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Teil II: Blick hinter die Kulissen

Weihnachten im Kloster: So feiern die Franziskanerinnen im Kloster Au am Inn

Die 87-jährige Schwester Paulina Calusic hat sich bis Weihnachten viel vorgenommen: Liebevoll häkelt sie mehrere Dutzend Sterne.
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Die 87-jährige Schwester Paulina Calusic aus dem Kloster Au hat sich bis Weihnachten viel vorgenommen: Liebevoll häkelt sie mehrere Dutzend filigrane Sterne. 

Weihnachten im Kloster: Die Franziskanerinnen in Au am Inn begehen Heilig Abend gemeinsam. Was sich die Schwestern an den Feiertagen schenken und was für Oberin Roswitha Otter „weihnachtlicher Luxus“ ist.

Gars - Wenn Oberin Roswitha Otter von weihnachtlichem Luxus spricht, dann meint sie mitnichten weder eine protzige Uhr noch eine Perlenkette. Was die Franziskanerin als Luxus bezeichnet ist mit keinem Geld der Welt zu kaufen. „Weil die Kirche ja gleich neben unserem Kloster ist könnten wir bequem mit Hausschuhen zur Christmette gehen. Und unsere Kranken, die im Bett liegen, dürfen per Lautsprecher der Christmette lauschen. Quasi von einer warmen Stube aus, wenn das kein Luxus ist, dann weiß ich es auch nicht mehr“.

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In der Vorweihnachtszeit haben es die Schwestern in Au direkt ein bisschen „gnädig“, wenngleich sich deren Geschäftigkeit nicht auf das Verpacken von Geschenken bezieht. Vielmehr wird das Kloster dekoriert und mit Christbäumen ausgestattet. „Die Bäume leuchten aus Energiespargründen aber nicht den ganzen Tag sondern nur zu den Abendstunden“, betonen die Schwestern. Für Sternenglanz, der ebenfalls nicht käuflich zu erwerben ist, sorgt seit langem die 87-jährige Schwester Paulina Calusic. Die Ordensfrau stammt gebürtig aus Bosnien. Sie versteht sich prächtig aufs filigrane Häkeln von kleinen und großen Sternen. Die Augen der Schwester leuchten wenn sie von ihrem Hobby erzählt. „Bis zum Heiligen Abend muss ich noch 30 Sterne häkeln und stärken, damit sie an unseren Christbäumen schön aussehen“. Schwester Paulina gönnt sich einen Schluck Kaffee und dann wickelt sie sogleich für den nächsten goldenen Stern das Garn um ihre Finger.

Eine große Krippe verkündet im Kreuzgang das Geheimnis der Weihnacht

Schwester Franziska Westner, ein weiterer kreativer Kopf im Kloster, ist für den Weihnachtsschmuck in den Räumlichkeiten zuständig. „Manchmal bin ich beim Dekorieren von meinen eigenen Ideen überrascht“, lacht die 55-Jährige, die von den 13 Schwestern in der Gemeinschaft die jüngste ist. Hier noch ein Zweiglein, da noch eine Lichterkette oder eine Kugel, damit die Gestecke im Haus des Weihnachtsfestes auch würdig sind.

Oberin Roswitha Otter baut in tagelanger Arbeit im Kreuzgang eine große Krippe auf.

Besonders viel Arbeit steckt die Oberin höchst persönlich in die Weihnachtsvorbereitungen. Vor vielen Jahren bekam die Klostergemeinschaft von einer ehemaligen verstorbenen Schülerin eine teppichgroße Krippe vererbt. Wie die Oberin verkündet machen sich jedes Jahr gute Geister des Hauses daran im Wald Moos zu sammeln, das dann als Unterlage für die Krippe gilt, die Roswitha in tagelanger Arbeit im Kreuzgang aufbaut. Und zwar nicht nur zur Freude der Schwestern sondern auch die Kinder des Personals staunen jedes Jahr über die vielen Figuren, die das Geheimnis der Weihnacht erzählen.

Berührendes Ritual mit dem Jesuskind aus Bethlehem

Dann holt Schwester Roswitha noch eine Schachtel aus dem Schrank. Zum Vorschein kommen selbst entworfene Sterne aus Seidenpapier. „Die Sternen zieren über die Weihnachtszeit unsere Fenster“, gibt die 75-Jährige preis.

Das Jesuskind ist aus Olivenholz gefertigt und stammt aus Bethlehem. Die Ordensschwestern vertrauen im ihre innigsten Wünsche an.

Was ihr jedoch noch mehr Herzen liegt ist ein Jesuskind, geschaffen aus Olivenholz. Vorsichtig packt die Oberin die Figur aus, zu der es eine kleine Geschichte gibt. „Das Jesuskind habe ich 1996 bei meinem Besuch in Bethlehem gekauft“. Und genau diese Figur spielt am Heiligen Abend bei den Schwestern eine bedeutende Rolle. In den Abendstunden des 24. Dezembers darf nach weihnachtlichen Liedern jede Schwester das Jesuskind in der Hand halten und dabei eine Bitte oder auch Dankesworte formulieren. Das kann in Gedanken geschehen, oder auch laut ausgesprochen werden. Dieses berührende Ritual empfindet die Gemeinschaft als sehr erfüllend.

Gibt’s bei den Franziskanerinnen aber eigentlich auch Weihnachtsgeschenke? Da hat die Oberin ihre eigene Auffassung. „Wenn eine Schwester was braucht bekommt sie es während des Jahres und nicht unbedingt an Weihnachten“. Sollten tatsächlich Kleinigkeiten verteilt werden, so liegen diese Präsente nicht unter dem Baum sondern im privaten Zimmer der jeweiligen Schwester. Wie das Christkind erfahren hat würde sich eine Klosterschwester heuer besonders über einen Katzenkalender freuen. Ob dieser Wunsch in Erfüllung geht? „Das weiß nur das Christkind“, sagt die Oberin achselzuckend. Aber vielleicht hilft in diesem Fall die Gemeinschaft ein wenig nach.

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