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„Ich wollte unbedingt wieder gehen“

Wunder Exo-Skelett: So lernt der querschnittsgelähmte Maitenbether Markus Groth wieder laufen

Bis zu zehn Kilometer kann Markus Groth aus Maitenbeth mit dem akkubetriebenen Exoskelett mit einer Ladung zurücklegen.
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Markus Groth aus Maitenbeth mit seinem Exo-Skelett.

Ein Motorradunfall – und für Markus Groth aus Maitenbeth war nichts mehr wie zuvor: Seitdem ist der 47-Jährige querschnittsgelähmt. Mit einer neuen Technologie, dem Exo-Skelett, lernt der Kfz-Meister wieder laufen. Wie er den Weg aus dem Rollstuhl geschafft hat und welches Hindernis er noch überwinden muss.

Von Mike Schmitzer

Haag/Maitenbeth – Der Schicksalstag von Markus Groth war der 14. August 2022. „Nach 20 Jahren Pause habe ich mir wieder ein Motorrad gekauft und bei der zweiten Ausfahrt ist es passiert”, erinnert sich der 47-jährige Kfz-Meister aus Maitenbeth. Er sei mit seinem Zweirad von der Straße abgekommen, über eine Böschung gestürzt und auf dem Rücken liegengeblieben.

Trotz neuer Ausrüstung und Rückenpanzer verletzte er sich dabei schwer. „Ich habe gleich gemerkt, dass mit meinen Beinen etwas nicht stimmt. Sie haben so seltsam gekribbelt.” Markus Groth hat sich bei dem Unfall einen Wirbelbruch zugezogen. Er wurde mit dem Hubschrauber in eine Spezialklinik geflogen und dort sofort operiert. Die Chirurgen stabilisierten sechs Rückenwirbel mit Metallschienen. „Nach der OP war meine Hoffnung groß, dass das Gefühl in den Beinen wieder zurückkehrt, aber das hat sich leider nicht bewahrheitet.“

Nach seiner ersten OP hatte Markus Groth noch auf Heilung gehofft, doch das Gefühl in den Beinen kehrte nicht zurück. Dennoch hat der 47-Jährige nie seinen Lebensmut verloren.
Das Team der Physiotherapie am InnKlinikum Haag unterstützt Markus Groth beim Gehen mit dem Exoskelett (von links): Alexa Hirschhuber, Ulrike Wimmer, Markus Groth und Beatrix Haslbeck.

In einer Reha-Einrichtung hatte Markus Groth das erste Mal die Möglichkeit, ein Exoskelett auszuprobieren. Das Glück des 47-Jährigen war, dass es für die Schulung der Mitarbeiter an dem Hightech-Gerät zu wenige Probanden gab und er deshalb die Chance erhielt, an dem Training teilzunehmen. Einmal pro Woche konnte Markus Groth mit dem Exoskelett üben. Als er seine Reha abgeschlossen und in Haag eine barrierefreie Wohnung bezogen hatte, stand für ihn fest, dass er sich um ein Exoskelett bemühen würde. „Dank der Hilfe meiner Geschwister war ich zwar schon mobil und konnte Autofahren, ich wollte aber unbedingt wieder eigenständig gehen.”

Krankenkasse finanziert Exoskelett

Er beschäftigte sich online mit dem Thema und fand heraus, dass die Krankenkassen ein Exoskelett unter bestimmten Voraussetzungen finanzieren. Markus Groth setzte sich darauf hin mit dem Hersteller des Exoskeletts in Verbindung. Nach verschiedenen Tests beim Hausarzt und beim Orthopäden kristallisierte sich heraus, dass der 47-Jährige die grundsätzlichen gesundheitlichen und körperlichen Voraussetzungen für ein Exoskelett erfüllt. Die Physiotherapie am InnKlinikum Haag ist für Markus Groth die Therapieeinrichtung seines Vertrauens und deshalb wollte er dort auch das Training mit dem Exoskelett durchführen.

Im August 2023 überzeugte sich der Hersteller vor Ort davon, dass die Räumlichkeiten im Therapiezentrum am InnKlinikum Haag geeignet sind und bis zum Januar 2024 wurden die Therapeuten des InnKlinikum für die Arbeit am Gerät zertifiziert. Seit Januar 2024 trainiert das Therapeutenteam dreimal pro Woche mit Markus Groth das Gehen mit dem Exoskelett. Die Leiterin der Physiotherapie, Beatrix Haslbeck, hat nur Lob für ihren 47-jährigen Patienten übrig: „Er ist ein echter Kämpfer, der sich auch von kleineren Rückschlägen, die normal sind, nicht entmutigen lässt.”

Markus Groth ist ein Kämpfer. Das bestätigt ihm auch die Leiterin der Physiotherapie am InnKlinikun Haag, Beatrix Haslbeck.
27 Kilo wiegt das Hightech-Gerät. Die Steuerbefehle zum Aufstehen, Gehen und Setzen gibt Markus Groth per Armbanduhr.

Musste Markus Groth anfangs noch von zwei Therapeuten bei seinen Gehversuchen begleitet und gestützt werden, so klappt das inzwischen schon mit der Unterstützung von nur einem Therapeuten. Die Steuerbefehle für das 27 Kilo schwere Hightech-Gerät, das eine Reichweite von zehn Kilometer hat, gibt er selbst mit einer speziellen Uhr. Auch das Anlegen des Exoskeletts ist ohne fremde Hilfe möglich. Es geschieht im Sitzen.

Ohne fremde Hilfe

Nach vier Monaten intensiven Trainings muss Markus Groth den Kassen darlegen können, dass er das Gerät völlig eigenständig ohne fremde Hilfe nutzen kann. Dann entscheiden diese, ob der 47-Jährige ein solches Gerät finanziert bekommt. Für den ehemaligen Hobby-Fußballtrainer würde damit der größte Wunsch in Erfüllung gehen: Er könnte wieder aus eigener Kraft am Spielfeldrand stehen. Für ihn würde das Exoskelett ein großes Stück Unabhängigkeit und Mobilität bedeuten, sei es bei Einkäufen, bei Arztbesuchen oder vielen anderen Gelegenheiten. „Dafür werde ich kämpfen”, so Markus Groth.

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