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700 Jahre Marktrecht in Haag

Wie sich die Märkte in Haag über die Jahrhunderte verändert haben

Die kaiserliche Familie ist zum Jubiläum angesagt.
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Die kaiserliche Familie ist zum Jubiläum angesagt.

Tradition und Moderne: Im Lauf der Jahrhunderte hat sich der Charakter der Märkte in Haag stark gewandelt. Wo einst Wachsstöckerl für bäuerliche Traditionen verkauft wurden, gibt es heute Angebote von Winterwaren bis hin zu Taschenmessern und Topfdeckelhaltern.

Haag – Der Markt Haag trug über Jahrhunderte sein Charakteristikum im Namen: den Markt. Er blieb bis heute Garant dafür, dass in der einstigen Grafschaft das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben pulsierte.

Von den vielen Traditionsmärkte sind nur wenige übriggeblieben: Fastenmarkt, Pfingstmarkt, Herbstmarkt, Allerseelenmarkt und Christkindlmarkt. Früher besuchten die Haager pro Jahr 64 Märkte: Vierteljahresmärkte, Viktualienmärkte, also für Lebensmittel, Wochenmärkte und Viehmärkte.

Wachsstöckerl für das Aufbetten

Bis 2006 gab es den Lichtmessmarkt zum katholischen Lichtmesstag am 2. Februar. Bis in die 90er Jahre füllte der Anlass zumindest den „Gasthof Freundl“ an der Hauptstraße. Der wichtigste Artikel auf dem Haager Marktberg war zu Lichtmess bis zur ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts das Wachsstöckerl, eine meterlange dünne Kerze, die rechteckig, rund oder an Haltern aufgewickelt war. Die bäuerliche Tradition verlangte einst, dass der Knecht der Magd ein Wachsstöckerl zu Lichtmess für das Aufbetten übers Jahr schenkte. Das holte er sich am Marktberg auf dem Haager Lichtmessmarkt, um sich dann mit seinen Kollegen aus dem weiten Umland in einer der örtlichen Gastwirtschaften zu treffen.

Mit Wachsstöckerl deckten sich früher auch die Haushalte ein. Da die Haager Kirche früher kein elektrisches Licht hatte, nahm man zum Rosenkranz vor allem für die Verstorbenen sein „Liachtl“ mit. Zuhause zündeten es die Leute zum Gebet an, besonders aber wenn eine Frau ein Kind gebar oder jemand im Sterben lag.

Der Tote bekam dann als Seelenlicht ein Stück vom Wachsstöckerl um die Hand gewickelt. Für die Knechte und Dienstboten setzte die „Schlenklwoche“ ein. Da gab es den Lohn und die einzigen paar Tage Urlaub. Wer seine Stellung wechseln wollte, tat es jetzt. Auch die Bauern suchten sich nach Bedarf neues Personal und zahlten ihr „Drogeld“, den Einstand.

Der Christkindlmarkt und der Pfingstmarkt sind die jüngsten.

Offizieller Ausgangspunkt

Den offiziellen Ausgangspunkt der Verleihung des Marktrechts durch Kaiser Ludwig den Bayern 1324 zitiert auch die „Churbayrische Landesbeschreibung“ 1700. Neben der „Freyheit wochentlichen Marckt und Schrannen“ ist viermal „Ross- und Vich-Marck befugt“. Für den Getreidemarkt war der Absatz von jährlich 4000 Schäffel Getreide bezeugt. Dabei galten die Haager als eigen, allein schon wegen ihrer eigenen Maße. Das Haager Schäffel wog 266 Liter, ein bayerisches dagegen 216.

Die Märkte waren bis in die Neuzeit am „Berg bei den Fleischbänken“, der heute Marktberg heißt. Mitten am Marktplatz stand im Gegensatz zu heute, wo an dieser Stelle nur der Maibaum zu bewundern ist, bis 1815 das Gerichtsgebäude und davor die Schranne. Dann kamen Marktverwaltung und Amtsgericht. Schon früh mussten die Schweine weichen, weil sie den Boden aufwühlten und den Herren Richtern unangenehm in der Nase lagen. Sie wurden auf den Bräuhausplatz verbannt, wo man noch bis in die 60er Jahre den Viehmarkt abhielt. Dort befand sich auch das Waaghäuschen, für das der Haager Schrannenmeister zuständig war. 1763 ist der Schrannenmeister Hanns Angermayr genannt, dazu Korn- und Getreidemessen und der Waagmeister Philipp Schwärzenstaller.

Die „Herren Händler und Ökonomen“ seien darauf aufmerksam gemacht worden, hieß es in der Zeitung vor 150 Jahren zu Lichtmess, dass „eine große Frequenz gesichert“ sei. Darunter stand der Verweis auf den Schluss der Hasenjagd: „Von Mariä Lichtmess an hat Meister Lampe bis 15. September wieder Ruhe.“

Bürgermeister Jäger forderte in den 30er Jahren die „Herren Ökonomen“ auf, nur Tiere mit vorschriftsmäßigem Ursprungszeugnis mitzubringen, andernfalls würden sie unter polizeilicher Begleitung sofort an den Herkunftsort zurückgebracht.

Zehn Prozent auf alle Winterwaren

Eine Extraauktion kündigte das Kaufhaus Max Seifried an mit zehn Prozent auf alle Winterwaren, so an Sonntags- und Arbeitshosen, Monteuranzügen und Mützen. Unter dem 35-Pfennig-Bazar fanden sich schließlich folgende Artikel: Taschenmesser, Tortenkühler, Topfdeckelhalter, Zeitungshalter und „Bürsten jeder Art“. Trotz „allgemeinem stillen Geschäftsgang“ fanden schließlich am Bräuhausplatz 25 Ochsen und 44 Schweine neue Besitzer.

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