Seit 44 Jahren mit der Kamera unterwegs
„Als würde ein UFO landen“: Josef Huber und Franz Böck vom Fotoclub Haag jagen perfekte Motive
Der Haager Schlossturm, ein Eisvogel oder die Côte d‘Azur: Josef Huber aus Haag und Franz Böck aus Gars sind leidenschaftliche Hobby-Fotografen. Warum sie deswegen sogar einen Verein gründeten, welche Motive sie am liebsten vor der Linse haben und was ihre schönsten Fotos sind.
Haag/Gars – Zur blauen Stunde aufstehen, seltene Tiere sichten und mehrere Versuche für das perfekte Foto: Seit 44 Jahren sind Josef Huber aus Haag und Franz Böck aus Gars beim Haager Fotoclub. Die 68-Jährigen gehören sogar zu den Gründungsmitgliedern des Vereins. Als Teenager kauften sich die beiden ihre erste Kamera und entdeckten ihre Leidenschaft für die Fotografie. „Von meinem ersten Lehrlingsgehalt habe ich mir meinen ersten Fotoapparat gekauft“, sagt Huber, Vorsitzender des Vereins. „Ich war 19 Jahre alt, als ich mir eine Spiegelreflexkamera besorgt habe“, berichtet Böck, der zweiter Vorsitzender beim Fotoclub ist.
Als 1980 ein Dunkelkammerkurs in der Volkshochschule in Haag abgehalten wurde, gründeten Huber und Böck gemeinsam mit Teilnehmern des Lehrgangs den Haager Fotoclub, so Huber. „Wir wollten uns über unsere Erfahrungen im Fotografieren austauschen können“, sagt Böck. Über die Jahre habe sich einiges im Fotografen-Handwerk geändert. „Damals waren die Filmrollen und Dias die teuersten Produkte. Der Apparat selbst hat nicht so viel gekostet. Heute ist es die Kamera, die am teuersten ist“, erklärt Böck. „Und ein Computer mit einem Bildbearbeitungsprogramm ist auch notwendig“, ergänzt Huber.
Hobby braucht viel Zeit
Viel Zeit nehme das Hobby in Anspruch. „Ich bin froh, dass ich nun in der Rente bin und Fotografieren kann, wann immer ich will. Wenn die Lichter-Stimmung draußen gerade schön ist zum Beispiel“, sagt Huber. Für das ein oder andere Bild begibt sich der ehemalige Außenhandelskaufmann auch mehrmals zu einer Stelle, um den richtigen Moment abzupassen. So auch beim Foto vom Haager Kirchturm, der sich in einer Pfütze spiegelt. „Einmal war das Wasser dort gefroren, dann reflektierte es nicht schön. Als es getaut war, konnte ich das Foto dann schießen“, erklärt Huber.
Eines seiner liebsten Motive sei der Blick von Kirchdorf aus nach Haag bei Föhnwetterlage. Für das Endprodukt schießt Huber etwa zehn Fotos, wobei auf jedem ein anderer Teil im Fokus ist. „Ich ziehe die Schärfe zum Beispiel auf den Kirchdorfer Kirchturm, den Haager Schlossturm, die Alpen im Hintergrund und auf Körper dazwischen und mache jedes Mal ein Foto“, erklärt er. In einem Computerprogramm verbindet Huber dann alle Bilder zu einem, sodass die Ebenen scharf zu erkennen sind. „Sepp ist auch der, der am meisten Fotos vom Haager Schlossturm hat“, ergänzt Böck.
Neben Landschaftsmotiven lichtet Huber auch Tiere ab. So hatte er auch schon einmal einen Eisvogel vor der Linse. „Diesen Vogel würde ich auch gerne einmal fotografieren“, sagt Böck. Seine schönste Aufnahme hat der ehemalige Bäcker an der Côte d’Azur gemacht. „Ein anderes Motiv habe ich bisher leider nur im Kopf und einmal in den frühen Morgenstunden beim Ausfahren der Backwaren gesehen: Halb Haag lag im Nebel und die Sonne schien auf die Fenster des Klosters oben am Berg. Das sah so aus, als würde ein UFO landen“, sagt er. Bei seiner Arbeit hat Böck auch einmal ein Hermelin am Straßenrand gesehen. „Da bin ich sofort stehen geblieben und habe das Große Wiesel fotografiert“, berichtet er.
Für ein tolles Foto müssen Huber und Böck auch mal früh aufstehen: „Zur blauen Stunde. Um fünf Uhr etwa“, erklären die beiden. Ihre Inspiration würden sich der Haager und Garser aus allen möglichen Dingen holen und auf ihre eigene Weise interpretieren. Dabei wird auch zu ungewöhnlichen Hilfsmitteln gegriffen. „Einmal habe ich versucht, den Schlossturm durch eine Glaskugel zu fotografieren. Leider wurde das Bild nicht scharf“, sagt Huber. „Beim Fotografieren durch eine Glaskugel wird das Motiv nämlich gespiegelt“, erklärt Böck.
Neben Landschaftsaufnahmen interessieren sich die beiden für fast alle weiteren Motive. „Action-Bilder, also bei denen sich etwas bewegt, sind super. Früher habe ich auch von Motorradrennen Fotos gemacht“, erklärt Böck. Huber fotografiere auch gerne auf den Haager Festen und Veranstaltungen. „Beruflich wollten wir das jedoch nie machen“, betonen die beiden. Auftragsarbeiten seien nichts für Huber und Böck. „Wir wollen frei sein in unserer Fotografie.“
Böck und Huber fotografieren mit einer Digitalkamera und haben etwa zehn verschiedene Objektive. Hin und wieder werde auch das Handy verwendet. Außerdem sammelt Böck alte Kameras. „Ich habe zum Beispiel zwei Ausrüstungen aus den 50er Jahren“, sagt er. Durch einen Zufall sei er dazu gekommen. „Ich dachte, jemand wolle Kamera-Zubehör der Marke Olympus verkaufen. Als ich zum Abholen dort war, hat sich herausgestellt, dass es sich um Olympia-Zigarettenbilder handelte. Jedoch standen auch zwei alte Voigtländer-Fotoapparate zum Verkauf. Die habe ich dann mitgenommen“, sagt Böck. Neben alten Kameras interessiert sich der Garser auch für alte Dias und hat sogar welche aus den 1920er und 1930er Jahren digitalisiert.
Fotograf Michael Martin zu Besuch in Haag
Am 23. März 2024 um 19 Uhr (Einlass 18 Uhr) kommt der Fotograf Michael Martin mit seinem Vortrag „Terra“ in den Bürgersaal in Haag. Fünf Jahre reiste er um die Welt und sammelte Aufnahmen unter anderem aus der Arktis, dem Himalaya, dem Südpazifik, Albanien oder der Taiga Sibiriens. Bei der Präsentation handelt sich um den 100. Vortrag, den der Fotoclub Haag organisiere, sagt Josef Huber, Vorsitzender des Vereins. Neben Martin waren über die Jahre auch schon Matto Barfuß oder Rüdiger Nehberg zu Besuch. Karten für das Event gibt es für 29 Euro bei Foto Flamm in Haag, online bei snap-ticket München oder an der Abendkasse.
Am 13. und 14. April wird die Ausstellung des Haager Fotoclubs nachgeholt. Sie musste Anfang Dezember 2023 wegen des Schneechaos in der Region ausfallen.
Suche nach neuen Mitgliedern
Derzeit habe der Fotoclub Haag 35 Mitglieder und treffe sich jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat um 20 Uhr im Taj Mahal in Haag, erklärt Huber. „Dort haben wir einen Beamer und tauschen uns über unsere Fotografien aus“, berichtet Franz Böck, zweiter Vorsitzende. „Neue Interessierte sind bei uns immer willkommen und wir nehmen mittlerweile auch Handyfotografen auf“, wirbt er.



