Nachruf auf eine prägende Figur des Landkreises Mühldorf
Der „ungekrönte König“ der Region ist tot: Haag trauert um Altbürgermeister Hermann Dumbs
Hermann Dumbs, Altbürgermeister von Haag, ist gestorben. In seinen 24 Jahren als Bürgermeister hat er die Marktgemeinde geprägt. Ein Nachruf auf den „ungekrönten König“ des westlichen Landkreises Mühldorf.
Haag – Hermann Dumbs ist gestorben. Wie die Gemeindeverwaltung nun offiziell mitteilte, ist er in seinem ungarischen Altersruhesitz, der Partnergemeinde Lajoskomarom, nach langer Krankheit im Alter von 73 Jahren seinem Leiden erlegen. Er war Altbürgermeister von Haag und Ehrenbürgermeister von „Lojosch“.
Viele Einrichtungen geschafften
Die Gemeindeverwaltung würdigte in einer ersten Stellungnahme, dass Hermann Dumbs 24 Jahre von 1990 bis 2014 das Amt des Ersten Bürgermeisters von Haag innegehabt habe. Daraufhin wurde er auf Vorschlag seiner Nachfolgerin Bürgermeisterin Sissi Schätz zum Altbürgermeister ernannt. Die Urkunde überreichte sie ihm bei einem Besuch in Ungarn mit einem Dank für seine 24 Bürgermeisterjahre und dafür, dass er viele Einrichtungen geschaffen, dass er die Einwohnerzahl deutlich gesteigert und die Position des zentralen Einzelhandelsstandortes Haag ausgebaut habe.
Als Gemeinderat wirkte er von 1984 bis 1990. Unter seinen Verdiensten listet die Verwaltung den Bau des Gemeindekindergartens am Schachenwald und der Umgehungsstraße auf, ferner die Sicherung der Hospital- und Leprosenhausstiftung im Bürgerheim St. Kunigund, den Erwerb von Schlossturm und Zehentstadel, die Sanierung der Löwenbrücke und Grund- und Mittelschule.
Wahlduell 1990 entschied er für sich
Einige wichtige Wahlen entschied Hermann Dumbs zu seinen Gunsten. In einem spektakulären Wahlduell hatte er sich mit der Haager SPD 1990 gegen Hans Hangl (CSU) durchgesetzt und das Bürgermeisteramt in der Nachfolge von Franz Stein errungen. 2002 unterlagen ihm mit 60 Prozent der Stimmen Hans Urban (32) und Günther Goetzke (7). 2008 setzte er sich gegen Dr. Winfried Weiß und Sissi Schätz durch. 2014 spitzte sich das Duell um seine Nachfolge ebenso spektakulär wie 1990 auf zwei starke Kontrahenten zu: Dr. Winfried Weiß und Sissi Schätz, die mit 58,1 Prozent zu 41,9 das Rennen entschied.
Als Wohnungssuchender kam er nach Haag
Hermann Dumbs war in den 70er Jahren auf Wohnungssuche in der Peripherie von München nach Haag gewechselt. Seiner Arbeit als Tiefdrucker ging er nach wie vor in München nach. An der Daimlerstraße richtete er sich sein Haus ein. Im nahen Kirchdorf schloss er sich den Kleintierzüchtern an und war bald darauf als „Hasen-Hermann“ bekannt. Er besuchte die Stammtische, vor allem den „Julius-Stammtisch“ im „Schex“. Dort war eines Tage der Tisch weiß eingedeckt. Zur Verwunderung der Gäste, die zur Antwort bekamen: „Einer vom Stammtisch ist Bürgermeister geworden.“ Bei vielen Haager Vereinen war er Mitglied. Für den Schwarzpulververein zum Beispiel hatte er als Kassenprüfer und Bürgermeister keine Versammlung ausgelassen und war mit Pistole und Revolver auch an den Schießstand getreten.
„Politiker mit Ecken und Kanten“
Zum 60. Geburtstag holten die Paradeabteilung der Schwarzpulverschützen und die Haager Feuerwehr mit Blaskapelle Hermann Dumbs in der Daimlerstraße ab. Die Organisation hatte Gabi Friedl von der Gemeinde übernommen. Landkreischef Georg Huber lobte Hermann Dumbs als „Politiker mit Ecken und Kanten“. Er habe sich um Haag verdient gemacht. Unter ihm seien die Kontakte mit dem Landkreis besser geworden. Unter hohem Einsatz habe er Haag zukunftsfähig gemacht. Dafür stünden Realschule, Krankenhaus, Sonderpädagogisches Zentrum und Bürgerbüro. So gelte Haag als „gesunde Gemeinde“ und als „Baustein des Landkreises“.
Eine Pfeife erhielt er als leidenschaftlicher Raucher von Pfarrer Heinz Prechtl. Bürgermeistersprecher Dr. Karl Dürner nannte ihn den „ungekrönten König“ des westlichen Landkreises. Schulrektorin Raimunda Bruckmaier dankte für die „mutige Entschlossenheit“ des „obersten Mannes“ des Haager Schulwesens zur Sanierung. Realschulrektor Wilhelm Kürzeder resümierte, Dumbs könne Feinde zu Freunden umschmeißen. Josef Burger von der PWG trug mit Jack Jakel ein von Fini Buchner verfasstes Gedicht vor und überreichte ein Bild von „Bad Altdorf“. Renate Klinger von den Kraftwerken brachte 50 Meter Kabel mit, dass dem Jubilar der Strom nicht ausgehe. Bäume für seinen ungarischen Landsitz bekam er vom Kulturverein unter Erwin Kohl und Wilfried Greipel sowie vom TSV mit Egon Barlag.
Polterer mit Herzblut
Einen Bürgersaal voller Ehrengäste hatte Hermann Dumbs 2014 zu seiner Verabschiedung. Neben Komplimenten und Präsenten durfte er die Urkunde zum frischgebackenen Ehrenbürger seines ungarischen Alterssitzes nach Lajoskomarom mitnehmen. Erstmals in Amtskette würdigte ihn Bürgermeisterin Sissi Schätz: Seine Bürgermeistertür sei immer offen gestanden. Er habe die Bürgersprechstunden eingeführt und das Vereinsleben gefördert. Als „polternder Bürgermeister mit Herzblut“ habe er vorausschauende Projekte wie die Umgehungsstraße und den Trinkwasserbrunnen angegangen, wichtige Grundsteine, auf die sie und der nächste Gemeinderat aufbauen könnten.
Bundestagsabgeordneter Stephan Mayer stellte fest, er habe wenig Irrtümer begangen, ein Vierteljahrhundert Haag mitgeprägt und Impulse gegeben: „Vier Wahlperioden können sich sehen lassen.“ Zu seiner Geradlinigkeit habe auch das Anecken gehört: „Die Haager ordnen sich ungern unter.“ Landtagsabgeordneter Günter Knoblauch nannte Hermann Dumbs einen gräflich Haager Sozialdemokraten. Aus der SPD war Hermann Dumbs allerdings ausgetreten, weil die Kreistagsfraktion die damals bereits in die Wege geleitete Schließung des Haager Krankenhauses unterstützte.
Stimmen zum Tod von Hermann Dumbs
Bürgermeisterin Sissi Schätz:
„Hermann Dumbs hat in seiner langen Amtszeit von 24 Jahren die Entwicklung von Haag entscheidend geprägt. Mit der Umgehungsstraße hat er die Weichen gestellt, dass wir jetzt unsere Ortsmitte weiterentwickeln können. Dasselbe gilt für den Kauf des Schlossturms und des Zehentstadels. Ich glaube, er würde sich freuen, wenn er den Umbau noch erleben dürfte. Mit seiner bürgernahen Art war er für die meisten Haager nicht der ‚Herr Bürgermeister‘, sondern einfach ‚der Hermann‘. Persönlich macht mich sein früher Tod sehr betroffen. Hermann und ich sind persönlich immer sehr gut miteinander ausgekommen, wenn wir politisch auch hin und wieder unterschiedlicher Meinung waren. Er hatte sich so auf seine Zeit im Ruhestand gefreut und hatte vor, in Ungarn all die Dinge zu tun, für die er als Bürgermeister nicht die Zeit fand. Er interessierte sich für den Weinbau und war handwerklich sehr begabt.“
Josef Hederer, Bauernmarkt-Chef und Nachfolger als Arbeiter-Kranken-Unterstützungs-Verein (AKUV)-Vorsitzen-der:
„Für mich ist Hermann immer ein verlässlicher Ansprechpartner und Unterstützer gewesen, wenn es Hilfe für den Bauernmarkt brauchte. Er hat zusammen mit Erwin Kohl die Idee für unseren Markt entwickelt. In von ihm geleiteten Treffen versuchte er, uns Landwirte für die Idee des Haager Bauernmarktes zu gewinnen. Er war damals 1991/92 bei den ersten in unserer Gegend, die dies vorantrieben. Als erster Standort wurde uns der Innenhof des Rathauses zur Verfügung gestellt. Auch bei den beiden Erweiterungen im Zehentstadel war Hermann Dumbs immer die Kraft im Rathaus, die unsere Wünsche mitvorangetrieben hat und uns unterstützte. Ich bin voller Dankbarkeit, wenn ich an die Zusammenarbeit von Bauernmarkt und Bürgermeister Dumbs denke.
Wilfried Greipel, AWO-Vorsitzender:
„Als Bürgermeister hat sich Hermann Dumbs für eine jährliche Spende für die Arbeiterwohlfahrt (AW) Haag eingesetzt. Er unterstützte auch, soweit er konnte, die Mitgliederwerbung für Arbeiterwohlfahrt. Er hatte immer ein offenes Ohr, wenn die AWO vonseiten des Marktes Haag behördliche Unterstützung benötigte. Für die Repräsentations-Veranstaltungen hat er sich immer Zeit genommen.“


