Klosterbad Gars ganz unkonventionell
So eisig ist das Wasser und dann soll die Eröffnung steigen
Kalt und erfrischend wird es werden, das neue Klosterbad in Gars, das ein idyllisches Schwimmen ohne Personalaufwand ermöglichen soll.
von Gunter Fuchs
Gars – Sie haben es tatsächlich getan! Schon vorab wurde gemunkelt, dass bei der Auftaktveranstaltung für die angestrebte Wiedereröffnung des Garser Klosterbades tatsächlich jemand ins Wasser steigen könnte. Die Zweite Bürgermeisterin Hildegard Brader zeigte ganzen Einsatz für ihr Herzensprojekt und nahm am Freitag die Wiedereröffnung schon einmal vorweg, solidarisch und ganz fachbereichsbezogen begleitet von Daniela Fischer vom Bauamt :„Gefühlte Wassertemperatur zehn Grad, tatsächlich etwa zwölf 12 Grad!“. Als erprobte Eisbaderin schwamm Fischer gleich mal eine Bahn, so weit wollte die bekennende „Warmbaderin“ Brader dann doch nicht gehen.
Die beiden fanden ein beachtlich großes Publikum, das mit Applaus nicht sparte:
Sauberes und kaltes Wasser direkt aus dem Bach
Über 40 Personen, darunter einige Familien, waren dem Aufruf der Gemeinde gefolgt und hatten sich am Naturschwimmbecken versammelt, wo Bürgermeister Robert Otter das besondere Konzept des geplanten Freibades erläuterte. Dieses kommt mit seinen 30 mal 35 Metern Außenmaß auf eine beachtliche Wasserfläche von über 1000 Quadratmetern und ist eingefasst von schrägen Betonwänden. Der Boden ist aus Lehm, bei einer Wassertiefe von bis zu zwei Metern. An zwei Seiten ist das Becken in sonniger Lage von einer Wiese mit Obstbäumen umgeben, und das Gelände insgesamt von einer Hecke. Gespeist wird das Becken von einem Bach, der den benachbarten Berg herabfließt. So ist das Wasser von sehr guter Qualität – und kalt.
Bürgermeister Otter sprach daher treffend von einem „Klosterbad mit Erfrischungsfaktor“, denn selbst im Sommer ist es eher unwahrscheinlich, dass die Wassertemperatur die 20-Grad-Marke knackt. Andererseits friert das Gewässer im Winter wegen des permanenten Zuflusses aber auch nicht zu, Eisbader wie Fischer dürfen sich also freuen, denn das Klosterbad soll zu jeder Tages- und Jahreszeit offenbleiben.
Der Zutritt wird allerdings nur durch eine Tür mit sehr hoch angebrachter Klinke möglich sein, um kleinere Kinder nicht zu gefährden. Das ist Teil eines Sicherheitskonzepts, mit dessen Erarbeitung Fachleute in München beauftragt wurden, die schon für ein Naturbad in Heldenstein ein vergleichbares Konzept erstellt haben. Dieses Konzept wird die Gemeinde bezahlen, aber der restliche Ausbau muss sich angesichts der Haushaltslage aus Spenden finanzieren und im Idealfall von freiwilligen Helfern durchgeführt werden. Bei diesem Informationstreffen ging es auch darum, Unterstützer zu finden, die ein Netzwerk für die Inbetriebnahme und Betreuung des Bades bilden, wobei dieses ohne Personal auskommen soll, ohne Bademeister und ohne Kassierer am Eingang. Rettungsgerät wird vorhanden sein, ein sicherer Weg ins Wasser sowie mittelfristig sanitäre Einrichtungen. Zunächst wird man sich wohl mit einem mobilen Klohäuschen behelfen.
Kein Vergnügungsbad und wenig Risiko
Ob es nicht zumindest eine kleine Rutsche geben werde, fragte eine Mutter. Klare Antwort von Brader: „Nein, denn keine Rutsche ohne Beteiligung des TÜVs!“
Otter stellte klar, dass nur ein einfaches Becken zum Schwimmen geplant sei. Natürlich berge das Konzept ein gewisses Restrisiko, aber man müsse auch einmal den Mut haben, ein überschaubares Wagnis einzugehen und sich vor allem auf die Vernunft und Zivilcourage der Mitmenschen verlassen: „99 Prozent Vernünftige passen auf das eine Prozent Unvernünftige auf“, brachte Otter das Konzept auf den Punkt. So ist zu hoffen, dass das Gelände sauber bleibt und die Nachbarn nicht durch zu große Lautstärke gestört werden. Von den Umstehenden gab es zu diesem Mut zu Unkonventionellem viel Beifall. Angesichts der vielen Anwesenden und über einem Dutzend weiterer Helfer, die sich im Rathaus gemeldet haben, bestehen gute Chancen, dass es im Mai tatsächlich losgehen kann. Bis dahin sind auch die Karpfen umgesetzt, die derzeit noch im Wasser schwimmen. Kleinere Fische werden sich wohl das Bad mit den Schwimmern teilen.
Gesprochen wird übrigens wieder vom „Klosterbad“. Die Bezeichnung „Zölibad“ erschien manchen Ordensleuten gerade in diesen kirchenkritischen Zeiten dann letztlich doch die Gefahr von Missverständnissen und Irritationen in sich zu bergen. Zumal ja nicht jeder mit dem spezifischen Garser Lokalkolorit vertraut ist, der geprägt ist von einer vertrauens- und durchaus auch humorvollen Zusammenarbeit von Kloster und Gemeinde.