Sagen und Legenden aus der Region
Als der Teufel zum Brückenbauer wurde – wie Teufelsbruck bei Gars am Inn entstand
Unsere Region bietet seit jeher Stoff für Geschichten, die sich um die Berge, die Landschaft und die Bewohner drehen. OVB24.de hat für Euch die spannendsten Sagen und Legenden zusammengefasst. Heute: Die Teufelsbruck bei Gars.
Gars am Inn/Soyen – Dem Teufel war in der Hölle langweilig geworden. Also beschloss er, auf Seelenfang zu gehen. Aber wo nur sollte er auf die Pirsch gehen? Nach einer Weile kam ihm die leuchtende Idee. „Ha, weiß schon! Im Altbayrischen werd‘ ich mich umtun. Die Mannerleut dort saufen, raufen, sakramentieren, und die Weiberleut‘ … die Jungen öffnen den Burschen nächtens die Kammerfenster und die Alten richten die Leut aus. Ich mein‘, da hab‘ ich Glück!“
Teufel macht sich auf in unsere Region
Sprach der Beelzebub und machte sich auf in unsere schöne Region. Auf seinem Weg kam er an den Klöstern von Au und Gars vorbei. Der Weihrauchgeruch bekam dem Höllenfürsten ganz und gar nicht. Pfui, wie das stank! Von seinem Ekel angetrieben eilte er schnell flussaufwärts und gelangte in eine einsame, ruhigere Gegend. Dort stand der Wald von Au bei Gars am Inn so dicht, dass dort kaum ein Durchkommen war. Der Teufel rutschte die Innleiten hinab und kam zum Fluss. Das Gewässer floss dort wild und reißend durch die Schlucht.
Teufel baut Brücke über den Inn
„Hüben Steilwand, drüben Steilwand!“, seufzte der Böse entmutigt. Ein Übersetzen war ihn unmöglich, auch mit Anlauf würde er es nicht schaffen, ans andere Ufer zu gelangen. Also beschloss er, dass er sich eine Brücke bauen müsse. Gesagt, getan: Schnell machte sich der Antichrist ans Werk. Im Auwald lagen überall noch riesige Findelsteine herum. Diese waren während der Eiszeit dort liegengeblieben. Der Teufel packte den größten dieser gewaltigen Steine und warf ihn in den Inn. Ein Erfolg, der erste Pfeiler für seine Brücke stand! Anschließend schleppte er einen zweiten Findling heran und schleuderte ihn unter großer Wucht ins Wasser. Damit stand auch der zweite Pfeiler. „Des langt“, sagte der Teufel, setzte im Dreisprung über den Inn und machte sich von Dannen.
Schiffbruch auf dem Inn
Einige Wochen nach diesem Vorgang begab es sich, dass von Wasserburg aus ein Kaufmann mit seinem Schiff auf dem Inn daherkam. Da der Nebel die vom Teufel ins Wasser geschmissenen Findlinge verdeckte, blieben sie für die Inn-Fahrer unsichtbar. Das Unheil nahm seinen Lauf: Plötzlich tauchte einer der riesigen Felsen vor dem Schiffsbug auf und es krachte. Die Ware des Schiffs versank in den Fluten und die Ruderknechte ertranken im reißenden Nass des Inns. Nur der Schiffsmeister konnte sich ans Ufer retten. Erst jetzt sah er die zwei Felsen im Wasser. „Die waren doch früher nicht da! Da hat der Teufel eine Brücke bauen wollen!“, schimpfte er vor sich hin.
Wieder sicher zu Hause angelangt, ließ er allen Innschiffern eine Botschaft mit einer Warnung zustellen. „Schiffsleut‘, habt Acht! Zwischen Rieden und Gars hat der Teufel eine Brück gebaut. Hütet euch vor der Teufelsbruck!“
An dieser Stelle, an der der Teufel den Inn überquert hatte, wurde später ein Kraftwerk errichtet. Ein wenig weiter oberhalb entstand ein kleines Dorf. Dieses nannten die Menschen zusammen mit dem Kraftwerk „Teufelsbruck“
fgr/Einmayr Max, Inntaler Sagen, Sagen und Geschichten aus dem Inntal zwischen Kaisergebirge und Wasserburg, Oberaudorf 1988, S. 189