusen und Haustieren will das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit dem Borna-Virus auf die Spur kommen. Dabei spielt die Gemeinde Maitenbeth unweit von Wasserburg (Landkreis Mühldorf) eine zentrale Rolle. Der Landkreis Mühldorf ebenso wie weite Teile Südostbayerns sind laut Robert-Koch-Institut Endemiegebiete für das seltene und lebensgefährliche Virus. In den vergangenen drei Jahren sind im westlichen Landkreis Mühldorf drei Fälle einer Infektion mit dem Borna-Virus aufgetreten, zwei davon in Maitenbeth.
Landratsamt: Todesfall durch Borna-Virus weder bestätigt noch dementiert
Das Landratsamt Mühldorf hat Informationen der Heimatzeitung aus zuverlässiger Quelle, dass erst vor wenigen Tagen erneut ein Todesfall in der Gemeinde Maitenbeth aufgetreten ist, der auf das Borna-Virus zurückzuführen ist, in dieser Form weder bestätigt noch dementiert. „Bezüglich des Borna-Virus besteht lediglich eine Meldepflicht über das Auftreten der Infektion im Labor. Meldungen über den weiteren Verlauf eines aufgetretenen Falles an das Gesundheitsamt erfolgen nicht. Deshalb können wir über den aktuellen Fall keine weiteren Angaben machen“, teilte die Behörde auf eine entsprechende Anfrage schriftlich mit.
Wie das Gesundheitsamt weiter verfährt, auch im Hinblick auf eine mögliche zu große Spitzmauspopulation, berichtet Andrea Bonakdar, Leiterin des Gesundheitsamtes Mühldorf. Sie betont auf OVB-Anfrage, dass bisher noch nicht abschließend geklärt sei, ob eine Bekämpfung von Spitzmäusen überhaupt möglich und zielführend sei. Hier bestehe weiterer Forschungsbedarf, so Bonakdar.
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Derzeit arbeitet auch das Friedrich-Loeffler-Institut in Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) als Bundesforschungseinrichtung für Tiergesundheit an einer Untersuchung der Spitzmauspopulation in Maitenbeth. Je nach Ergebnis der aktuell durchgeführten und zukünftig noch durchzuführenden Studien werde gemeinsam mit den zuständigen Oberbehörden entschieden, ob und welche Bekämpfungsmaßnahmen zu ergreifen sind, erklärt die Leiterin.
Zurzeit würden beim Gesundheitsamt vereinzelt Anfragen von Bürgern zum Thema Borna-Virus eingehen. Es gebe aber weiterhin keine Empfehlungen oder Anordnungen, bestimmte Bereiche in Maitenbeth zu meiden, heißt es seitens der Behörde. Das Gesundheitsamt bestätigt zudem, dass einzelne Hinweise aus der Bevölkerung vorliegen, dass sich an bestimmten Stellen vermehrt Mauslöcher befinden sollen. Das soll nun geprüft werden, erklärt Bonakdar.
Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit führt die BOSPEK-Studie (Studie zum klinischen Spektrum von Infektionen mit Borna Disease Virus 1) durch, weil in Maitenbeth seit Ende 2019 zwei Fälle von Erkrankungen mit dem Virus aufgetreten sind. Die Erkrankung sei sehr selten und erst bei etwas mehr als 40 Fällen deutschlandweit in einem Zeitraum zwischen 1992 bis 2022 nachgewiesen worden, so die Behörde. Ziel der Studie ist es laut dem Landesamt, mehr über das Virus und mögliche Besonderheiten in Maitenbeth zu erfahren.
Im Gesundheitsamt Mühldorf begrüßt man das große Interesse an der Studie: „Sowohl die hohe Besucherzahl bei der Informationsveranstaltung, die Mitte Juli stattfand, als auch die erfreulich große Beteiligung an der BOSPEK-Studie zeigen, dass die Bürger in Maitenbeth nicht nur großes Interesse an dem Thema haben, sondern auch sehr sensibel mit der Situation umgehen. Die Unterstützungsbereitschaft ist groß. Das erleben wir auch in den Gesprächen mit den Bürgern vor Ort“, so Bonakdar.
Allgemeine Verhaltensregeln zum Thema Borna-Virus hat das Landesamt für Gesundheit parat: Um sich vor der Ansteckung zu schützen, müsse der Kontakt mit Spitzmäusen vermieden werden, rät die Behörde. „Lebende oder tote Spitzmäuse und deren Ausscheidungen sollten nicht mit bloßen Händen berührt werden. Sollten Spitzmäuse im Umfeld identifiziert werden, gilt es, ihre Nahrungsquelle herauszufinden und sie ihnen zu entziehen. Auch Komposthaufen oder andere Abfälle können durch das reiche Nahrungsangebot an Insekten für Spitzmäuse interessant sein“, heißt es seitens des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit.
Symptome des Borna-Virus sind einem Merkblatt des Bundesforschungsministeriums zufolge Kopfschmerzen, Fieber, Verwirrtheit sowie später neurologische Auffälligkeiten wie Sprachstörungen. Im weiteren Verlauf könnten Infizierte in Folge einer schweren Gehirnentzündung (Enzephalitis) ins Koma. Die wenigen bekannten Erkrankungsfälle verliefen – mit nur einer Ausnahme – tödlich, so das RKI.